Bronzemedaillengewinner

Bestimmt fragt Ihr Euch seit Tagen, was aus Philipps Reiseplänen nach Johannesburg zu den südafrikanischen Schulmeisterschaften geworden ist. Ihr fragt Euch zurecht.

Wir haben es tatsächlich geschafft, eine der härtesten Reisenüsse zu knacken, die uns jemals über den Weg gerollt ist. Aber wir haben es geschafft.

Philipp ist direkt vom Robbenkayaken (Robbenkayaken? Nicht gelesen? HIER gibt's nochmal die Gelegenheit) mit quasi noch kayaknasser Hose zum Internationalen Flughafen Walvis Bay gebracht worden von seinen Eltern, die sich fragten, was sie da tun. Ihren 16jährigen alleine in eine der gefährlichsten Städte der Welt zu schicken.

Aber der 16jährige war sich völlig sicher, dass es eine mega Idee ist und so kann man als besorgter Elternteil nichts tun, als darauf zu vertrauen, dass wenn er es sich zutraut, wir es ihm auch zutrauen. Und ein bisschn südafrikaerfahren ist er ja nun auch schon, so dass er nicht alleine irgendwo in dunklen Ecken des Flughafengeländes herumrennt und mit der mitgegebenen Kreditkarte und dem Handy herumwedelt.

Walvis Bay International ist vermutlich einer der kleinsten und absurdesten internationalen Flughäfen der Welt. Aber hey, es gibt Direktflüge nach Johannesburg und Kapstadt. Wir haben in der halben Stunde, die wir dort waren, so viel Aufsehen erregt, dass wir das Kind alleine fliegen lassen, ich glaube, wir haben jeden Flughafenmitabeiter kennengelernt. Was auch gut war, denn unsere handgeschriebene Einverständniserklärung, dass Philipp alleine das Land verlassen darf, war nicht ausreichend. Wir brauchten einen Stempel von der Polizei. Die freundliche Polizeibeamtin allerdings wollte uns ein schönes Formular mitgeben, nicht unseren Schmierzettel abstempeln. Sie war allerdings die langsamste Schreiberin aller Zeiten und es war ihr nur schwer zu erklären, dass Alexander Michael Richard Erb drei so lange Vornamen hat, sich dann aber nur drei Buchstaben für den Nachnamne gönnt. Und mein Doppelname, was für ein sonderbares Konzept für sie, wenn sie auch verstanden hat und sehr plausibel fand, dass ich gerne ein paar Buchstaben von meinem Mädchenamen aufgehoben habe, um nicht auch mit nur drei Buchstaben dazustehen.


Philipp wurde dann also bald aus Zeitgründen, denn die Zeit schritt voran, gleichzeitig am einen Ende der Halle von Sandi eingecheckt, während ich Daten unserer Personalausweise für die nette Polizistin aufbereitete, dass sie in ihr Formular passten.

Nicht ganz klar machen konnte ich ihr jedoch, wieso ein deutscher Teenager aus einem Urlaub in Namibia nach Johannesburg fliegt, um an den südafrikanischen Meisterschaften teilzunehmen und dass er dann nicht nach Walvis Bay, sondern nach Windhoek zurückfliegen würde.

Zwischen dem Checkin und dem Polizeschalter rannte ein freundlicher Herr von der Security hin und her, um zu sehen, dass alles seiner Dinge geht und der sich Philipp schnappte, sobald das Formular unterschrieben und abgestempelt und der Boardingpass ausgestellt waren. Keine Zeit für tränenreiche Abschiede, schwupps war er weg, unser Philipp.

Wir waren gerade noch rechtzeitig über den Parkplatz gerannt, um einen Blick übers Rollfeld zu erhaschen, da kam Philipp auf der anderen Seite auch schon aus dem Gebäude heraus, ging in seiner Daunenjacke über das bei 37 Grad glühend heiße Rollfeld und war im Flugzeug verschwunden.

Dann reißt der Informationsfluss etwas ab und ich kann nur Bruchstücke von Erzählungen zu einem ganzen Bild zusammensetzen.

Also, Philipp ist gut angekommen, wenn seine Mannschaft auch über drei Stunden Verspätung hatte. Da es sich bei dem Event aber um die Meisterschaften der Wintersprtarten handelte - und ja, Südafrika hat ein anderes Verständnis von Wintersprtarten als wir - waren um die 3000 Athleten anwesend, alle auf unterschiedliche Hotels und Sportstätten verteilt. Und es gab sogar einen Shuttleservice, der die Mannschaften vom Flughafen abgeholt und von ihren Hotels zu den Sportstätten gebracht hat. Nicht immer zu den richtigen Sportstätten. Aber das ist eben Südafrika.

Einen Turnierplan gab es nicht, aber immerhin sowas wie eine Gruppeneinteilung. Südafrika hat neun Provinzen und Philipps Mannschaft vom Wester Cape qualifizierte sich in der Gruppe mit den vier Mannschaften für das Halbfinale. Hin und wieder wurde das Turnier wegen Loadshedding unterbrocen, hin und wieder doch ein Generator angemacht, man bleibt flexibel. Als Organisator genauso wie als Sportler.

Das Halbfinale hat das Western Cape gegen den späteren Turniersieger Mpumalanga verloren. Das Spiel um Platz drei dann jedoch in drei Sätzen gewonnen, so dass Philipp eine wunderschöne Bronzemedaille mitgebracht hat.

Er sagt, es war ein sehr besonderes Erlebnis und dass es sich sowas von gelohnt hat.

Und wir freuen uns mit ihm, wer kommt schon zu so einem besonderen Ereignis, dass er als Deutscher die südafrikanischen Schulmeisterschaften im Volleyball spielen darf?

Außerdem sind wir stolz, denn irgendwas muss Philipp auf unseren Reisen ja schon mitbekommen haben, zumindest ausreichend Mut und Selbstvertrauen, alleine nach Johannesburg und wieder zurück zu reisen.

Und inzwischen ist er auch wieder da. Kam mit einem grauenhaft frühen Flug von Johannesburg nach Windhoek, wo er von seinem ehemaligen Klassenkameraden Danik (Danik? Wer ist Danik? Gerne HIER  nachlesen) vom Flughafen abgeholt wurde, sie gemeinsam den Tag verbracht haben und Philipp dann in den Bus nach Süden gesetzt wurde. Wir haben in der Zwischenzeit unsere Reise ein wenig umgeplant, sind von Sossusvlei nicht nach Süden weitergefahren, sondern erstmal Richtung Osten nach Maltahöhe, von wo es quasi ein Katzensprung von nur noch 120 km nach Mariental war, wo der Bus Philipp wieder ausgespuckt hat.

Uns hat es ein paar Kilometer Umweg gekostet, die sich am nächsten Tag allerdings als ein paar sehr gut investierte Umwegkilometer entpuppt haben.

Die Landschaft war ein Traum. Berge, Berge, Berge. Rote Berge, schwarze Berge, gelbe Berge, braune Berge, graue Berge. Schroffe Berge, runde Berge. Hohe Berge, niedrige Berge. Spitze Berge, Tafelberge. Berge mit Sandflanken an den Leeseiten, Berge, die zu einem Haufen runder Felskugeln erodiert sind und sogar gestreifte Berge. Es war wie ein Wunderland. Landschaft in pastell, Landschaft in satten Erdtönen. Weite Hochtäler, enge Flusstäler. Leere Landschaft, dann wieder Bäume in der sonst leeren Landschaft, dann Steinhaufen, Felsen und Kameldornbäume. Oder nur Felsen. Grasmeere, die zwischen den Bergen schwappten in goldgelb oder silbergrau. Changierende Ebenen in rot und gelb, rot und grau oder rot und weiß.
Und über etwa eine Stunde lang sogar ein leichter Schimmer von grün über allem. Dort hatte es vor etwa zehn Tagen geregnet und aus den abgefressenen, vertrockneten Grasbüscheln trieben tatsächlich frische, kleine Halme. Ganz zarte Halme, die die Landschaft zart grün färbten. Vermutlich ein Grün, das mal gar nicht wahrnehmen würde, wenn man nicht so lange kein Grün mehr gesehen hätte. Und irgendwo in den weiten Ebenen, irgendwo ganz weit hinten, Oryxantilopen oder Straußen, die beide so unglaublich gut hineinpassen in diese sagenhaft schöne Welt.



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