Penduka Village

Weiter geht es, immer weiter. Wir haben bereits Windhoek hinter uns gelassen und düsen wieter Richtung Norden, Richtung Etosha National Park. Ein verrückter kleiner Ritt, ein Katzensprung von 2100km von Kapstadt bis hier oben und ein bisschen irre, das in nur 4 Tagen zu fahren. Aber so war der Plan. Verrückt schnell hoch und dann dann langsam und gemütlichen runtertingeln.
Neben der Strasse begleiten uns seit Tagen endlose Streifen und Meere von vertrocknetem Gras, deren Samenstände je nach Tageszeit und Licht goldbraun, braugelb oder silbergrau glänzen. In den Bäumen hängen Webervogelnester, entweder die süßen kleinen Einzelnester oder aber die riesigen Nistkolonien der Social Weaver Birds,die für jeden auserkorenen Baum ein Graus sein müssen. Welcher Baum will schon diese gigantischen Nester in seiner Krone mittragen müssen?

Auf diesem Streckenabschnitt verteilen sich außerdem risiege Termitenhügel gleichmäßig in die Landschaft. Mannshohe, bis zu baumhohe, rotbraune Termitenhügel, teilweise von erstaunlich tollkühner Architektur und man könnten beinahe den Eindruck bekommen, die Termiten würden sich bereicht machen, die Weltherrschaft zu übernehmen. Von hier aus. Von irgendwo zwischen Windhoek und Otjiwarongo. Bei so vielen Hügeln und der unglaublich großen Anzahl an Termiten, die jeden Hügel bewohnen müssen, wow, was wäre das für eine Macht.

Aber zurück zu Windhoek.
Windhoek war wie erwartet und auch anders.
Erwartet habe ich eine heisse, trockene, staubige Stadt irgendwo in der Wüste mit unansehnlicher, nichtssagender, vielleicht etwas zu monumental geratener Architektur mit deutschen Straßenschildern und Bäckereien.

Bekommen haben wir eine gestern angenehm warme, trockene Stadt mit doch erstaunlich viel Grün mit weitestgehend unansehnlicher, nichtssagender, etwas zu monumental geratener Architektur, gesprenkelt mit ein paar deutschen Kolonialbauten, deutschen Strassenschildern und Restaurants, in denen es Eisbein gibt. Eine Bäckerei hätten wir sicher auch gefunden, wenn wir sie gesucht hätten. Nachdem die Männer das Thema Brot in Afrika aber weitestgehend abgehakt und sich dem Schicksal Toast ergeben haben, haben wir gar keine Bäckerei gesucht. Aber Windhoek war so übel gar nicht wie wir es es erwartet hatten. Das war mal wieder der von mir so genannte Nairobieffekt - erwarte das absolut Schlimmste von einem Ort und er kann Dich positiv überraschen. So wie es mir beim ersten Besuch in Nairobi ergangen ist. Die Hölle auf Erden erwartet und dann hatte die Stadt doch tatsächlich ihre nettten Seiten.

iIn Windhoek jedenfalls haben wir all unsere Besorgungen machen koennen, sowas wie eine namibische (namibianische???) SIM-Karte, Lebensmittelvorräte für die nächsten Campingtage, einen warmen Pullover für Sandi und Trockenfleisch für Raphael. Für einen kleinen Spaziergang in der Stadt, ein Mittagessen auf der Dachterrasse des Independence Museums, genannte Kaffefilter (wer das Gebaeude gesehen hat, der weiss, warum es so heißt und man fragt sich, wieso der Architekt ein Gebäude entworfen hat, das gezwungenermaßen den Titel Kaffeefilter bekommen musste).
Und für ein wirklich nettes Abendessen mit Philipps ehemaligem Klassenkameraden und dessen Mutter, welche als 6-köpfige Famiilie letztes Jahr im Oktober nach Namibia und in ihre Heimat ausgewandert sind. Der Abend war äußerst kurzweilig und wäre bestimmt auch noch ein bisschen länger geworden, wenn wir nicht ins Penduka Village zurückgemusst hätten. Unsere Unterkunft in einem Community Project in einem Township. Wir waren eindringlich gebeten worden, nicht zu spät am Abend zurückzukehren und an solchen Rat hält man sich doch besser, wenn man selbst so keine Ahnung hat.

Penduka Vilage ist ein Kleinod am Stausee Windhoeks. Direkt am Wasser gelegene kleine Rondavels, in denen wir übernachten durften, ein Restaurant mit Blick auf den Sonnenuntergang hinter dem See und Werkstätten, in denen Frauen nähen, sticken, batiken, töpfern, Glasperlen aus recycleten Flaschen herstellen und Stoffe bedrucken. Wir haben eine Führung durch die Werkstätten bekommen und ich konnte endlich alle meine Fragen zu den gebatikten udn bedruckten Stoffen, zum Schmelzen von Glas und zu den Stickarbeiten stellen und all die wundervollen Frauen haben mir all meine Fragen geduldig beantwortet. Unglaublich schöne Sachen, die sie dort herstellen.

Wenn Ihr Lust auf Shoppen habt und Euer Geld wirklich sinnvoll anlegen moechtet, Penduka hat sogar einen Onlineshop in Europa: Penduka Online Shop

Penduka ist ein Projekt, das Frauen unterstützt, ihre Familien zu ernähren. Hier wird alles von Frauen gemacht, erzählte mir eine der Mitarbeiterinnen. Bis auf den Rasen, den mäht ein Mann. Und sie haben einen Fahrer. Der ist auch ein Mann. Sonst sind es nur Frauen und das ist in einem Land wie Namibia eine ganz erstaunliche Leistung. Eine wahre kleine Oase der Ruhe haben die Frauen dort geschaffen, viel improvisiert, viel upgecycled, viel Liebe und Herzblut.
Wenn jemand also mal zufällig in Windhoek vorbeikommt und wirklich besonders wohnen möchte und mit seinem Aufenthalt ein wirklich mega cooles Projekt unterstützen möchte, dem empfehle ich das Penduka Village von ganzem Herzen.

Noch 36km bis zum Etosha Nationalpark.
Auf dem Weg heute haben wir schon Springboks, Straußen, Warzenschweine, Paviane, Falken und eine riesige Echse gesehen, der Sandi fast über den Schwanz gefahren wäre. Eigentlich schon fast genug Tiere für einen Tag. Einen klitzekleinen Gamedrive werden wir uns nach dem Zeltaufbauen dennoch nicht verkneifen können.
Wir berichten. 

Kommentare

  1. Das ist doch mal eine tolle Unterkunft

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das ist es, lieber Anonym. Etwas ganz besonderes.

      Löschen
  2. Danke für Deinen Blog. Wünsche Euch weiterhin eine wunderschöne Reise durch Namibia (-:

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf unserem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (https://kindundkegelsackundpack.blogspot.com/p/datenschutz.html) und in der Datenschutzerklärung von Google unter https://policies.google.com/privacy?hl=de