Ausflugszeit!

Hallo Ihr Lieben, 

ich bin in Verzug, ich weiß.

Ich musste die letzten beiden Wochen ein bisschen weiter von Corona genesen. Ist nicht unbedingt ne schnelle Sache, wenn man so ne komische Vorerkrankung hat. Aber ich denke, ich bin auf dem richtigen Weg. Außerdem hatten wir eine Sintflut, die Raphaels Zimmer und Bad, sowie unsere Waschküche mit eingeschlossen hat. Ich habe keine Ahnung, wo das ganze Wasser herkam - das vom Himmel und das in Raphaels Zimmer. Irgendeinen Zusammenhang gibt es. Aber wo der sich versteckt, das haben wir noch nicht herausgefunden. Ich hoffe, unser Vermieter klärt es bald. Zumindest vor der nächsten Sintflut.

Und trotz Coronagenesung und Sintflut hatten wir ein paar wunderschöne Herbsttage. So unglaublich klare Tage, dass man am Tafelberg jeden einzelnen Stein sehen kann. Das Abendlicht scheint sich noch mehr ins Zeug zu legen als im Sommer und den Devil's Peak in immer noch sattere Farben zu tauchen. Das Blau von Himmel und Meer scheint jeden Tag noch tiefer zu werden, wenn das auch gar nicht möglich erscheint.
Als ich am Wochenende an der Waterfront stand und den friedlich in der tief stehenden Sonne schlummernden Robben zugesehen habe, den vom Spätnachmittagslicht perfekt in Szene gesetzten Tafelberg hinter dem Hafen und vor dem strahlenblauen Himmel bewundert habe, davor den Signal Hill in tiefem Grün und dann auch noch einen Free Hug von zwei Mädels geschenkt bekommen habe, da war ich einfach nur dankbar, hier sein zu dürfen. 

Sandi und ich haben außerdem einen wundervollen Herbsttag auf Groot Constantia verbracht, einem der ältesten Weingüter Südafrikas. Und ich sag es, Euch, es war beglückend schön. Es war ein herrlich ruhiger Tag, einer perfekter Tag für einen Ausflug nach Constantia. Die geschmackvollen weißen Gebäude aus der Zeit der Holländer im Cape Dutch Stil. Die leise Melancholie der abgeernteten Weinberge. Die Blicke, Blicke, Blicke in die Berge und bis in die unendliche Weite der False Bay. Ein paar unter den Bäumen der Eichenalleen spielende Kinder. Und als wären sie in ein Bild von zurückhaltend eleganter Ästhetik hineingetupt worden, ein paar weiße Enten auf den ruhigen Wasserbecken, perfekt abgestimmt auf das Schneeweiß der Gebäude. 

Als Kontrastprogramm dazu der Flohmarkt in Milnerton. Keine ganz so schicke Gegend, nichts ganz so sehr aufeinander abgestimmt. Aber dennoch unglaublich spannend. Was für ein Flohmarkt. Dort gab es wirklich ALLES. Bis auf Marssonden, vernünftige Brezen und lebendige oder tote Kängurus vielleicht. Aber sonst gab es alles. Und es würde mich nicht wundern, wenn es Marssonden doch irgendwo gegeben hätte. Wir haben eine Gemütlichhose, ein paar Samosas, zwei Vögel aus Stein, zwei Steckdosenadapter und eine Nagelschere erstanden. Keine Sorge, alles sogar Neuware. Auch die Nagelschere. Und die Samosas. Aber es war mega spannend. Und so eine wirklich nette Stimmung, es hat sogar Raphael gefallen, der erst ziemlich skeptisch war und auch nur mitgekommen war, weil ich es auf dem Weg zu seinem neuen (gebrauchten Surfboard lag).

Und jaaaaa, das Kind hat sich ein neues - gebrauchtes - Surfboard gekauft. Kleiner, schmaler, dünner, schneller. Das kleine schnittige für die schnellen Wellen eben. Und als Raphael dann nach dem ersten Ausprobieren mit dem neuen Brett vom Strand zurückkam und ganz glücklich davon berichtete, wie toll es gewesen war und dass er den ganzen Nachmittag nur eine Welle bekommen hatte, die dafür aber so unglaublich perfekt gewesen war, da fiel es mir wie Schuppen von den Augen, warum er so wahnsinnig viel Spaß am Surfen hat: unser Raphael hat zum ersten Mal in seinem Leben eine wirkliche, wirkliche  Herausforderung gefunden. Etwas, für das er sich so richtig anstrengen muss. Etwas, das ihm nicht einfach zufällt. Er hat seinen Meister gefunden. Im Meer. Und das beste: es gibt quasi kein Limit nach oben!

Am vergangenen Samstag hat Philipp die Sichtung für das Volleyballteam Team der Schulen im Western Cape gespielt. Das Western Cape ist einer der neun Provinzen Südafrikas und sowas wie ein Bundesland. Nachdem Philipp die ganze Woche davor ziemlich krank im Bett gelegen hatte, war er Samstag auf den Punkt topfit. Und? Ja. Er ist weiter. Nächste Etappe: Sichtung für Team Südafrika. Wir gratulieren Philipp und freuen uns für ihn! 
.... wenn diese nächste Sichtung für das Team Südafrika nur nicht mitten in unseren bevorstehenden Winterferien wäre. In Johannesburg. Und wenn wir da nicht gerade irgendwo zwischen Swakopmund und Lüderitz in Namibia unterwegs wären. Und wer schonmal in Namibia war oder sich die Karte von Namibia ansieht, der wird nicht lange brauchen zu verstehen, dass das nun mal eine wirkliche Herausforderung darstellt. Einen 16-jährigen aus dem absoluten Nirgendwo ohne Bus- oder Zugverbindung über eine etwa 700km entfernte, nicht als besonders sicher geltende afrikanische Großstadt in eine andere als noch weniger sicher geltende und noch größere afrikanische Großstadt zu verschicken... und dann auch noch wieder zurückzubekommen. Falls jemand diese Woche gerne statt für Eier Geld für einen privaten Charterflug von Windhoek zum Airstrip von Aus schicken möchte, immer her damit. Am besten ab dreistellig, damit es vielleicht gleich für einen Privatflug von Johannesburg nach Lüderitz langt. ;)
Eine harte Reisenuss. Aber zum Glück bin ich Spezialistin, harte Reisenüsse zu knacken.

Gestern sind Sandi und ich spontan nach Stellenbosch. Das Wetter hat zum Ausflug gedrängt und wir dachten, ein Straßenmarkt wäre ein gutes Ziel. War es auch. Hat sich voll gelohnt. Es war so nett. Irgendwie können die Südafrikaner das. Alles ist einfach immer schön. Improvisiert und trotzdem immer schön. Und einladend und freundlich. Immer sind alles und alle einfach freundlich. Es ist herzerfrischend.
Und auf dem Rückweg auf einer Straße in Richtung Berge, da haben wir etwas gesehen, haltet Euch fest, Sandi nannte es Schnee! Ganz oben auf dem Berg. Ich meine, nachts hatte es am Wochenende 3 Grad. Da darf es in den Bergen schon auch mal schneien. Aber dennoch, ich kann nicht glauben, dass das Schnee war. Vielleicht war es ein besonderer Granit? Besonders weiß. Der berühmte Stellenbosch Gipfelgranit. Oder Marmor. Oder was auch immer. Ich nenne es jedenfalls nicht Schnee, sondern weiß erscheinende, unbekannte Substanz mit unbekannter Konsistenz und Herkunft. 

Beim Thema Schnee fällt mir Hanna ein (sie weiß warum, ganz liebe Grüße) und dass ihre Eier gerade auf dem Herd kochen. Und denen schenke ich jetzt mal meine ungeteilte Aufmerksamkeit.
Falls jemand anderes auch noch Eier gekocht haben möchte, jederzeit. 
Von was ich rede? Nicht aufgepasst? Hier gehts zum Eierpost.

Von dieser Robbe hier übrigens ganz besonders liebe Grüße!


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