Zeitenreise
Wenn ich Euch sage, wo ich gerade bin, Ihr glaubt es nicht. Wetten?
Ich bin im Flugzeug.
Zwischen Amsterdam und Kapstadt, mein Bildschirm sagt, wir nähern
uns Angola.
Gott,
was bin ich froh, wenn dieses Flugzeug landet.
Aber
angesichts der Tatsache, dass ich gerade nicht mit dem Stillen eines Babys und
dem zum Schlafen Überreden eines überdrehten Kleinkinds beschäftigt bin, so wie
die Frau neben mir, die um zwei Uhr aufgestanden ist, um ihren Flug ab London
zu nehmen, habe ich es doch eigentlich ganz gut. Ich kümmere mich nur um meinen eigenen Hunger und meinen eigenen Schlaf und hatte es offenbar eigentlich ganz gut, dass ich immerhin
bis vier Uhr schlafen konnte.
Aber was
zum Teufel mache ich hier eigentlich? Was soll das mit Amsterdam?
Ich fliege zurück.
Nach einem kleinen Wochenend-Citytrip nach München.
Nach
München?
Ja, nach München.
Da hättet Ihr mich zuletzt vermutet, stimmt‘s?
Donnerstag spät abends hin, Dienstag in aller Herrgottsfrühe zurück.
Ich weiß nicht, was
mehr schmerzt, mein Hintern oder meine CO2-Bilanz. Vermutlich letztere. Weil
die tut es nachhaltiger.
Sandi
hat die Prozedur schon eine Woche zuvor hinter sich gebracht. Er hatte
allerdings das wesentlich bessere Los was den Hintern angeht. Er ist mit
Emirates geflogen, während ich bei KLM darben muss. Und ich kann nur eines sagen: für einen
Langstreckenflug über Nacht kann ich KLM nicht im geringsten empfehlen. Dafür hat
Sandi beim Wetter eindeutig den Kürzeren gezogen, denn der Regen und die Kälte
waren immer da, wo Sandi war, während für mich an beiden Orten die Sonne geschienen hat. Ein bisschen sonderbar war es dennoch, denn aus dem Herbst ins volle Frühjahr zu fliegen, ist einfach nur bizarr. Es kam mir vor, als wäre ich wochenlang weg gewesen, fast so, als hätte ich die gesamte Zeit zwischen Herbst und Frühjahr mitgenommen. Vielleicht liegt es am großen Reiseanteil während der Abweisenheit. Oder daran, dass so ein Gehirn denkt, wenn es weit gereist ist, müsste es auch lange gereist sein. Und vielleicht bin ich auch einfach irgendwo in einer anderen Zeit oder in eine andere Zeit gereist, wer weiß?
Ein
völlig überflüssiges Visading.
Das
Thema Backlog hatten wir ja schon. Schaut hier nochmal vorbei, falls Ihr es Euch nochmal in Erinnerung rufen möchtet.
Und
jetzt hat er uns erwischt, der Backlog. Oder besser gesagt, die Konsequenzen,
die das Innenministerium daraus gezogen hat.
In
Pretoria muss es irgendwo einen gigantischen Lagerraum geben, in dem
Visaanträge kompostieren. 60.000 sollen das sein. Anträge von Leuten, die teilweise seit
Jahren auf eine Entscheidung warten. Und weil man das mit dem Bearbeiten –
angeblich wegen Corona – nicht hinkriegt – und wie wundervoll, dass es Corona
gibt und es immer noch als Entschuldigung herhalten kann – hat man im letzten
Jahr die Aufenthaltserlaubnis für alle, die einen Visaantrag gestellt hatten,
pauschal um ein halbes Jahr verlängert. Glücklich die, die wie wir eigentlich
nur eine Verlängerung um ein Vierteljahr beantragt hatten. Als man dann nach
einem halben Jahr bemerkte, dass der Backlog immer noch nicht geschrumpft,
sondern ganz im Gegenteil angewachsen ist, verlängerte man das Ganze um weitere
6 Monate. Das lief am 31.3. aus.
Wir
warteten gespannt den ganzen März, ob sich da wohl nochmal was tun würde und siehe
da, extra früh für all diejenigen, deren Aufenthaltserlaubnis tatsächlich von
einer erneuten Verlängerung abhing und die hektisch das Land verlassen hatten,
kam eine weitere Verlängerung für diesmal 9 Monate einen Tag vor Ablauf der
alten Verlängerung am 30.3.
Wir
haben das dann mal zwei Wochen ignoriert in der Hoffnung, dass der
unterzeichnende Minister und sein Ministerium zur Besinnung kommen würden, denn
was für einen Sinn macht es, Visaanträge für u.a. Touristen, die im Geld jede
Menge Geld ausgeben und sonst für grundsätzlich eher wenig Scherereien sorgen,
pauschal alle abzulehnen?
Aber es
kam niemand zur Besinnung. Und so kamen stattdessen Sandi und ich jeweils zu einem Flug ins
Heimatland. Was für eine Verschwendung von Nerven, Zeit, Geld, Sitzfleisch,
fossilen Brennstoffen und schönen Herbsttagen in Kapstadt. Aber da gibt es nur
eines: Abhaken. Und sich an ein paar netten Begegnungen zu Hause erfreuen.
Und
freuen auf die Tage, die uns ab morgen bevorstehen: die Jungs haben ein
meeeegalanges Wochenende von sechs Tagen. Und wir fahren weg. Natürlich. Wir
fahren in ein Haus am See mit Strand im Rücken und es sieht einfach perfekt
aus, um sich von den Reisestrapazen zu erholen. Und ganz besonders freue ich
mich morgen auf eine fünfeinhalbstündige Autofahrt.
Und
während ich hier heute etwas langsam getippt habe, nähern wir uns schon dem Luftraum
von Namibia!
Kapstadt,
ich komme!!!
Oh je, Du wolltest Dir nur nicht die Blüte der Felsenbirnen entgehen lassen 😉
AntwortenLöschenDas will ich nie. Sie ist mein absoluter Lieblingsstrauch. :)
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