Swazi Love

Manchmal kann es ganz schnell gehen und hui, hat man sein Herz an etwas verloren.

Ich kann noch nichtmal genau sagen was es ist. Aber Swasiland hat mein Herz in nur viert Tagen erobert.
Swasiland, das kleine Königreich zwischen Südafrika und Mosambik, das eigentlich gar nicht mehr Swasiland heißt. Der König hat es vor ein paar Jahren umbenannt und nun heißt es Eswatini. Das bedeutet nun nach wir vor Swasiland, Land der Swasi. Aber eben nicht mehr in der Kolonialsprache Englisch. Außerdem hatte der König die Verwechslung seines kleinen Landes mit einem anderen kleinen Land satt: Switzerland.
Ist ein bisschen wie das Austria-Australia-Ding. Allerdings könnten die Unterschiede zwischen zwei Ländern wohl krasser nicht sein als zwischen Swaziland und Switzerland. Eswatini war noch vor wenigen Jahren das Land mit der niedrigsten durchschnittlichen Lebenserwartung weltweit und 47% der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. Ein durchschnittlicher Schweizer verdient wahrscheinlich im Jahr mehr als die gesamte Bevölkerung Eswatinis zusammen...
Und dennoch, Eswatini ist ein anrührendes Land. Wir haben uns mit dem Hlane Nationalpark und Mlilwane Naturreservat natürlich zwei Rosinen herausgepickt. Aber was soll ich sagen?
Gerade der Hlane National Park ist einfach nur schön.
Ein im Vergleich zu Naminias oder Südafrikas Nationalparks natürlich klitzekleiner Klecks. Aber ganz Eswatini ist ja auch nur ein klitzekleiner Fleckchen Erde.
Leider habe ich im ersten Krügerpost bereits den Tierparadies-auf-Erden-Orden verliehen. Was ist dann Hlane? Eine Oase im Paradies?
Ein kleines Camp mit wunderhübschen kleinen, reetgedeckten Rondavels, einem Wasserloch, schattigen Wiesen und friedlich grasenden Kudus, Impalas und Nyalas. Vögel über Vögel, ich weiß nicht, ob ich irgendwo zuvor mehr und mehr verschiedene Vögel auf einem Fleck gesehen habe. Wenn man sich morgens mit einer Tasse Tee auf die Terrasse gesetzt hat, um aufs Wasserloch zu blicken, dann wurde man beinahe zugedröhnt mit Vogelgesang. Es war, als würde man einen Meditationstrack 'Vogelgesang' auf Lautstärke 10 von 10 hören.

Wenn man nachts mit der Taschenlampe vom Restaurant zum Rondavel zurückging, leuchteten überall große Augen auf. Augen von Impalas oder Kudus, die einen nicht sehen konnten, weil sie ja ins Licht blickten und denen man sich, wenn man ganz leise auf sie zuschlich, bis auf wenige Schritte nähern konnte. Völlig lautlos strichen und grasten sie durchs Camp und wenn man ohne Taschenlampe unterwegs war, konnte man schon ganz schön erschrecken, wenn man fast in ein Impala hineinrannte. Zum Glück sind Impalas Fluchttiere und erschrecken daher noch mehr als man selbst und sorgen so dafür, dass man eben nur fast in sie hineinrennt.

Das nächtliche Froschkonzert konkurrierte mit dem der Grillen und im Wasserloch rangen die Krokodile und die Nilpferde um die Aufmerksamkeit der Besucher, während die Fledermäuse ihrer abendlichen Jagd nachgingen.

An einem Morgen wurden wir von einer Gruppe Nashörner überrrascht, die sich in der noch angenehmen Sonne räkelten. Eine Gruppe von neun Nashörnern. Neun Stück! Auf einem Fleck! Was für ein einmaliger Anblick. Ein einmal-im-Leben-Anblick, den wir nicht vergessen werden.

Neun der friedlichen Riesen an diesem so friedlichen Ort.
Und als wäre das noch nicht genug, wurden wir bei einem Gamedrive mit zwei wunderschönen Löwenmännchen für die weite Anreise belohnt. Zwei Prachtexemplare, die im Schatten eines Baumes versuchten, schnell hechelnd über ihr Fresskoma hinwegzukommen, in dem sie sich offenbar gerade befanden.

Also Hlane ist, sollte jemand zufällig gerade in der Nähe sein, definitiv eine Reise wert. Und einen extra Tag mitbringen. Um dort einfach nur im Schatten zu sitzen, den Webervögeln beim Spektakeln zuzusehen, den Krokodilen beim Sonnen und den Nyalas beim Grasen.
Viel mehr Himmel auf Erden kann es nicht geben.


In Mlilwane kamen wir bei 38 Grad an und da gibt es wirklich nur eines: in den Pool hüpfen und im Schatten liegen. Egal was das Nature Reserve zu bieten hat. Zum Glück hat der Swasi-Wettergott dann auch begriffen, dass wir da sind und uns eine Kaltfront und Regen geschickt. Am nächsten Tag waren wir also bei einer Höchsttemperatur von 16 Grad.

Gerade perfekt, um ein bisschen zu wandern, den Jungs ein Fahrrad zu mieten, Tischtennis zu spielen und am Feuer zu sitzen. In Mlilwane gibt es außer Krokodilen keine gefährlichen Tiere. Also Raubkatzen oder so. Auch keine Hippos mehr, die mussten nach einem tragischen Unfall auf einer das Reservat angrezenden Obstplantage in ein anderes Reservat umgesiedelt werden. 
Schlangen und Skorpione gibt es natürlich schon. Aber eben nichts, das einen Menschen aktiv jagen würde - außer den Krokodilen natürlich - und so darf man dort endlich mal einfach laufen. 
Herrlich.... halt immer schön vom Wasser fernhalten. Zum Glück ist es den Krokodilen bei 16 Grad ohnehin zu kalt und sie bleiben lieber im Wasser. Ich hab trotzdem immer Sandi zwischen mir und dem Wasser gehen lassen... sicher ist sicher.

Mlilwane ist ein wundervoller Ort für weite Blicke, das Beobachten von Huftieren und das Allradfahren.

Und Allradfahren, das ist ein super Thema. Wir hatten mit unserem Mietwagen mal wieder einen Platten. Also Mietwagenfirma angerufen, die hatten natürlich keinen Reifen für uns - mal ganz angesehen davon, dass der Ersatzreifen auch nicht wirklich passte. Also mussten sie uns ein neues Auto geben. Und am internationalen Flughafen Eswatinis gibt es bei Europcar genau EIN Auto. Was für ein Glück für uns! Denn das EINE Auto war ein Toyota Hilux. Des Allradfahrers Traum. DAS Auto, das wir für Namibia gebraucht hätten. Das andere Mietauto war ein Siebensitzer und somit auch alles andere als klein gewesen. Aber beim Hilux mit seiner Ladefläche ist es, als hätten wir jeder kaum mehr als eine Streichholzschachtel als Reisegepäck dabei. Und wir haben immerhin zwei Zelte, 4 riesige Schlafsäcke, 8 Isomatten und zwei große Küchenkisten dabei. Vielleicht kommt der Hilux noch irgenwie offiziell abhanden und wir behalten ihn. Blöd halt nur, dass in diesem Land alles mit irgendwelchen Trackern ausgestattet ist. Sonst wäre der Hilux jetzt ganz sicher unser! Zumindest bis Dezember.

Apopos Dezember, nur um das ganz kurz klarzustellen, weil immer wieder Fragen kommen: wir kommen wieder. Wir werden am 18. Dezember sehr traurig in Kapstat ins Flugzeug steigen und freuen uns ab dem 19. Dezember auf ein Wiedersehen mit Euch. Wir haben sogar schon ein neues Haus, der Mietvertrag ist unterschrieben. Vielen Dank, Familie H., die uns als ihre Nachmieter ins Spiel gebracht haben.

Mittlerweile sind wir in Südafrika zurück, am warmen Pazifik. Es ist keine Kältewelle in Sicht und Sandi und ich genießen ein paar völlig untypische Tage des echten Nichtsttun, während die Jungs einen Tauchkurs machen. Aber dazu beim nächsten Mal mehr.

Kommentare

  1. Wie wunderschön geschrieben. Da sitze ich Mitternacht im Auto auf dem Parkplatz und genieße deine Zeilen. Mich überkommt das Fernweh. Ich werde definitiv auch dort hin reisen. Es muss ein Paradies sein! Danke für deine Mitnahme auf diese Reise. 🥰

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  2. Vielen Dank, liebe Kerstin. Hlane ist ein Paradies. Und so friedlich...

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