Nasse Katzen

Krüger Teil 2.
Wir schulen um.
Wir haben ein lukratives neues Geschäftsmodell entwickelt. 
Wir werden Regenmacher. 
Dürre irgenwo? Wir kommen vorbei und der Niederschlag ist garantiert. In satten, ergiebigen, rekordverdächtigen Mengen.
Nach dem nassesten Herbst und Winter und einem grauenhaften Start in den Frühling haben wir am anderen Ende des Landes im Krüger Nationalpark die Trockenzeit beendet.
Und wie. Und wie schnell. Wir haben nur 2 Tage dafür gebraucht. 
Wir haben wirklich schon in Regen gecampt. In viel Regen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich schonmal in einem solchen Regen gezeltet hatte. Es war beeindruckend.
Genauso wie der Temperatursturz von 20 Grad. Wir konnten tatsächlich neben unseren Regenjacken die Pullover wirklich gut gebrauchen konnten. Die Jungs-schmeißt-mal-die-Regenjacken-in-den-Koffer-man-weiß-ja-nie-Regenjacken. Aber wenn wir was gelernt haben, dann in diesem Land nie ohne ein weiteres Stück Oberbekleidung das Haus zu verlassen.

Wir hatten Befürchtungen, dass die Tiere sich bei dem Mistwetter irgendwo verkriechen würden aber siehe da, es wurde unser Löwentag mit zwei wundervollen Sichtungen.
Ganz lustig ist so eine Löwensichtung nahe der Straße im besser besuchten Süden vom Krüger. Das kann schonmal einen kleinen Stau auslösen. Besser gesagt ein Chaos. An die Regel, dass die den Tieren abgewandte Straßenseite immer frei bleiben muss, wir nur bedingt beachtet. Und so sind die Rangierkünste der Parkbesucher ähnlich spannend zu beobachten wie die Tiere.
Aber zu den Kätzchen. 
Zwei Prachtexemplare von Löwenmännchen lagen direkt neben der Straße und ein bisschen abseits im Gras zwei hübsche Löwendamen. 
Wenn Löwen etwas ausstrahlen, dann ist das Souveränität. Gibt es ein Lebewesen, das souveräner ist? Überlegener? Und eines, das sich seiner Überlegenheit bewusster ist?
Er ist der König der Tiere, der mächtige Löwe, und daran gibt es keinen Zweifel. Nicht eine Sekunde, die man seine Souveränität anzweifeln möchte. 
So lagen sie da neben der Straße, "seht uns an, wie prachtvoll wir sind" und haben sich des unantastbaren Löwenseins erfreut, als plötzlich und überraschend ein Leopard von hinter dem Gebüsch die Bühne betrat. Er kam geschäftig angetänzelt, vielleicht um die armen Autos zu bedauern, die in dem Regen und dem Chaos ganz nass wurden. Vielleicht roch es auch einfach nur besonders lecker nach Impala aus der Richtung. Vielleicht wollte er seine Großtante besuchen...
Es war ein Bild für Götter, als es ihm auffiel, dass er in der falschen Szene gelandet war. In der Löwenszene. Er blieb abrupt stehen, warf einen Blick über die Bühne, stellte offenbar fest, dass da Ärger vorprogrammiert wäre, wenn er etwas an der Choreografie der Löwen würde ändern wollen. Und zack, so wie er aus dem Nichts gekommen war, so schnell war er auch wieder verschwunden. Auf den Hacken kehrt gemacht und weg!
Was für ein Moment! Löwen und ein Leopard auf der selben Bühne! Was für ein einmaliges Erlebnis!

Ein paar nasse Hyänen haben wir gesehen, an dem Tag besonders sauber gewaschene Warzenschweine, Giraffen, die durch den Regen noch höher gewachsen schienen und Elefanten im sehr viel dunkleren Grau als sie es im trockenen Zustand sind.
Ach ja, und einen Elefantenstau gab es auch. Wäre das nicht auf dem Mittleren Ring auch mal schön? "Entschuldigen Sie die Verspätung, auf dem Ring stand ein Elefant im Weg..."
Unser Stauelefant jedenfalls war ein recht großes Exemplar und hatte direkt neben einer der Hauptstraßen einen Baum umgelegt und damit begonnen, das Laub sehr gründlich abzuernten. Ist ja auch vernünftig. Wenn man so einen Baum umwirft, dann soll man ihn schon auch ordentlich verwerten. Der sich bildende Stau war jedenfalls mindestens genauso bemerkenswert und ein Auto nach dem anderen wendete, um sein Glück auf einer anderen Route zu versuchen. Wir blieben. Zum einen, weil wir langsam mit der allgegenwärtigen Langsamkeit tatsächlich umgehen können und zum anderen, weil Raphael den großen Elefanten sehen wollte. Irgendwann gab er dann freundlicherweise auch eine Fahrbahn frei und ließ die Menschlein durchfahren. Als kleine Unterhaltung zu seinem Nachmittagssnack vermutlich.

Vier Tage Krüger also und bis auf Geparden und Nashörner haben wir alles gesehen, was man nur sehen kann. 
Und was uns am besten gefallen hat? 
Alles. 
Die Elefanten und Warzenschweine, die Nilpferde und Krokodile. Die Impalas und Zebras. Geier und Adler. Giraffen und Paviane. Löwen und Leoparden. Hyänen und Schildkröten. Gnus und Büffel. Fledermäuse und Äffchen. 
Dieser Kontinent und seine Vielfalt sind einfach ein Wunder.

Nach 4 Tagen Krüger kommt es einem bizarr und irgenwie verkehrt vor, wieder in die Realität zurückzukehren. Ich glaube, mir würde nie langweilig werden, an Wasserlöchern zu sitzen und Elefantenbabies beim Baden zuzusehen. Oder Bäume nach Leoparden abzusuchen. Oder darauf zu warten, dass sich das Krokodil doch endlich bewegen möge. 
Und wenn man sich überlegt, dass da, wo jetzt Zuckerrohrfelder bis zum Horizont und wieder zurück reichen, auch einmal diese wundervollen Tiere ihre Heimat hatten dann ist das schon ein bisschen traurig. Wäre es doch so schön, all dies wäre nach wie vor ihr Land..... 

20 Jahre hat es gedauert, bis wir nach unserem ersten Besuch wiedergekehrt sind. Ich glaube nicht, dass es beim nächsten Mal wieder so lange dauern wird.



Kommentare

  1. Wann wolltet nochmal wiederkommmen? Ich wollte davor noch ein paar Sandsäcke und Wasserpumpen besorgen ....😉

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  2. Das hört sich trotz Regen so toll an! Wir planen auch Krüger für 2025, ich freu mich jetzt schon! Eine schöne Zeit euch noch! Liebe Grüße, Claudia

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    1. Es war auch toll. Und der Regen war uns offengestanden lieber als 38 Grad 😀. 2025? Ich komme mit!!!

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    2. Sehr, sehr gerne 😘

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  3. Wer weiss wo all diese wunderbaren Tiere ohne euren Regenzauber im Staub gechillt hätten.. (Billy - mein Versuch die Posts der letzten Monate nicht unter anonym laufen zu lassen, hat dazu geführt, dass sie gar nicht auftauchten... )

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    1. Ich habe neulich gesehen, dass ich die freigegeben musste, voll admintechnisch und so. Habe das inzwischen auch gemacht... und mich über alle Kommentare sehr gefreut. Keine Ahnung, warum ich manche freigegeben muss 🤷🏻‍♀️

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