Bye bye Namibia

Namibia hat uns denkwürdig verabschiedet.
Nicht nur mit dem unvergesslichen Garub Blaster. 
Nein, die letzten Tage hat die Landschaft es nochmal so richtig krachen lassen für ein Finale furioso.

Nach unserer Flucht aus Aus kamen wir bei einer Lodge mit dem Namen Alte Kalköfen unter, in einer ehemaligen Kaltbrennerei. Sollte jemand mal in der Nähe sein, wir können sie wärmstens empfehlen. Die Besitzer sind überaus kreative Leute, die nach dem Erwerb des Grundes neben der Ruine der Kalkbrennerein hauptsächlich einen Schrottplatz vorgefunden haben. Sie haben den Schrottplatz dann durchforstet und aus dem, was sie gefunden haben, eine irre und einmalige Lodge aufgebaut mit Bungalows, Restaurant, einem Pool und drei wunderschönen Stellplätzen für Camper. 
Die Frau ist außerdem Hobbygärtnerin und sammelt und züchtet lebende Steine und Sukkulenten. Wow, ich hätte nie gedacht, dass es alleine in Namibia und Südafrika so viel verschiedene lebende Steine gibt. Und wie unterschiedlich sie alle aussehen! Immer wieder faszinierend, was für Hobbies Leute haben.


Von den Alten Kalköfen, wo wir wirklich gerne länger geblieben wären, ging es in Richtung Fish River Canyon.

Der zweitgrößte Canyon der Welt. Nach dem Grand Canyon natürlich.

Ich hatte den Fish River Canyon gar nicht so spektakulär in Erinnerung, aber das ist schon ein Ding von Canyon. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie ein paar weitere Aussichtspunkte erschlossen haben, dass mir der Canyon dieses mal, 20 Jahre später, noch sehr viel beeindruckender vorkam als damals. Der Fish River hat sich auf der Länge von etwa 160 Kilometern Länge und bis zu 27 Kilometern Breite bis zu 550 Meter tief in den Fels eingegraben. Auch heute führt er noch regelmäßig Wasser, welche Kräfte hier einst am Werk gewesen sein müssen und über welche Zeiträume sie gewirkt haben müssen, das ist jedoch unbegreiflich.

Ebenfalls unbegreiflich ist, wie spärlich besucht der Canyon ist. Gut für den Canyon, gut für uns.

Das nächste Mal möchten wir - zumindest der volljährige Teil der Reisegruppe - die Wanderung durch denn Canyon machen. Aufgrund der Wasser- und Temperatursituation nur im Winter möglich, dauert die Wanderung von Hobas nach Ai-Ais etwa vier bis fünf Tage und ist 80 Kilometer lang. Wer einmal losgegangen ist, sollte durchkommen, Evakuierungen sind nur schwer möglich. Wir suchen auch noch mindestens ein Teammitglied, Gruppen werden aus Sicherheitsgründen erst ab drei Mitgliedern zugelassen.


Die Landschaft um den Canyon und im Canyon ist so karg wie sonst kaum wo in Namibia. Ganz dunkles Braun, in dem nur hin und wieder ein verlorener Köcherbaum oder ein noch mehr verloren wirkender Vogel Strauß stehen.

Am nächsten Morgen fuhren wir am Canyon entlang und am Ende der Schlucht ins Tal hinein. Was für Bilder, was für Blicke, was für Farben. Es sind Landschaften, die man weder in ein Foto, noch in Worte fassen kann. Landschaften, die man erlebt haben muss. Dieses alte, von Wind und Wasser über Millionen und Abermillionen von Jahren bearbeitete und von der Sonne gnadenlos gegerbte Land.
Im Canyon gibt es eine heiße Quelle, in der zu baden wir natürlich nicht ausgelassen haben, bevor es weiterging in Richtung Grenze.
Im Aussenkehr Nature Park zog das Land noch ein letztes Mal alle Register mit wieder neuen Farben, neuen Formen und einer neuen Art, Gestein anzuordnen, bis wir irgendwann den Oranje erblickten, den Orange River, gesäumt von üppigem Grün und Obstplantagen auf beiden Seiten. So viel Grün und so viel Wasser. Was für ein ungewohnter Anblick...
Unser Camp lag direkt am Fluss und wir konnten von der Terrasse aus schon auf die andere Seite nach Südafrika blicken. Abends im Zelt hörten wir bereits das vertraute Geräusch von Generatoren vom anderen Ufer herüberschallen. Es war ein warmer Abend und eine warme Nacht und wir hatten zum ersten Mal echten Rasen unter dem Zelt und es fühlte sich schon kaum noch wie Namibia an.


Wir sagen auf Wiedersehen Namibia, Du wunderschönes Land, wenn wir auch nicht wissen, wann wir wiederkommen. Es gäbe noch so viel zu entdecken, so viele Orte, an denen es sich lohnen würde, ein paar Tage zu verweilen und einfach nur in die Weite zu blicken.

Wir nehmen so viele Bilder mit nach Hause und würden sie so gerne alle festhalten können. All die sich immer wieder neu ergebenden bildbandreifen Blicke in eine sagenhafte Weite. All die Farben. All die Felsformationen. All die Tiere im Sand, in der Luft, im Wasser oder im goldenen Gras. All die Arten, Sand aufzutürmen, Fels zu erodieren, Berge zu zermalmen. All der Stein, der die Zeit, die an ihm genagt hat, sichtbar macht. Wir werden uns nach der Leere, der Weite und der Stille sehnen. Genauso wie danach, nach dem Zähneputzen am Zeltplatz in einen Oryx hineinzulaufen, am Abendhimmel den Fledermäusen zuzusehen oder morgens um das Zelt herum Fußspuren von Schakalen und Springboks vorzufinden. Wir werden vermissen mit der Sonne aufzustehen und den ersten wärmenden Strahl im Gesicht zu spüren. Die Kälte der Nacht und der Anblick der Milchstraße werden uns fehlen. Wir werden noch lange das Salz, den Wind und den Staub in den Haaren erinnern, genauso wie den Geruch nach Sommerregen auf der Straße, wenn wir die staubigen Haare waschen. Wir werden niemals die Begegnung mit den kleinen Robben vergessen oder wie die Wüste der Namib einfach unvermittelt ins Meer fällt. Die Elefanten und Nashörner, die Huftierherden und all die Adler vom Etosha werden wir für immer im Herzen tragen und uns in einem hektischen, zu vollen Moment für ein bisschen Einsamkeit an die Skeleton Coast zurückversetzen können. Es ist ein Land, das vergisst man nicht. Genausowenig wie seine wundervollen, freundlichen und hilfsbereiten Einwohner, mit denen wir so viele interessante, inspirierende, beeindruckende und herzerwärmende Begegnungen hatten.

Danke.

Es gibt noch viel zu entdecken. Wir kommen wieder. Irgendwann.

❤️

Kommentare

  1. zum Glück ist Namibia auf Saschas Reiseliste. Klingt fantastisch! Vielleicht bin ich ja das dritte Mitglied einer halbwegs erwachsenen Reisgruppe 😉 Swantje

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja logo. Dann plane ich Dich mal ein für den Fish River Canyon Walk. Gebongt!

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf unserem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (https://kindundkegelsackundpack.blogspot.com/p/datenschutz.html) und in der Datenschutzerklärung von Google unter https://policies.google.com/privacy?hl=de