Hello Sunshine

Jaaa, wir sind in Namibia!

Ich sitze gerade mit meiner Wärmflasche und Philipps Tablet samt Tastatur ohne Umlaute im Zelt und stelle fest, dass es keine Haltung gibt, in einem Zelt auf einem Tablet zu schreiben, die man auch nur annähernd als ergonimisch bezeichnen könnte. Aber was mache ich nicht alles für Euch.
Gestern ging es los in Kapstadt. Und das nicht nur nach zwei Wochen endlosem, grimmigem Regen, sondern auch nach einem Umzug.
Nachdem Raphaels Zimmer zum wiederholten Mal aufgewischt werden musste, hatten wir die Schnauze voll. Ich hab uns ein neues Haus gesucht und unser Familien-Fachanwalt für Mietrecht hat dafuer gesorgt, dass wir aus unserem Mietvertrag rauskommen, der eigentlich bis Dezember läuft.
War ne eher spontane Sache, Samstag Makler angeschrieben, Montag Haus angeschaut, Dienstag gekündigt, Donnerstag ist Sandi aus Deutschland wiedergekommen, quasi vom Flughafen direkt in die Verhandlungen mit dem Makler gelandet, Freitag das Haus ausgeräumt und die Sachen zum Unterstellen zur lieben Mireya gebracht - vielen Dank - sowie den neuen Mietvertrag unterschrieben, Samstag altes Haus übergeben und in Richtung Namibia losgedüst. Wie gesagt, ne eher spontane Sache.

Und nun sind wir froh, hier zu sein. In einem Land, das ne Bank ist, was trockenes Wetter angeht.
Diese Sintflut in Kapstadt hat langsam echt an den Nerven gezehrt.
Sintflut in Kapstadt bedeutet erstmal mehr Regen als jemals zuvor in der ersten Junihälfte gemessen und bedeutet Überschwemmungen nicht nur in Raphaels Zimmer, sondern quasi in der gesamten Provinz. Weggespülte Brücken, überflutete Straßen, Evakuierungen und vielerorts deutlich überschrittene hunderjärhliche Hochwasser. Die Menge an Wasser, die teilweise herunterkam und der aus gefühlt allen Richtungen wütende Sturm liessen einen nur hoffen, dass man nicht mitsamt Haus entwurzelt und weggespült würde, es kam einem vor, als wäre man in einem Katastrophenfilm und auf hoher See. Waren wir nicht. Und so beängstigend das in unserem wenn auch nicht dichten, sonst aber doch ganz solide gebauten Haus war, dann geht ein tiefstes Mitgefühl an all die Leute ohne Obdach und in die Townships, für die es nicht nur WIE im Katastrophenfilm gewesen sein muss.

Am Samstag Morgen durften wir also dem durchtränkten und triefenden Kapstadt den Rücken kehren und uns nach Norden aufmachen. Im gesamten Western Cape begleiteten und Straßensperrungen für Nebenstrassen- zum Glück nicht auf unserer Autobahn - und braun überflutete Ebenen und Täler, entschlossen durch ihre Betten tosende Flüsse, normal kleine Rinnsale. Das einzig farbige an diesem wolkengrauen Tag waren die reifen, auf die Ernte wartenden Orangen und Mandarinen in den Cederbergen rund um Citrudal.

Der Scheibenwischer quietschte den ganzen Tag und immer wenn wir dachten, ui, da wird es heller, drängelten sich die nächsten dunkelgrauen Wolken in den Blick. Hin und wieder dachte die Sonne, sie könnte es doch mal wieder versuchen, vielleicht nur mal ganz kurz rauszuspitzen. Hielt nie lange aber für ein paar Minten wurden wir mit den schönsten Regenbogen belohnt. So fuhren wir dahin, vorne grau und hinten grau, zu allen Seiten grau und die Landschaft wird unglaublich schön gewesen sein. Ganz sicher. Wir werden sie uns auf der Rückfahrt ansehen. Für diesmal haben wir ein sehr seltenes Schauspiel erlebt: die Halbwüsten der Karoo und von Namaqaland im strömenden Regen.
Und auch heute Morgen nach unserer Übernachtung in Springbok, wo es heute Nacht bitterkalt war und im Supermarkt am Morgen gefühlt jeder gehustet hat angesichts der feutchten Kälte, regnete es weiter. Spingbok ist ca. 120km von der Grenze entfernt. Ein Ort der definitiv eher für 45 Grad als für unaufhörlichen Regen bekannt ist Aber auch hier hat es die gane Woche geregnet.

Aber als hätten die Wolken es gewusste, dass sie in Namibia nichts verloren haben, haben sie sich ab der Grenze verzogen.

Also Sonnenbrille raus und im Sonnenschein durch die Landschaft geduest. Jede Kurve eine Besonderheit, genauso wie Gegenverkehr und einmal musste Sandi doch tatsächlich vom Gas gehen, weil tatsächlich jemand entgegen kam, als er einen LKW überholen wollte. Ansonsten ist die Verkehrslage in Namibia ja eher übersichtlich.
Kurzer Tankstopp in Grünau, die Temperatur war inzwischen auf 19 Grad angestiegen und an der Tankstelle alle Angestellten dick eingemummelt in Winterjacken und Wollmützen, was uns fast ein wenig uebertrieben vorkam. Aber es ist halt immer eine Frage, wo man herkommt. Wir mussten an einen unserer Urlaube in Island denken, als wir gerade fisch angekommen an einem 9 Grad Sommertag mit Sonne mit dicken Pullovern und Jacken durch den Ort spazierten, während die Islaenderinnen im Spagghettiträgerkleidchen Eis schleckten. Und bei 19 Grad und Sonne würden die Isländer absout durchdrehen und auf der gesamten Insel gäbe es kein einziges Stück Grillfleisch mehr zu kaufen.

Jetzt, wo die Sonne seit bald 3 Stunden weg ist, wird es hier nun aber tatsächlich empfindlich kalt und ich lege schonmal die Mütze zum Schlafen zurecht, denn im Zelt ist es jetzt schon ganz schön kalt und ich bin wirklich zufrieden mit dieser unglaublich tollen Wärmflasche.

Unser Stop hier bei Keetmanshoop ist eigentlich einer, der einfach nach etwa zwei Dritteln zwischen Kapstadt und Windhoek liegen sollte. Und für einen Wirmüssenjairgendwoübernachtenort ist unser Camp hier wirklich der Knaller. Erstens gibt es Strom rund um die Uhr, etwas, an das man sich gewöhnen muss, wenn man so lange in Südafrika war. Man muss keine Loadsheddinglampe mit in die Dusche nehmen (ernsthaft nicht!) und wir wohnen direkt am Quiver Tree Forest. Quiver Trees sind Köcherbäume und genaugenommen auch weit davon entfernt, Bäume zu sein. Sie haben einen Stamm und eine Krone, Bäume sind sie dennoch nicht. Sie sind eine Aloe-Art und ich habe heute gelernt, dass die ältesten Exemplare, die hier rumstehen, zweihundert bis dreihundert Jahre alt sind, was ich sehr beeindruckend finde für eine Pflanze, die unter so widrigen Umstände wächst. Wir haben auf einem kleinen Spaziergang durch den Wald im Sonnenuntergang so viele Fotos gemacht, dass sie schon für drei Alben reichen würden. Aber diese Quiver Trees waren auch wirklich sowas von fotogen. Und das beste an ihnen, sie blühen gerade und kleine nektarrinkende Vögelchen sind eifrigst und emsigst dabei, diese reichhalte Futterquelle auszunutzen.

Überhaupt, was für eine Vielfalt an Vögeln hier herrscht. Ein Flattern und Schnattern und Singen und Krähen das hier ist. Beim Aufbauen der Zelte wurden wir von einem Schwarm Webervögel beobachte. Ganz nah kamen sie, sind frech um uns herumgesprungen, neugierig und quirrlig... und plötzlich waren sie alle wieder weg.


So, nun mache ich hier das Licht aus. Ich glaube, man schläft besser, bevor man bemerkt, wie kalt es wird. Und wir haben ja einen absolut un-erb-igen Rhythmus vor. Wir wollen tatsächlich die nächsten Wochen früh aufstehen - weil es keinen Sinn macht lange auszuschlafen, wenn es um sechs Uhr abends schon bald dunkel wird und man dann in der Kälte auf dem Campingplatz sitzt. Also besser früh ins Bett gehen und bei Sonnenaufgang startkar sein. Dankenswerterweise ist der auch erst um viertel nach sieben.

Also gute Nacht, für uns geht es morgen nach Windhoek, wo wir einen keinen Boxenstopp machen, um Vorräte fuer den Etosha Nationalpark einzukaufen, Philipp einen ehemaligen Klassenkameraden besucht und wir in einem Community Project wohnen, Penduka Vilage, auf das ich schon ganz unglaublich gespannt bin.


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