Haus in Sicht

Ich sag's Euch, es wird langsam.

Ich kenne mittlerweile JEDE Immobilienanzeige in den in Frage kommenden Stadtteilen in jedem Onlineportal, in jedem Anzeigenblatt und bei jedem Makler. Ich kenne jedes einzelne Haus, das in dieser Stadt auf Airbnb vermietet wird und wir haben mittlerweile Kontakt gehabt mit unzähligen freundlichen Leuten, deren Häuser aus irgendeinem Grund nicht in Frage kamen. Wenn jemand wissen möchte, wie viele Häuser mit drei Schlafzimmern gerade in Tamboerskloof angeboten werden, ich bin die Frau. Haus mit vier Zimmern und drei Bädern in Gardens? Jepp, ich weiß Bescheid. Wenn Sandi mich auf einen Anzeige anspricht, dann antworte ich, meinst Du das Haus für R32.000, unmöbliert mit den breiten Fugen zwischen den Platten im Vorgarten und der Küche ohne Kühlschrank? Und Sandi schaut mich an, als wäre ich von einem anderen Stern und antwortet: Ich hab doch keine Ahnung, wie die Fugen zwischen den Platten im Vorgarten sind..!??
Aber es hat sich gelohnt, die Makler zu nerven, sie Tag und Nacht mit WhatsApp Nachrichten zu bombardieren (Have you heard back from the owner? Have you heard back now? Any news?...). Wir haben nun zwei Angebote. Wir denken nicht weiter über den Preis der Häuser nach, hach, man lebt nur einmal, sondern werden uns entweder an einem so unfassbar genialen Blick auf den Tafelberg und über die Stadt ODER einem Pool erfreuen. Für Pool UND Blick müssten wir das Budget nochmal kräftig erhöhen und dafür könnte man leider kein 'hach, man lebt nur einmal' als Entschuldigung gelten lassen.

Wir werden uns noch heute entscheiden müssen und es steht momentan 3:1 für den Pool. Nicht nur wegen dem Pool, sondern mehr wegen der Lage und weil das Haus wirklich ziemlich cool ist. Ich bin für den Blick. Aber selbst wenn ich meine Stimme doppelt zählen lasse, weil ich so sehr in der weiblichen Minderheit bin, werde ich die Männer nicht überstimmen können. Also werden wir baden statt den Tafelberg anzuschauen. Wobei, ich will nicht klagen, vom Schlafzimmer hat man einen sagenhaften Blick auf den Lion's Head und von dem Zimmer, das sich Philipp ausgesucht hat, gibt es ebenfalls unfassbare Tafelbergblicke. Und in dem viktorianischen Poolhaus, das wie mir gerade auffällt nicht nur von der Architektur viktorianisch ist, sondern auch einen Vermieter hat, welcher Victor heißt, fehlt ganz eindeutig ein Klavier. Das Haus wird sich freuen, wenn mit Raphael ein Klavier einzieht. Das Haus mit dem Blick ist dank des Blicks auch ohne Klavier völlig ausreichend ausgestattet.

Und Victor ist ein solches Unikat, ich glaube wir sollten das Haus schon deshalb nehmen, weil man alleine über Victor mindestens drei Posts schreiben könnte. Victor heißt - allen Ernstes - Hugo mit Nachnahmen und ich frage mich, wie vorausschauen seine Eltern waren, jemanden, der wie meine australische Freundin Carol sagen würde 'such a character' ist, schon als Baby Victor Hugo zu nennen. 

Also, eine weitere Sache fast abgehakt von unserer ehemals endlos wirkenden Liste, deren Ende wir nun ganz langsam erahnen können. Ein Klavier steht noch drauf, ebenso eine Gitarre, irgendwie das Cello doch noch herzubringen, nachdem die Fluggesellschaft uns da so fies versetzt hat, ein Auto und dann die Sache mit dem Visum, die das ganze Jahr für Spannung sorgen wird.

Sandi und die Jungs haken gerade einen weiteren Punkt ab. Die Schuluniform. Morgen geht es los und es wäre nicht Südafrika, wenn der Schulshop mit der Uniform schon früher hätte öffnen können als einen Tag vor Schulbeginn. Gestern aber war die Kleidung noch nicht geliefert und der Schulshop daher noch geschlossen. Wobei die Jungs gar nichts dagegen hätten, wenn das mit der Uniform auch heute schief gehen würde und sie morgen in ganz normalen T-Shirts hingehen könnten.
Gestern waren wir schonmal an der Schule und haben sie uns ein bisschen angesehen und die bestellten Schreibwaren abgeholt. Was für ein herzlicher Empfang das war. Und ja, das meine ich ausnahmsweise überhaupt nicht ironisch. Die Wörter herzlich und Schule können tatsächlich gemeinsam in einem Gedanken vorkommen, ohne sich zu beißen. Die unglaublich freundliche Dame am Empfang hat den Jungs alles erklärt, geduldig unsere Fragen beantwortet, ihre Hilfe bei jeglichen Schwierigkeiten angeboten, sei es eine Unklarheit im Stundenplan (derer gibt es viele), bei vergessenen Taschenrechnern oder vollgekleckerten Uniformen. Und sie hat zu meiner großen Erleichterung festgestellt, dass Raphael kurze Hose, welche er anhatte, uniformsgeeignet ist. Wäre auch zu blöd gewesen. Wir hatten von den Hosen schon drei Paar gekauft und waren dafür extra in ein Shopping Center gefahren, in dem es H&M gibt, nachdem wir etwas entnervt waren, dass Raphael schlicht und einfach keine anderen Hosen passen, als die von H&M. Jetzt trägt er schwedische kurze Hosen als Uniform an der Deutschen Schule in Südafrika. Und weil wir schon bei H&M waren, haben wir auch Philipp dort ausgestattet. Wir hatten für das Thema aber auch nicht mehr Zeit als 25 Minuten, weil wir zum Hausanschauen mussten.

Und die Schule, ich sag's Euch, die ist der Hammer. Meine Güte, so eine Schule besuchen zu dürfen...Ein Traum. Ein eigener Pool, eine Bibliothek, die tatsächlich für jugendliche Nutzer gedacht zu sein scheint, unglaublich viele Sportanlagen, eine Freiluftaula und ich habe sogar Computer entdeckt. So richtig echte. In der Bibliothek. Zur Nutzung durch echte Schülerinnen und Schüler. Und natürlich die neue Turnhalle mit Glasfront und Tafelbergblick dahinter. Ja, über den komme ich nicht hinweg, werde ich vermutlich nie hinwegkommen. Philipp jedoch meinte 'mir doch wurscht der Blick von der Turnhalle. Ich will darin Volleyball spielen und nicht aus dem Fenster schauen'. Vielleicht aber darf ich mich ja mal in die Turnhalle meiner Kinder setzen, wenn mir nach Tafelbergblick ist, wenn wir dann in das Haus ohne Blick gezogen sind.
Das meiste, was die Schule zu bieten hat, haben wir noch gar nicht gesehen aber tatsächlich scheint die Schule ein Ort zu sein, an dem Kinder und Jugendliche sich irgendwie wohlfühlen sollen, ein Ort, der ihnen eine gewisse Wertschätzung entgegenbringt. Ein Gedanke, der mir beim Wandeln durch das Pestalozzi-Gymnasiums in München irgendwie noch nie in den Sinn kam...

Morgen geht es los für die Jungs. Sie bekommen jeder einen Buddy, damit sie nicht irgendwo zwischen Mensa, Tafelbergblick und Pool verlorengehen. Wünscht ihnen viel Glück für einen guten Start nach dem was als Weihnachtsferien anfing und als Sommerferien endet.


Kommentare

  1. Viel Glück für die Jungs!!! Und ich bin schon sehr gespannt auf euer Haus und den Blick von Philipps Zimmer 😉! Weiterhin gutes Einleben! Liebe Grüße, Claudia

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    1. Liebe Antonia und Familie ,
      das klingt alles wunderbar, wir wünschen euch ganz viel Spaß und hoffen mal live Berichte zu bekommen, falls ihr zurückkehrt. Liebe Grüße Pia mit Patricia, Fabian und Detlev

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    2. Danke, liebe Claudia, die Jungs sind gerüstet für morgen! Und liebe Pia, live Berichte, das wäre wirklich schön, wir haben uns viel zu lange nicht gesehen. Ich freue mich, dass Du so mit uns unterwegs bist! Liebe Grüße Antonia

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  2. Simone Stahlberg11. Januar 2023 um 21:05

    Das hört sich alles so toll an! Ich hätte auch das Haus mit Pool gewählt. Kann ich davon ganz viele Bilder sehen???? Alles Gute 🍀 für den ersten Schultag!

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    1. Du hast den Blick nicht gesehen, liebe Simone. Ich schick Dir die Anzeige vom Haus. Ganz heimlich. Denn ich möchte den Kreis derer, die uns für total verrückt halten, möglichst klein halten ;) Ganz liebe Grüße! Antonia

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  3. Einen guten Start für die Jungs in der Traumschule. Und einen gutes Händchen beim Haus. 🌺

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  4. Viel Glück den Jungs und Euch! Klingt so aufregend, wie cool! Und natürlich will ich auch das Haus und Pool und den Blick des anderen Hauses… und die Strände und die Schule… sehen!

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