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Nach 5 Monaten und 20 Tagen, nach noch nicht gezählten Fahrten mit Zügen, Langstreckenbussen, Minibussen, Fähren, Motorbooten, Songtheos, Taxis, Tuktuks, Speedbooten, Ruderbooten, Autos, U-Bahnen, Trambahnen, Fahrrädern, Nahverkehrsbussen, Seilbahnen und Hochbahnen, nach dem Schlafen in 62 verschiedenen Betten, nach 10 Grenzübergängen und dem Vertilgen einer halben Tonne Reis sind wir wieder zurück in Hongkong.
Als wir heute mit der Fähre von Macau nach Hongkong gefahren sind und der schlafende Raphael auf meinem Arm lag, während draußen ein hübsches kleines Inselchen nach dem anderen vorbeigezogen ist, habe ich nachgedacht, darüber, was für eine Reise das war, ob wir sie nochmal machen würden und welche Momente mir am besten in Erinnerung geblieben sind.
Und es war wirklich unglaublich, in den Hafen einzulaufen. Gerade so, als wären wir gestern abgefahren... von der Temperatur mal abgesehen, die ist nun deutlich höher. Aber das merkt man auf der klimatisierten Fähre ja nicht.
Ich habe nachgedacht, dass es gar nicht lange her ist, dass wir in Guilin so gefroren haben, in Nanning mit offenem Mund über den Markt gegangen sind, so begeistert waren von Hanoi, das erste Mal im Meer gebadet haben bei Danang, uns über Hoi An gefreut haben, das letzte Mal in Hue gefroren haben, in Savannakhet fast erschlagen wurden von der Hitze, uns in Thakhek in den Mekong verliebt haben, uns über Vientiane ein wenig gewundert haben, in Vang Vieng im kleinen Paradies gebadet haben, in Luang Prabang Raphaels Lieblingsort gefunden haben, unseren Popo platt gesessen haben auf der stundenlangen Bootsfahrt nach Nong Khiaw, am Wat Phu einen ersten Eindruck der Khmer-Architektur bekommen haben, auf den Viertausend Inseln durch den erfrischenden Regen geradelt sind, in Pakse Raphaels Zeh zum wiederholten Mal haben operieren lassen, uns in Attapeu gewundert haben, wie schrecklich ein Ort sein kann, in Kontum darauf gewartet haben, dass der Zeh verheilt und wir endlich ans Meer können, in Mui Ne kaum was gemacht haben als das Meer und den Strand zu genießen, in Saigon unseren Besuch vom Flughafen abgeholt haben, im Mekongdelta Coconutcandy zwischen den Zähnen kleben hatten, in Phnom Penh nur so mit den Ohren geschlackert haben wie falsch wir diese Stadt eingeordnet hatten, in Angkor Wat den absoluten Höhepunkt unserer Reise erlebt haben, in Koh Mak leider viel zu früh abreisen mussten, Bangkok zeitweise richtig ätzend gefunden haben, in Koh Phangan faul, faul, absolut faul waren, uns in Georgetown von der vielfältigen Kultur haben begeistern lassen, in den Cameron Highlands zum ersten Mal seit Monaten einen Pulli gebraucht haben, in Perhentian wieder ein kleines Paradies gefunden haben, Cherating dann doch lieben gelernt haben, in Kuala Lumpur zu den Petronas Towers hinaufgeblickt haben, in Melaka Laksa gegessen haben, uns auch in Tioman verliebt haben, wenn auch erst auf den zweiten Blick, Singapur als total unasiatisch erlebt haben und in Macau durch die Lichter der Stadt spaziert sind.....
Und jetzt sind wir wieder hier zwischen all den Hochhäusern und nach unserer Ankunft hat uns der Weg durch Sheung Wan und seine Läden mit dem sonderbaren Warenangebot kaum beeindruckt. Haifischflossen und Vogelnester, ja klar, was sonst? Woraus soll man auch sonst eine Suppe kochen?
Für die Jungs war die größte Attraktion (neben den gesichteten Doppeldeckertrams) eine kochende Mama. Sandi hat uns Nudeln und Sauce aus dem Supermarkt mitgebracht und was war es für eine Attraktion, diese zu kochen. Eine kochende Mama, ein wirklich seltenes Bild! Als ich Raphael ins Schlafzimmer geschickt habe, meinte er sehr zögerlich: 'Ist das ein Zimmer, Mama?' Eine Wohnung mit mehreren Zimmern haben wir nun ja schon länger nicht mehr bewohnt. Unsere Kinder denken mittlerweile fast, es wäre eine normale Lebensform, in einem Holzbungalow zu wohnen. Mit oder ohne Klimaanlage.
Und um auf meine mir selbst gestellte Frage vom Anfang zurück zu kommen - würden wir diese Reise nochmal machen - diese wohl sicher nicht, die haben wir ja schon gemacht. Eine andere? Nicht grundsätzlich auszuschließen. Aber jetzt? Nein, jetzt nicht, das sind wir uns alle einig! Erstmal gewöhnen wir uns hier in Hongkong wenn auch auf engem Raum langsam in zehn Tagen wieder daran, wie es ist, nicht zu viert in einem Raum zu schlafen und was für ein unfassbar tolles Gerät eine Kochplatte ist, damit wir dann gerüstet sind für gute 100m², vier Zimmer und vier Kochplatten, die uns zu Hause erwarten.

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