Resümee

Ein Resümee. Ja, braucht man das?
Die letzten Tage habe ich so viel nachgedacht über unsere Reise und den Reichtum an Erfahrungen, die wir machen durften (und manchmal mussten). Und wir haben oft geredet über die Länder und unsere Erlebisse und es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich uns die einzelnen Länder in Erinnerung geblieben sind.
Ein frohes aaaah, Malaysia und ach, war Laos schön bis hin zu Vietnam, hmmm, hmmmmm, hmmmmmmmm.
Wir haben in allen Ländern so viele wundervolle Menschen getroffen, die uns sehr oft weitergeholfen haben, die unsere Kinder wie die kleinen Könige empfangen haben und sicher war die Erfahrung dieser Reise eine komplett andere mit den kleinen Königen. Oft haben sie uns Türen geöffnet und Herzen, wenn es natürlich auch manchmal mühsam war mit zwei so kleinen Kindern. Aber das kann es zu Hause ja nun auch sein.

Aber die Länder.
Hongkong. Da können wir nur sagen, wir haben uns alle in diese kleine Insel verliebt. Hongkong hat uns fasziniert, begeistert und ein sehr gutes Willkommen in Asien bereitet. Den Einstieg light für den Asienanfänger.
Würde man uns für ein paar Jahre ins Exil schicken, Hongkong wäre sicher nicht das härteste Schicksal, das uns treffen könnte. Modern, sauber, interessant, gut organisiert, eigentlich die Perfektionierung eines auf die Spitze getriebenen Stadtlebens. Urbaner geht es nicht. Aber eben auch nicht besser geplant. Städtebauliche Konzepte, die anderswo nur in der Theorie gesponnen werden, werden hier ausprobiert und gelebt und siehe da, es funktioniert!
Hongkong hat dermaßen gute Laune gemacht mit seinen für eine Großstadt so freundlichen Bewohnern, seinem doch teilweise recht ungewöhnlichen Nahverkehrssystem (Fähren, Doppelstocktrams, Bergtram, U-Bahn...), seinen Rückzugsmöglichkeiten zu den Stränden und in die Parks, seiner für eine Großstadt diesen Ausmaßes frischen Luft, seinem Essen (auch hier wieder Asien light mit all den appetitlichen Essensständen) und seiner uns immer wieder mit offenem Mund dastehen lassenden Gigantomanie
Drei Wochen in Hongkong? Das hätten wir vor Beginn der Reise niemals für möglich gehalten!

China, unser Land der Skepsis. Ja, wir waren ganz schön skeptisch, wollten ja nur mal kurz eben durchfahren, haben es als notwendiges Übel betrachtet, um den Weg von Hongkong nach Hanoi zu überbrücken, weil die Flüge nach Hongkong einfach die billigsten waren. Und was wurden wir überrascht! Mal abgesehen von der fast unmöglichen verbalen Verständigung mit den Leuten war es fast das am einfachsten zu bereisende Land, in dem wir auf unseren 6,5 Monaten waren. Züge pünktlich, sauber und soweit wir beurteilen konnten kakerlakenfrei. Busse fuhren zu angegebenen Zeiten von vorgegebenen Startpunkten zu angekündigten Zielpunkten, so dass man sich – vorausgesetzt, man hatte Start- und Zielpunkt identifizieren können – gut darauf verlassen konnte, da hingebracht zu werden, wo man hin wollte. Die Menschen sowas von freundlich, zuvorkommend, hilfsbereit, ehrlich und kinderfreundlich, wie viel Freude unsere Jungs bei den Leuten ausgelöst haben, das ist uns im Rückblick in solch guter Erinnerung geblieben – auch wenn es mit der Kinderliebe schon manchmal ein bisschen zu weit ging. Kulinarisch, optisch, akustisch, alles ein Erlebnis und das, obwohl wir ja eigentlich außer ganz normalen chinesischen 'Kleinstädten' nichts besonderes gemacht haben. Aber für uns war jede Minute in China spannend und wenn sich irgendwann auch in China die Vorteile eines Papiertaschentuchs durchsetzen und nicht mehr überall auf den Boden gerotzt und gespuckt wird, dann sind wir sofort wieder da, denn in China, ja da gibt es sehr viel zu entdecken!

Vietnam, das ist am schwersten.
Hier muss man vor jeden Satz ein 'eigentlich' setzten.
Eigentlich hat es uns in Vietnam gut gefallen. Eigentlich haben wir in Vietnam so viele nette Menschen getroffen. Eigentlich waren wir in Vietnam in netten Städten, an schönen Stränden und in tollen Bergen. Und trotzdem ist der Funke irgendwie nicht übergesprungen. Oder immer wenn er überzuspringen drohte, wie beispielsweise in Hoi An, das wir sehr genossen haben, dann gab es einen Dämpfer. Einen Dämpfer in Form eines getürkten Taxameters, einer Diskussion um den Inhalt der Minibar, eines zehnfach überteuerten Buspreises, einer viel zu kurzen Bootsfahrt oder einer Speisekarte mit Falangpreisen. Wir haben uns oft gefragt, wie es wohl ankommen würde, wenn in Schloss Neuschwanstein eine große Tafel hängen würde: Deutsche 5 €, Ausländer 50 €.
Schade, denn eigentlich sind die Leute in Vietnam so herzlich und nett, sobald es jedoch ums Geld geht, hört die Freundschaft auf. Und daran ändern auch zwei kleine Kinder nachts um halb fünf im Regen nichts. Sowas hatten wir noch nirgends sonst erlebt.
Aber wir haben uns über all den Nepp und die ständigen, zähen Preisverhandlungen in Vietnam genug geärgert und daher werde ich damit nicht wieder anfangen. Vietnam erhält bei uns als einziges der auf dieser Reise besuchten Länder (und ich glaube sogar aller unserer jemals bereisten Länder) das Prädikat: nicht wieder!

Ach, und auch Laos bekommt ein nicht wieder!
Aber aus ganz anderen Gründen. Laos hat uns so berührt, ist so ein niedliches, herzergreifend offenes Land mit solch unglaublich lieben Menschen und hat uns eine so gute Zeit bereitet, dass es nochmal nicht so magisch sein könnte. Daher haben wir uns wirklich sehr strikt vorgenommen, nicht wieder zu kommen und alles in dieser guten Erinnerung zu behalten. Das Baden in Vang Vieng, die Abendstimmung am Mekong in Thakhek, unsere Badestelle auf den Viertausend Inseln, die fröhlichen Menschen zum Neujahr in Luang Prabang, die köstlichen gerösteten Flussalgen auf der Terrasse über dem Nam Ou, all die freundlichen, offenen Mönche, den leckeren Sticky Rice, die prachtvollen Klöster und Tempel, der Mekong, der mächtige, friedliche Mekong und die Ruhe, die das ganze Land ausstrahlt, das werden wir nie vergessen. Laos ist ein Land, das irgendwie in sich ruht, von seinen Traditionen, seinen Werten und dem Zusammenhalt lebt und wir wünschen Laos, dass es diese Werte auf den Weg in ein sehr rasches Südostasien mitnehmen kann!

Kambodscha ist für uns die Überraschung der Reise.
Gerade ich hatte ein rückständiges, armes, kaputtes Land erwartet. Und mit was wurden wir überrascht? Wir haben ja leider nicht viel gesehen von Kambodscha, aber Phnom Penh hat uns als eine solch moderne, aufstrebende Stadt überrascht, dass wir gleich noch ein paar Tage länger bleiben mussten, um all unsere (und vor allem meine) falschen Erwartungen ad acta zu legen und uns ein richtiges Bild von der Hauptstadt des Landes zu machen, bei dem jeder sofort an die Schreckensherrschaft der Roten Khmer denkt. Man kann die Wunden dieser Zeit an der Gesellschaft noch deutlich sehen. Noch nie haben wir so viele Menschen mit fehlenden Gliedmaßen gesehen. Aber man hat das Gefühl, als könnte Kambodscha es schaffen. Pfiffig und mit viel Elan und noch mehr Lachen.
Kambodscha, das ist kein frustriertes, geknechtetes Land, wie ich es irgendwie erwartet hatte, nein Kambodscha war ein Land des Lachens und der Farben und ich bin so froh, dass meine Erwartungen hier so gar nicht erfüllt wurden.
Kambodscha würden wir sehr gerne nochmal bereisen, weil wir hier so viel ausgelassen haben, um den Kindern endlich mal eine Reisepause zu gönnen. Leider liegt Kambodscha aber zwischen drei Ländern, in die wir eigentlich so bald nicht wieder reisen werden: Vietnam, Laos, und Thailand.

Thailand war die größte Enttäuschung. Nach der doch recht harten Schule, durch die wir vor allem in sieben Wochen Vietnam gegangen sind, hatten wir uns in Thailand auf geordnete Strukturen, ein Ende der Willkür und ein lachendes Land gefreut. Zumindest da wo wir waren, haben wir das alles nicht gefunden. Bis auf Kho Mak vielleicht, das wir ja leider viel zu früh verlassen mussten.
Nun haben wir von Thailand ja noch fast nichts gesehen. Der gesamte Norden fehlt uns und die gesamte Andamanenküste. Und auch im Golf von Thailand gäbe es noch unzählige Inseln und Städte zu erkunden. Aber wie wir ja bereits erwähnt hatten, diesmal war Thailand einfach nichts für uns. Es hat einfach zu wenig so funktioniert, wie wir es uns vorgestellt hatten. Das Reisen wurde kaum leichter als in den Ländern zuvor und der Hass auf die Falangs schien noch größere Ausmaße zu haben als wir es in Vietnam erlebt hatten. Und man hat gemerkt: nur ein schöner Ort reicht nicht aus für ein rundum gutes Erlebnis.
Das Land des Lächelns ist daher ein Land der großen Schnute für uns. Schade, wirklich schade, aber irgendwie werden wir auch nicht allzu bald nach Thailand wiederkommen... auch wenn uns hier eigentlich noch so viele Ziele reizen würden.

Malaysia, unser Rettungsanker nach Thailand. Das wahre Land des Lächelns. Ich glaube nicht, dass es ein Land gibt, in dem die Leute schöner lächeln können als in Malaysia. Die jungen, trotz Kopftüchern so modernen Frauen mit ihrem strahlenden Lächeln, das wird das Bild sein, das in Erinnerung bleibt für Malaysia. In Malaysia hatte der Falang-Nepp nun endlich ein Ende. Hier waren sie, die Strukturen, nach denen wir uns gesehnt hatten. In Malaysia kann man nicht anders als sich wohl fühlen.
Einziges Manko für uns: man muss in Sachen Unterkunft entweder seine Ansprüche im Vergleich zum restlichen Südostasien ganz weit runterschrauben oder seinen Geldbeutel ganz schön lockern, um auf einen vergleichbaren Standard zu kommen. Aber wenn Du aus der Tür trittst und die Putzfrau Dir mit ihrem schönsten Lächeln Guten Morgen sagt, dann kannst Du ihr kaum böse sein, dass sie Dein Bad schon seit Monaten nicht mehr richtig geputzt hat. Daher: für Malaysia einen Putzlumpen mitnehmen oder nur im Dunklen ins Bad gehen
Und weil es in Malaysia so schön ist, bekommt Malaysia von uns ein uneingeschränktes: Wir kommen wieder! Und dann machen wir endlich auch Borneo und den Taman Negara, einen Nationalpark, den wir nun auf dieser Reise zum zweiten Mal nicht besucht haben und der uns so sehr interessieren würde. Aber nächstes Mal ist keiner krank und die Kinder groß genug, sich auf eine Mehrtageswanderung zu begeben.

Und zu guter Letzt waren wir überraschenderweise auch noch in Macau, das kleine Spaßreservat, das einen wirklich zu unterhalten weiß. Drei Tage Macau mögen wohl genug sein, dass man nicht nochmal hinfahren muss aber die Zeit, die wir dort hatten, war wirklich witzig!

Tja und nun?
Nun sagen wir auf Wiedersehen zu Dim Sums, Laksa, Pho, Satays, Currys, Gorengs, Sticky Rice, Limetten und Chili, und wir werden es vermissen, das Essen. Wenn auch nicht gleich sofort, denn gleich sofort freuen wir uns auf Kartoffelgratin, Brezen und den guten Käse! Aber wir werden auch so viele andere Kleinigkeiten vermissen, wir werden wieder in der Anonymität verschwinden, kein Aufsehen mehr erregen, nicht automatisch in Gespräche verwickelt werden, keine Bananen mehr geschenkt bekommen und nicht mehr um Fotos gebeten werden. Wir sagen dem Meer auf Wiedersehen, den kleinen Bungalows am Strand mit dem ersten morgendlichen Blick aufs Meer, den kleinen Frauen mit ihren kleinen Essensständen, an denen sie mit ihren großen Woks große Köstlichkeiten auf die Teller zaubern, wir werden all die sonderbaren Tiere vermissen, Geckos und Affen, Warane und Meeresschildkröten, wir werden frieren und bekommen auch schon ein bisschen Angst angesichts des deutschen, nicht vorhandenen Sommers, dennoch werden wir herrlich schlafen in unserem eigenen Bett im eigenen Schlafzimmer und ohne Klimaanlage, wir freuen uns auf unser sauberes Bad und den Rossmann, bei dem wir Klopapier im 10erPack kaufen und immer vorrätig haben werden, wir freuen uns auf einen Abend ohne Mückenschutzmittel, einen ungeschälten Apfel und das Leben in 6 Räumen, darauf, dass der einzige Dreck, in dem wir leben werden unser eigener ist und dass wir ein Bad mit Duschwand haben, aber was werden wir auch die Exotik der laotischen und kambodschanischen und thailändischen und chinesischen Schriftzeichen vermissen, die schönen Tempel, all die kleinen, feinen Sachen, die so schön aussehen, all die süßen kleinen Kinder mit ihren dunklen Haaren und dunklen Augen und wie werden wir auch der gemeinsamen Zeit nachtrauern, all den Unternehmungen und den gemeinsamen Erlebnissen, aber was freue ich mich auf einen Abend ohne meine Männer, ach, was sind wir hin und her gerissen, ob wir uns freuen sollen oder traurig sind aber sagen wir es so:
Wir gehen hier mit einem weinenden und einem sehr lachenden Auge, denn hauptsächlich freuen wir uns auf EUCH!

Kommentare

  1. Vielen vielen Dank für diesen tollen Blog, Deine Mühe damit und dafür dass Ihr uns mit auf Eure wunderbare Reise genommen habt.

    Gute Heimreise!

    Mira

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  2. Super Blog! Vielen Dank. Es hat richtig Spass gemacht mit Euch zu "reisen". Kommt gut heim. Liebe Gruesse aus Kapstadt. Peter

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