Vom Saulus zum Paulus

Heute sind wir aus Cherating abgereist. Nach wie ich zugeben muss drei
wunderschönen Tagen.
Ein Schildkrötensanatoriums- und Strandtag mit allem was dazu gehört.
Buddeln, baden, boarden, Boote fahren lassen.
Dann unser Hippitag mit dem Batiken. Sandi und Raphael haben am Strand
weiter gebuddelt und gebadet, während Philipp der bereits erwähnten
Schildkröte ein sehr buntes Leben geschenkt haben. Was hatte Philipp
Spaß an der Stoffmalerei! Und was war er stolz auf das überaus
farbenfrohes Ergebnis. Ist aber auch schön geworden. Die Schildkröte
wird zu Hause einen Ehrenplatz bekommen und uns noch lange an unsere
Reise und Malaysia erinnern, das wir mittlerweile richtig lieb gewonnen
haben.
Gestern aber hatten wir das ultimative Kinder-Abenteuer vor. Da es in
Cherating keinen Supernmarkt gibt, in dem man nennenswert einkaufen
kann, haben wir uns über unser Mietauto gefreut, uns in selbiges
geschwungen und sind damit in den nächsten größeren Ort mit Supermarkt
gefahren, haben uns mit Würsteln, Gemüse und Knabbereien ausgestattet,
noch eine kleine Irrfahrt auf der Suche nach einem frischen Fisch
unternommen (unglaublich, überall stehen Fischerboote rum aber kaufen
kann man den Fisch - zumindest mittags um halb eins - nirgends. Auf dem
Markt schließlich sind wir fündig geworden, sehr zur Belustigung der
Fischverkäufer, die offensichtlich nicht erwartet hatten, dass die
westliche Frau mit dem Lockenköpfchen an der Hand tatsächlich tote
Tintenfische kaufen würde. In der Unterkunft haben wir bemerkt, dass es
wohl doch ratsam gewesen wäre, nachzufragen, ob der Fisch auch
ausgenommen ist. Da ich das versäumt hatte, kam ich in den Genuss, den
ersten Fisch meines Lebens auszunehmen. Die Jungs waren hochinteressiert
und begeistert, was ich da mache, waren sich jedoch einig, dass sie
diesen Fisch nicht mehr essen wollten. Na na, so zimperlich? Mit
ausgenommenem Fisch, geputzen Tintenfischen, steril verpackten Wüsteln,
Limetten und frischem Gemüsen haben wir uns aufgemacht in die
Nachbarbucht, die uns als sehr hübsch empfohlen worden war.
Und es war tatsächlich sehr hübsch. Unterwegs haben wir - hm, wie
schreibt man seinen Namen - Juan getroffen, der auch in einem der Cafes
arbeitet und sich am ersten Tag auf Anhieb in Raphael verliebt hatte. So
hat er Raphael, unseren kleinen König auf dem Arm in die andere Bucht
getragen und war dort unser Mann für alle Fälle, der weiß, welches Holz
am besten brennt, wann der Fisch gar ist, wie man Krabben fängt, wann
die Flut wieder einsetzt, wie man Quallen los wird, wie und wo ein
Zweijähriger am besten surft, wie man Armbändchen für die Kinder knüpft,
wo man den besten Blick auf den Sonnenuntergang hat, wie man einen Fisch
am besten würzt, wie man beim Aufessen der unzähligen Würstel hilft und
wie man die besten Kanäle im nassen Sand baut. Die Kinder haben sich
ebenfalls in Juan verliebt und Philipp meinte, es wäre so schön, dass
der Mann mit ihnen spielt und Feuerholz gesucht hat. Raphael hat uns
beim Schlafengehen nochmals stolz sein Armband gezeigt und meinte, er
würde es für ganz, ganz lange anlassen. Für die Kinder war der
Nachmittag ein Abenteuer, ein Nachmittag, an den sie sich sicher noch
lange erinnern werden. Holz suchen, Feuerstelle bauen, Feuer anzünden,
auf der Glut das Essen grillen und die ganze Zeit im Wasser rumspringen
und kilometerlange Kanäle und Seen bis zum Wasser zu graben, die Boote
darin fahren zu lassen und in der Dunkelheit das fluoreszierende
Plankton darin zu entdecken (es gibt Plankton im Meer, das bei Berührung
beginnt ganz kurz zu leuchten).
Als es dunkel wurde, haben wir das Feuer nochmal groß angezündet, was
für ein wirklich schöner Moment in der kleinen Bucht mit zwei
glücklichen Kindern und dem Sternenhimmel über uns.
Und so wurde ich vom Saulus zum Paulus was Cherating angeht, ich gebe es
zu...

Nun sind wir am Tasik Chini, dem Chini See, etwa 1,5 Stunden von
Cherating entfernt. Die Fahrten hier in Malaysia sind dank der perfekt
ausgebauten Straßen und der im südostasiatischen Vergleich so
zivilisierten und geordneten Straßenverhältnisse fast schon langweilig.
Heute ging es Kilometer um Kilometer durch Palmölplantagen. Für uns
eigentlich ein sehr hübsches Bild, denn wo fährt man bei uns schon durch
das dunkle Grün einer Palmenallee?
An der Autobahnraststätte hatten wir ein witziges Erlebnis, als Sandi
mit Philipp auf die Toilette gehen wollte und ich mit Raphael. Brav
gingen Sandi und Philipp den Schildern mit dem Männerkopf nach, ich mit
Raphael auf die Tür mit dem Frauenkopf zu. Sehr belustigt haben wir uns
wenige Momente später wieder an der Weggabelung getroffen, denn wir
waren nicht bei den Toiletten gelandet, sondern in der kleinen
Autobahnmoschee. Von außen haben sich die Gebäude eigentlich kaum
unterschieden und Sandi und ich müssen ählich blöd geschaut haben, als
wir die Türen aufgemacht haben und vor uns nicht viele kleine
abgetrennte Räumchen langen, sondern ein einziger großer, in dessen
Mitte gerade jemand zum Beten auf dem Boden kniete. Wir haben dann
jedoch noch weitere Männer- und Frauenköpfe am Gebäude nebenan gefunden
und darin auch die erwarteten kleinen Zellen.
Noch haben wir vom Tasik Chini nicht viel gesehen und versuchen, die
größte Hitze des Tages in unserem Bungalow abzuwarten. Mal sehen, was
uns nachher erwartet, wenn wir eine kleine Bootsfahrt unternehmen.

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