Erdbeeren!

Juhu, wir düsen durch Malaysia. Wahnsinn, was für ein Luxus. Mittagessen, wenn man Hunger hat, Musik in der gewünschten Lautstärke, jeder einen eigenen Sitz und keiner der meckert, wenn man zu viel bröselt... außer mir vielleicht.
Ipoh: nett, freundlich, bunt!
Gestern in der Früh haben wir die Hühner gesattelt, Rucksäcke auf den Rücken, schwere Provianttasche und Wertsachenrucksack in der Hand. Alles die Treppe runtergeschleppt und dann. Plumps, alles in den Kofferraum fallen lassen (bis auf unsere kostbare Ananas, die ein paar Tage mit uns mitreisen durfte. Die haben wir gelegt), Kofferraumdeckel zu, alle rein, Türen zu, Klimaanlage an und LOS geht's! Und wenn man bedenkt, wieviel Kram wir sonst auf einen Wochenendeausflug an den Chiemsee mitnehmen, da sehen unsere beiden Rucksäcke im Kofferraum richtig übersichtlich aus. Eigentlich kein schlechtes Konzept so.
Die Fahrt war sehr angenehm und führte uns zunächst über eine fantastische Autobahn nach Ipoh. Ipoh war unser Mittagessenstop. Ipoh ist ein wirklich nettes kleines Städtchen. Viel Chinesisches, viel Indisches und wieder diese reizenden kleinen Kolonialhäuschen. Alles so schön bunt in knalligen Farben gestrichen. In den wirklich unzähligen Restaurants saßen die Leute in den schattigen Arkaden und haben Huhn gegessen. Huhn mit Sojasprossen ist DIE Spezialität Ipohs. Auch wir haben es probiert (die einen das Huh, die andere die Sprossen). Sandi meinte, es wäre das beste Huhn gewesen, das er je gegessen hätte. Und wenn Sandi das von einem chinesischen Essen behauptet, dann heißt das was. Große Freude sind Sandi und die chinesischen Küche ja nie geworden. Interessant war, dass in Ipoh die Chinesen beim Inder zum essen saßen und die Inder beim Chinesen. In Georgetown schien da eine strikte Trennung zu herrschen, man sah nie einen Chinesen in einem indischen Restaurant, auch umgekehrt nicht.
Ipoh: Sojapudding vom Funny Mountain Soya Bean
Danach waren wir zur Nachspeise im Funny Mountain Soya Bean. Der Name ließ Gutes erahnen und die kleine Speisenausgabe, ein klitzekleines Kioskchen, mehr wie ein kleiner Tresen in einer großen Tür, dahinter ein großer Bottich, ein Berg Schüsseln und ein paar freundliche Verkäufer war einfach herzig. Dort gab es einen Sojapudding, sowas wie ganz weichen Tofu und etwas das eigentlich wie Sojamilch schmeckte. Angeblich nach jahrtausende alten, direkt aus dem Reich der Mitte überlieferten Rezepten hergestellt. Die Kinder fanden es grässlich und Sandi und ich eigentlich ganz gut. Wie eben warmer, weicher Tofu mit Sirup schmeckt. Aber wenn es aus so einem Bottich kommt und von so einem freundlichen jungen Mann serviert wird, dann schmeckt es doch gleich viel besser.
In Ipoh war es heiß. Sehr heiß. So konnten wir es kaum erwarten, in unseren Proton zu steigen und uns auf den Weg zu machen in die Cameron Highlands. Nachdem wir im Reiseführer gelesen hatten, dass in den Highlands die Temperaturen selten über 22° steigen, war klar: Da fahren wir hin, ganz egal, was dort eigentlich ist!
Gesagt, getan. Anfangs führte die Straße durch staubige - und hier meine ich WIRKLICH staubige - Steinbrüche, ein Highlight für die Kinder. Also weniger der Staub als viel mehr die großen Bagger, die irgendwo in den Felswänden hingen und zu großem Erstaunen geführt haben. 'Mama, wie ist der Bagger da hingekommen?' Tja, woher soll man sowas wissen und warum zum Teufel werde immer ich sowas gefragt? Philipp hat ja im Moment eine sehr große Fragephase und ich scheine da als interaktives Lexikon besser zu taugen als sein Papa, so werde ich gefragt, warum Busse Diesel tanken und wie eine Lenkstange funktioniert. Definitiv nicht in meinen Kernkompetenzen inbegriffen. Ich fühle mich eher zuständig für die Fragen wie 'Mama, ist eine Palme ein Baum?' oder 'Mama, sind Bäume auch Pflanzen?' oder 'Mama, wie wachsen Bäume?' oder 'Mama, was lebt alles im Meer?' Wobei es auch nicht so ganz einfach ist, einem Vierjährigen die Photosynthese zu erklären. Irgendwie hat er mir noch nicht ganz abgenommen, dass Pflanzen aus Luft und Wasser mit Hilfe von Sonnenlicht Zucker herstellen können und daraus im Endeffekt ein ganzer Baum besteht... Wenn hier jemand Anschauungsmaterial besitzt, immer her damit!
Aber wir waren bei der Fahrt in die Cameron Highlands. Sandi und der Proton haben uns sicher die Serpentinen nach oben gebracht und wir haben nicht schlecht gestaunt, als wir ausgestiegen sind und mit unseren kurzen Klamöttchen doch ein wenig gefröstelt haben. Wir haben ein recht nettes Guesthouse gefunden und sind abends mit langen Hosen und Pullovern zum Essen gegangen! Herrlich! Wir haben ohne Klimaanlage geschlafen und dabei nicht geschwitzt! Herrlich! Wir haben heute einen Ausflug gemacht und uns nicht verzweifelt für jeden Meter nach Schatten umgesehen! Herrlich! Nachmittags waren wir am Spielplatz und Sandi und ich saßen in der Sonne auf der Bank und es war, na? Ja! Herrlich!
Ganz grundsätzlich ist es hier also temperaturmäßig herrlich. Bestimmt denkt Ihr, wir spinnen. Wir hatten aber nun seit 22. März keinen Tag, an dem die Temperaturen unter 30° geblieben sind und ich würde mal behaupten, die Mehrzahl der Tage waren über 35°. Da freut man sich mal wirklich über solch eine Abkühlung.
Und so waren wir heute auch richtig aktiv, naja, erb-aktiv halt. Unseren Jetlag haben wir immer noch nicht überwunden und so ging es mal wieder nicht wirklich früh los.
Aber dann. Erster Stop Schmetterlingsgarten. Der war richtig nett. Ein hübscher Garten mit hübschen Schmetterlingen, ein paar Schlangen (und ein paar bedauernswerten, sich ängstlich in die Ecke kauernden Mäuschen in den Terrarien), riesigen Käfern, Chamäleons und Schildkröten. Raphael war hin und weg. Er war derart begeistert und ist freudig durch die Gänge gesprungen, eine wahre Freude, ihm beim Entdecken all der Tiere zuzusehen.
Cameron Highlands: Im Erdbeerfieber!
Zweiter Stop Erdbeerfarm. Das war auch richtig witzig, das mit den Erdbeeren hier ist eh sehr unterhaltsam. Überall gibt es Erdbeersouvenirs. Und da gibt es wirklich alles, was des Erdberrfreundes Herz begehrt: Erdbeerregenschirme, Erdbeerohrenschützer, Erdbeernachttischlampen, Erdbeerschürzen, Erdbeerkissen, Erdbeerrasseln, Erdbeerfußabtreter, Erdbeerkühlschrankmagnete, Erdbeerbadezimmerteppiche und Erdbeerbadeschlappen. Ich hätte ja zuschlagen können ohne Ende, wir haben ja jetzt den Kofferraum. Aber im letzten Moment bin ich doch zur Besinnung gekommen... wer trägt das Zeug durch Singapur und Hongkong??? Ich. Also doch besser alles liegen lassen.... obwohl, die Nachttischlampe hätte mich schon gereizt! Wir haben außerdem gesehen, wie gute malaysische Erdbeeren auf gut traditille Art angebaut werden, in Töpfen und Gestellen und der gute Malaye wird denken, dass so wirklich Erdbeeren gezüchtet werden und sich fragen, woher der blödsinnige Name 'Strawberry' kommt... Berry ja aber wieso Straw?
Cameron Highlands: Hm, die schmecken!
Aber wir haben sie gegessen, diese hochmodernen Erdbeeren, geschmeckt haben sie wie holländische (oder wenn man den Wetterbericht für Deutschland verfolgt, wie deutsche 2011er), also schon erdbeerig, allerdings nicht megaerdbeerig. Für unsere nun fast schon asiatischen Gaumen waren die Erdbeeren und der riesige Kleks Schlagram oben drauf eine seltene Delikatesse und hmmm, wir haben sie genossen. Morgen gibt's noch ne Portion! Philipp meinte, so gut hätten ihm noch nie Erdbeeren geschmeckt!
Witzig, einfach nur witzig, was aus den Erdbeeren hier für ein Spektakel gemacht wird, da könnten sich die deutschen Erdbeerplantagenbetreiber in Sachen Marketing noch ne Scheibe abschneiden.... die Ohrenschützer und die Nachttischlampen würden bei uns sicher auch gut gehen!
Dritter Stop ein buddhistischer Tempel, der uns allerdings alle nicht wirklich von den Socken gehauen hat. Da haben wir nun glaube ich zu viele schönere gesehen. Aber der Fischteich davor war witzig mit riesigen Goldfischen, die dachten, wir hätten Futter für sie. Hatten wir aber nicht... umsonst das Maul aus dem Wasser gereckt, haha!
Und dann noch der Kinderhöhepunkt, der Spielplatz.
Und das Abendessen. Indisch. Eigentlich kaum der Erwähnung wert, schon gar nicht nach einem Becher Erdbeeren mit Schlagrahm!

Morgen geht es weiter im Touriprogramm der Cameron Highlands, wir freuen uns schon!

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