Donnerwetter!

Es regnet. Und mal wieder wie! Eigentlich ist hier an der Ostküste
Malaysias gerade überhaupt kein Regen vorgesehen. Deshalb sind wir ja
auch hier. Der Regen scheint sich aber an das bewährte Wettermodell
nicht halten zu wollen, so dass wir fast jeden Abend früher oder später
- dankenswerterweise aber immer, wenn wir uns schon zu unserem Bungalow
zurückgerettet haben und die Jungs in ihren Betten liegen - einen satten
Guss abbekommen. Und was für Gewitter das hier auf dem Inselchen sind,
das traut man dieser Idylle, die tagsüber herrscht, gar nicht zu.
Gestern jedoch habe ich den Schreck meines Lebens bekommen, als ich
allein lesend auf der Terrasse saß und plötzlich ein Gewitter einsetzte,
man glaubt ja gar nicht wie plötzlich ein Gewitter einsetzen kann mit
von lautem Donnerknall (Grollen war das keines mehr) begleiteten
Blitzen. Einer der Blitze verirrte sich schließlich hierher. Und mit
hierher meine ich HIERHER, nämlich in das Bungalow nebenan. Das steht
etwa 5m von unserem Bungalow entfernt und hat offensichtlich einen
Blitzableiter, sonst wäre es heute nur noch ein Häufchen Asche. Das
Krachen und dieses Licht, das kann man nicht beschreiben. Ich vermute,
dass der Vergleich mit tausend gleichzeitig gezündeten Fotoblitzen den
Lichtefekt nicht treffend beschreiben würde, wobei ich das ja noch nicht
gesehen habe. Dass ein Blitz so nah neben einem einschlägt, das ist wohl
ein Erlebnis, das hat man nur einmal im Leben und ich bin froh, dass er
der Blitz sich das Bungalow nebenan ausgesucht hat und nicht meinen
Stuhl.... wirklich herzlichen dank hierfür. Nach dem Krachen und dem
Licht war es hier plötzlich völlig dunkel und leise - abgesehen vom
prasselnden Regen, meinem Herzschlag und meinem Schrei 'MACH DIE
TASCHENLAMPE AN, MACH DIE TASCHENLAMPE AN!' war nichts mehr zu hören und
der Strom war erstmal ausgeblitzt...
Aber heute morgen wieder eitel Sonnenschein, so wie wir das bestellt
haben und das Unwetter heute hat sich dankenswerterweise gleich weiter
entfernte Ziele ausgesucht.

Heute war auch schon wieder unser letzter Tag hier auf Perhentian.
Schade irgendwie, wir fühlen uns schon fast wie zu Hause. Wir haben uns
an die kalte Dusche, Freds nächtliche Besuche (und seine Reinlichkeit,
er klaut gerne unsere Seife), den Anblick von badenden, schnorchelnden,
tauchenden, Volleyball spielenden und im Sand buddelnden Frauen mit
Kopftuch und unsere Karaoke singenden malayischen Nachbarn gewöhnt
(soweit man sich an Karaoke gewöhnen kann!).
Wir haben die Wanderungen getestet, unheimliche und unglaublich wenig
schreckhafte Warane gesehen, große und kleine, sanft-anmutige
Meeresschildkröten angehimmelt, Haien guten Morgen gesagt und unsere
Affenfamilie begafft, uns von der Affenfamilie begaffen lassen und uns
von frechen Eichhörnchen seine Essensreste auf den Tisch werfen lassen,
wir haben versucht eine Qualle zu retten und uns von einem Clownfisch
feste auf die Finger klopfen lassen, hach, es war schön! Außerdem haben
wir einem Sandkrokodil das Leben geschenkt sowie zwei Schildkröten, wir
haben zur großen Erheiterung zweier moslimischer Mädchen beigetragen,
als wir versucht haben, eine Sandmoschee zu bauen, einen Kajakausflug
gemacht und wieder einmal bestätigt bekommen, dass Sandi und ich einfach
zusammen kein mit Rudern bewegtes Wasserfahrzeug fahren können und wir
uns nun wirklich daran halten sollten, es NIE wieder zu versuchen, wir
haben mit unseren neue Pastellkreiden stapelweise Papier bemalt, das
beste Tom Yum dieser Reise gegessen, den Sand durch die Finger rieseln
lassen, uns das freundlichen Taxibooten nach Hause bringen lassen, am
Strand einen riesigen gegrillten Tintenfisch gegessen, im Schatten
gesessen und das Meer angesehen, jede Sekunde davon aufgesogen und uns
jeden Moment daran erfreut, dass wir hier sein durften!
Bis zum nächsten Mal, Perhentian!

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