Burka on the Beach

Wir müssen sagen, hier auf der Insel Penang und in Georgetown lässt sich's aushalten. Es lässt sich zwar schwer greifen und erklären, was es hier so sympathisch und erfrischend macht aber für uns ist es einfach nett. Einfach einer der Momente, die eben passen.
Gestern hatten wir einen superaktiven Tag. Die Kinder hatten solche Hummeln im Hintern, dass wir es ausgenutzt haben und sie quer durch die Stadt gehetzt haben... mit dem Erfolg, dass sie abends immer noch nicht schlafen konnten.
Diese eine Nacht am Bahnhof von Surat Thani und die Stunde Zeitverschiebung von Thailand nach Malaysia haben uns in einen jetlagartigen Zustand zurückgeworfen. Die Kinder können vor 11.00 nicht schlafen, Sandi und ich nicht vor 1.30 und heute sind wir allen Ernstes alle erst um 11.45 aufgewacht! Ist immer optimal, wenn man bei den hier herrschenden Temperaturen das Haus erst verlässt, wenn das Thermometer auch sicher den höchsten Punkt erreicht hat.
Also gestern. Zunächst haben wir etwas enttäuscht festgestellt, dass in Georgetown sonntags fast alle Geschäfte geschlossen haben. Schon sonderbar in einer Stadt, in der es Moslems, Buddhisten und Hindus gibt, Christen aber sicher die absolute Minderheit ausmachen. Wie dem auch sei, statt des von Raphael angepeilten Bäckers gab es Käsenaan vom Inder als Frühstück. Auch ein Käsebrot. Und Obst aus einem der kleinen chinesischen Tempel. Als wir gerade unsere Nasen neugierig durch das Tempeltor streckten, wurden wir von ein paar netten Leuten sehr freundlich und überschwänglich hineingewunken. Sie waren gerade dabei in dem kleinen Vorhof, riesige Berge an Obst zu verteilen und zu essen. Jeder, der vorbeikam wurde eingeladen mitzuessen. So auch wir. Die Kinder bekamen Ruten mit Rambutan in die Hand gesteckt, Sandi und ich wurden Mangostins zum Probieren geschält. Und hmmm, die waren herrlich! Und die hatte ich schon immer mal probieren wollen. Mangostins sehen au wie kleine runden Auberginen mit einer dicken, ledrigen Schale. innen befinden sich glitschige kleine Fruchtspalten, die ganz wunderbar säuerlich schmecken. Beim nächsten Marktbesuch stehen auf alle Fälle Mangostin auf der Einkaufsliste.... da fällt mir ein, wir haben ja noch ein paar.... Außerdem waren die Leute dabei, sich über riesige Berge an Durians herzumachen. Wer schon mal in Asien war, weiß was für einen Schrecken Durians auslösen können. Sie stinken einfach wie die Pest. Ekelhaft, richtig ekelhaft. Ein Geruch, den man einem Obst nie zutrauen würde. In vielen Hotels und öffentlichen Verkehrsmitteln sind Durians daher auch verboten. Nachdem man uns dreimal gefragt hatte, ob wie die Durian auch mal probieren möchten (It's the king of the fruit, the king of the fruit, you have to try!), wir dreimal dankend abgelehnt hatten, fasste ich mir ein Herz. Wenn die Leute alle regelrecht in die Früchte hineinfressen, weil sie ihnen so gut schmecken, warum sollten wir das dann nicht auch überleben? Das Fruchtfleisch war sonderbar glitschig und weich und sieht mehr aus wie Vanillepudding als Obst. Leider schmeckt es aber nicht nach Vanillepudding. Es schmeckt allerdings auch nicht so grauenhaft wie es riecht. Für einen mitteleuropäischen Gaumen würde ich es als genießbar einstufen und werde es in Zukunft auch bei dem einen Versuch belassen und mich eher an die Ananas, Kokosnuss, Dragon Fruit, Banane, Rambutan und Mangostin halten... das ist für mich exotisch genug. Raphael liebt Rambutan auch und hat seine ganze Rute Früchte ratzefatz weggefuttert.
Der Tempel war im Übrigen auch sehr nett. Wir waren halt nur damit beschäftigt, unsere Früchte zu schälen und hatten daher weniger Augen für den Tempel.
Georgetown: Kuan Yin Teng Tempel
Unser Spaziergang durch die Sträßchen im alten Georgetown war auch einfach schön. In Little India hatten einige Geschäfte geöffnet, auf der Straße wurden Musik gespielt, Samosas gebacken und bunte Stoffe verkauft, der Geruch von exotischen Gewürzen lag in der Luft und die Leute waren alle so hinreißend freundlich. Der Verkäufer in der Bollywood-Videothek hat sich auf Anhieb in Raphael verliebt und ihn abküssend und tanzend durch seinen Laden getragen, der Samosamann hat seine Teigreste auf die Straße geworfen, um die Tauben anzulocken, der Gewürzverkäufer schenkte uns ein spontanes und wunderschön ehrliches Lachen, als er die Kinder sah, der Rikschafahrer überließ den Kindern das Kommando auf seinem Gefährt und wo man auch hinkam fühlte man sich willkommen. Was für reizende, ehrlich freundliche  Menschen. Unterwegs haben wir das Penang Perakanam Mansion besichtigt, ein altes chinesisches Herrenhaus aus der Kolonialzeit, das restauriert und mit unzähligen Antiquitäten ausgestattet wurde. Sehr prachtvoll, sehr schön, sehr einladend. Und noch einen chinesischen Tempel, in dem unglaublich viele Räucherstäbchen und bunte Papierchen verbrannt wurden, literweise Öl in Öllampen gegossen wurde und riesige, fackelartige Räucherstäbe brannten.

Fahrt auf den Penang Hill
 Danach war auch plötzlich das Wetter besser - in der Früh hatte es geregnet - und so haben wir beschlossen, noch einen Ausflug auf den Penang Hill zu machen. Man kann dort recht komfortabel mit dem Bus hinfahren und dann mit einer Standseilbahn den Berg hinauf. Wenn das mal kein Programm für unsere Jungs war! Von oben hat man einen schönen Blick über die Insel Penang, es gibt einen Spielplatz, und, wie sollte es anders sein in Penang, eine Mosche und einen hinduistischen Tempel, sowie diverse andere Attraktionen, die wir meist aber gar nicht so attraktiv fanden. Die größte Attraktion für Sandi uns mich war dort oben die, was glaubt Ihr? DIE TEMPERATUR! Unfassbar. Gestern war ohnehin der erste Tag seit 3,5 Monaten, an dem wir unter 30 Grad hatten und dort oben auf dem Berg waren es für gefühlte 14 Grad, wahrscheinlich waren es aber schon so um die 22 Grad. Eine Gänsehaut, ein bisschen Frösteln, schön!
Im Dunkeln sind wir dann wieder runter gefahren, nachdem wir die Lichter der Stadt bestaunt hatten, natürlich, haben uns gefreut, dass unser Bus gleich kam, haben uns noch mehr gefreut, dass er uns an einem tollen Fressmarkt rausgelassen hat und haben dann auf jenem Markt bei bunten Lichterketten, Leuchtreklamen und musikalischer Untermalung durch eine grässlich asiatisch schnulzige Sängerin Sushi gegessen. Ein rundum gelungener Tag!

Georgetown: Abendessen auf dem Fressmarkt:
ENDLICH ESSEN!!
Heute fing es weniger gelungen an. Zwar hatte heute der Bäcker auf und wir haben Croissant und Hefezopf gefrühstückt, dafür durften wir aber nicht in die Moschee, die die Jungs so gerne ansehen wollten, weil gerade die Gebetszeit vom Muezzin angekündigt wurde. Und der Billiardtisch, den sich Philipp ausgekuckt hatte, war kaputt. Wir haben uns auch gewundert, wie ein Billiardtisch kaputt sein kann. Kann er aber. Er hat die weiße Kugel verschluckt und jetzt geht nichts mehr. Lange Gesicher bei den Jungs. Die wurden aber auch schnell wieder kürzer, denn wir hatten ja einen Ausflug zum Strand auf dem Programm.
Unsere Erwartungen an den Strand waren nicht besonders hoch.
Als wir dann jedoch da waren, schauten Sandi und ich uns nur an und sagten unisono: 'Was ist das denn?' Das Meer vor uns sah aus wie ein riesiger Wasserspielatz für ganz große Jungs. Dem Freund des motorisierten Wassersports wird hier mit Sicherheit jeder Wunsch erfüllt. Ob Charterboot für einen Angelausflug, Jetski, Bananaboat oder Parasailing - hier ist für jeden was dabei! Und so wimmelt es auch dem Wasser von kleinen und ganz kleinen Booten und Jetskis und man wundert sich nur, wie es sein kann, dass die Fahrer alle wieder heil rauskommen und denkt sich, dass es wohl besser ist, dort nicht ins Wasser zu gehen, es sei denn man möchte sich gerade mal wieder die Birne abrasieren lassen.
Naja, den Jungs hat's gefallen, auch wenn sie fanden das Wasser wäre ja schon ne ganz schöne Brühe.
Ich war den ganzen Nachmittag damit beschäftigt dem Treiben ungläubig zuzusehen. Batu Ferringhi scheint ein sehr beliebter Urlaubsort für Araber zu sein. Ein bisschen Kühle bei 33 Grad genießen und am Strand ein wenig rumtollen. Es ist ein Bild für Götter, wenn die Damen in ihren Burkas am Strand spazieren gehen oder sich in der Sonne ein wenig aufwärmen, während sich auf der Liege neben ihnen eine europäische Dame im Bikini sont. Da prallen Welten auf einander. Scheint aber zumindest hier am Batu Ferringhi zu funktionieren.
Wir hingegen waren beeindruckt, was nicht alles mit einer Burka möglich ist und wenn wir Euch jetzt erzählen, dass wir eine junge Frau mit Burka beim Parasailing gesehen haben, glaubt Ihr uns das dann? Nein oder? Haben wir aber! Und Euch das bildlich vorzustellen, das überlassen wir nun Eurer Phantasie ;)

Kommentare

  1. mal wieder ein kommentar von mir nach unglaublich langer zeit:
    ja, ich hab diese stinkende frucht in darwin immer argwoehnisch angeschaut. und dann einmal probiert und wirklich nicht das verlangen nach mehr gehabt. es war irgendwie kaesig, wenn ich mich recht erinnere. und der gestank... anders als wenn man stinke-kaese ist. passt einfach nich!
    wieder mal liebe gruesse und viel spass noch! eure (fleissige aber meist stille) leserin antje.

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  2. Hallo liebe Antje,
    freuen uns immer über Kommentare aber auch über stille Leser!
    Wir haben heute auch auf einer Durianfarm extra nicht angehalten... nicht dass wir nochmal probieren müssen!!!
    Liebe Grüße
    Antonia

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