Another beautiful day in paradise

Hach, was haben wir's hier schwer...
Weißer Sand, türkises Meer, Bungalow am Strand, Palmen im Hintergrund,
Korallen im Vordergrund, Stereotyp Tropenparadies...
Wir sind hier auf den Perhentian Islands. Und das, obwohl wir alles tun
wollten, um zu verhindern, dass wir hier landen. Wir waren hier vor acht
Jahren schon auf unserem Weg nach Australien gewesen. Und es hatte uns
so gut gefallen, daher einer der
Wir-kommen-nie-wieder-um-die-Erinnerung-nicht-zu-verderben-Orte. Ganz so
wie Laos und Angkor es für diese Reise sind. Unsere Recherchen in Sachen
Inselparadies in Malaysia haben uns dann aber auf den Trichter gebracht,
dass Perhentian wohl eine der wenigen für uns geeigneten Inseln ist. Die
meisten Inseln, die alle wunderschön sein sollen, sind entweder nur über
Pauschalangebote buchbar (3 Tage, 2 Nächte, vorgeschriebene Essens-,
Schnorchel- und 'Freispielzeit', nix für uns!) oder aber die Art der
Unterkunft entspricht nicht ganz unserem Budget mit Luxusresorts an
Privatsträndchen und/oder auf Privatinselchen. Also doch Perhentian.
Unser Mietauto hat uns tapfer durch die Berge an das Fährpier gefahren
und wartet dort auf uns... hoffen wir zumindest. Die Schnellbootfahrt
hierher war fürchterlich und mit einem Fahrer, der ein Rennen gegen sich
oder den Rest der Welt oder seinen imaginären Freund zu fahren schien.
Was auch immer, nichts für Leute mit Wirbelsäulenproblemen. Und
eigentlich auch nichts für Leute mit gesunder Wirbelsäule, die diesen
Zustand gerne erhalten möchten. Nichtmal Raphael fand es witzig und für
die Rückfahrt werden wir uns um eine Alternative bemühen, auch wenn wir
die Rückfahrt eigentlich schon bezalht haben.
Hier angekommen wurden wir bestraft. Für einen bösen Fehler, nein für
zwei. Fehler Nummer eins: nochmal an den gleichen Strand zu fahren wir
damals. Fehler Nummer zwei: zu wissen, dass langes Wochenende ist und
nichts reserviert zu haben, denn in Malaysia füllen sich an Wochenenden
Touridestinationen mit Einheimischen, ein Phänomen, dass wir bisher noch
gar nicht beobachtet haben und eigentlich ja sehr schön ist, weil es
bedeutet, dass die Leute es sich hier leisten können, über ein langes
Wochenende wegzufahren.
Long Beach jedenfalls war komplett ausgebucht, die beiden Löcher, die
wir hätten haben können, da hätten wir keinen Fuß reingesetzt, so
ekelhaft und überteuert waren die.
Während Sandi die Unterkünfte abgeklappert hat, saß ich mit den Kindern
am Strand und wurde richtig traurig. Traurig, dass wir nochmal dorthin
gefahren waren, was für eine Enttäuschung, und traurig, dass sich alles
so sehr verändert hatte. Zugegebenermaßen wäre der Strand immer noch
toll, wäre er nicht mit Sonnenschirmen, Schnorchelverleihständen,
Schnorcheltouranbietern, Zigarettenkippen, Plastikstühlen und Bier
trinkenden Jugendlichen zugepflastert. Ich darf eigentlich gar nicht
anfangen, das ganze zu analysieren, denn ich habe mir fest vorgenommen,
diesen Strand separat abzuspeichern. Andere Reise, andere Zeit, anderer
Ort, andere Insel, anderer Strand. Das war nicht der Ort, an dem wir
damals in einer ruhigen, traumhaft schönen Bucht an einem fast irreal
schönen Strand gelegen sind und abends Tom Yum gegessen haben. Nein, das
war irgendwo anders.
Aber der Wink des Schicksals hat uns nun hierher gebracht. An diesen
Ort, der fast so schön ist wie das kleine Paradies damals war. Das haben
wir mal wieder unserem Ich-oraganisier-dann-mal-was-Sandi zu verdanken.
Für eine Nacht hatten wir von Long Beach aus telefonisch ein Zimmer auf
der anderen Insel ausfindig gemacht. Ebenfalls total überteuert aber so
sei es, ein Bett für eine Nacht und das Lehrgeld dafür, nicht reserviert
zu haben. Am nächsten Morgen ist Sandi dann auf Erkundungstour gegangen
und hat hier auf der anderen Seite der Insel ein (zwar nicht besonders
luxuriöses) Bungalow an einem fast schon unverschämt schönen Strand
gefunden uns so taumeln wir der Früh aus unserer Tür direkt an den
Strand und ins kristallklare Wasser. Einen Mitbewohner haben wir auch,
der hin und wieder vorbeischaut. Er hat vier Beine und heißt Fred und
näher wollen wir uns über Fred nicht auslassen. Wer weiß, ob er das mag.
Ich gehe hier nun endlich tauchen, das worauf ich mich in Südostasien
mit am meisten gefreut hatte und was aus diversen Gründen irgendwie (bis
auf einen Tauchtag Kho Phangan) nie geklappt hat. Ja, was soll man
sagen, auch das Tauchen ist toll, wenn ich auch das Gefühl habe, als
wäre die Korallen damals noch sehr viel intakter gewesen... aber
Korallen und Tourismus, Korallen und Klimaerwärmung, das passt nicht gut
zusammen und ich fürchte, das Ergebnis kann man hier sehen...
Heute Nachmittag haben wir einen Schnorchelausflug mit dem Kajak
gemacht. Die Jungs wollten Kajak fahren, Sandi wollte schnorcheln, da
haben wir beides mit einander verbunden. Wir wurden auch belohnt. Mit
einem riesigen blacktip shark (keine Sorge, ein riesiger blacktip ist
immer noch ein kleiner und ziemlich harmloser, wenn auch Respekt
einflößender Hai), der über die Korallen geschossen ist, alles was
irgendwie wegschwimmen konnte auf der Flucht. Das war ein herrlicher
Anblick. Ich hatte zunächst nur Fische verschiedenster Arten in eine
Richtung strömen gesehen. Kurz drauf kam der Hai in mein Blickfeld und
dann war der Grund für die Massenpanik klar!
Beim Tauchen warte ich noch auf eine Schildkröte, die erinnere ich mich
hier vor acht Jahre recht häufig gesehen zu haben.

Die Jungs buddeln und buddeln hier und bald haben sie den Sand einmal
komplett umgesetzt. Sie fahren außerdem Speedboat mit ihren kleinen
Plasitkbooten und finden großen Gefallen daran, wenn wir uns aufregen,
wenn die um die Kurve rasenden Speedboote den Sand auf unsere Handtücher
schleudern. 'Aber Papa, das Boot ist halt sooo schnell um die Kurve
gerast, da hat es halt gespritzt.' Die Boote spritzen komischerweise nie
woanders hin als auf unsere Tücher aber das wird dann wohl schlicht
Murphy's Law sein. Und schwimmen tun die Jungs natürlich und Philipp
begleitet mich mit seinem Bodyboard gerne beim Schnorcheln und manchmal
setze ich ihm dann für wenige Sekunden die Maske auf, die erstaunlich
gut sein gesamtes Gesicht abdeckt, und er kann für einen kurzen Moment
ins Wasser schauen und so hat er bei seinem allerersten Schnorchelblick
eine wunderschöne Seeanemone mit den darin wohnenden Clownfischen
gesehen. Glückliches kleines Kerlchen!
Morgen wollen wir dem kleinen Schild mit der Aufschrift 'Jungle Trek'
folgen. Das klingt nach einem großen Abenteuer und vielleicht begegnen
wir dort der Affenfamilie, die nachmittags gerne an die strandnahen
Bäume kommt und in der späten Nachmittagssonne die Früchte verspeist.
Und vielleicht finden wir ein paar Warane, Riesenechsen, die sich hier
im Wald verstecken. Vor acht Jahren hatten wir davon einige im Wald
entdeckt, brrr, unheimliche Tiere irgendwie, so unberechenbar, ich
glaube, die wissen selber nicht im geringsten was sie in welcher
Situation zu tun haben, eigentlich sind sie ja sehr sanft. Eine 1,5m
lange Eidechse flößt aber schon irgendwie Respekt ein. Lieber als Fred
sind sie mir aber allemal... aber ich wollte ja nichts böses über Fred
sagen, ich denke, er ist sehr sensibel...

Also dann, lassen wir uns überraschen, ob wir auch noch ein bezahlbares
Internet finden, dann bekommt Ihr das alles auch noch zum Lesen!
Wir tauchen dann soweit erstmal unter und melden uns entweder, wenn wir
morgen nicht alle vom Jungle Trek zurückgekommen sind (doch einer vom
Waran verschluckt?) oder wenn wir die Insel verlassen haben und wir
wieder in der Welt der allgegenwärtigen WLANs sind oder wenn wir hier
noch so lange bleiben und noch so viel erleben, dass es was zu schreiben
gibt (was ich stark bezweifel, also nicht das mit dem lange bleiben aber
das mit dem viel erleben).
Bis dahin, Grüße!

Kommentare

  1. Wer oder was ist denn nun Fred?

    AntwortenLöschen
  2. wie gesagt, vier Beine, leider eine kleine Diva... macht, was er will.... und sehr reinlich, klaut gerne Seife.
    Ein Waschbär?

    Ne, Fred will anonym behandelt werden, haben es ihm versprochen.... ;)

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf unserem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (https://kindundkegelsackundpack.blogspot.com/p/datenschutz.html) und in der Datenschutzerklärung von Google unter https://policies.google.com/privacy?hl=de