Am Ziel!

Hier sind wir nun. Am Ziel unserer Reise, am Ziel unserer Träume? Na das
vielleicht nicht aber immerhin dort, wo wir hin wollten. In Singapur. Es
wird zwar nur ein kurzer Aufenthalt am Ziel einer langen Reise aber uns
war nun am Ende irgendwie wichtig, es hierher geschafft zu haben. Ein
Flug von Kuala Lumpur hätte es nicht sein sollen.
Ja, Singapur, das klang immer so weit weg und nun sind wir einfach da.
In der Stadt, in der man öffentliche Toiletten benutzen kann, ohne durch
Pfützen zu waten, in der man jederzeit und überall bedenkenlos vom Boden
essen würde, in der Stadt, die an den Busstation aushängt, welcher Bus
wohin fährt und in der ein Zebrastreifen tatsächlich dazu dient, einem
Fußgänger ein gefahrloses Überqueren der Straße zu ermöglichen (was
Philipp heute sehr irritiert hat! 'MAMA, SCHNELL, DAS AUTO DA!!!).
Nach sechs Monaten Südostasien kommt es einem hier vor wie in einem
Urlaubsresort, einem Vergügungspark oder einer Filmkulisse. Zu geordnet,
zu leise, zu sauber, zu modern, zu.... perfekt! Wo sind die Mopeds???
Nach all den Monaten Insektenrepellent, Moskitonetz und langen Ärmeln ab
Dämmerung ist es nahezu unglaublich, dass man das hier nicht braucht!
Malaria, Dengue, Japanische Enzephalitis... alles verboten! In Singapur
ist ja alles verboten, was gefährlich ist. Also auch die schnöde Anopheles.

Unsere vermeintlich kurze letzte Etappe von Tioman nach Singapur stellte
sich gestern als ziemliche Ochsentour heraus und ich weiß gar nicht, wie
wir es am Ende geschafft haben, unser Gepäck, unsere unterwegs etliche
Male verfluchten Einkäufe aus Malaysia - die sich so locker in den
Kofferraum schmeißen ließen, sich dann beim Tragen aber doch als recht
schwer herausstellten - und zwei müde Kinder in ein Hotel gebracht zu
haben aber irgend wann waren wir, unsere Kinder, unser Gepäck und unsere
Einkäufe hier in unserem Zimmen in einem einigermaßen finanzierbaren,
ordentlichen Hotel, in dem die Zimmer tages- und nicht stundenweise
vermietet werden.
Und offen bleiben viele Fragen, wieso ein Grenzübertritt von Malaysia
nach Singapur gar so lange dauern muss. Und man sagte uns, dass der
gestern gar nicht lange gedauert hat, dass wir mal unter der Woche in
der Früh zwischen 5.00 und 9.00 kommen sollten, dann würde es zugehen.
In Johor Bahru, der Gernzstadt in Malaysia steigt man (nachdem man sein
schönes Mietauto wieder abgegeben hat) in einen Bus. Der bringt einen
zur Grenze. Dort fährt man mit Rolltreppen in ein absolut
überdimensioniert wirkendes, nigelnagelneues Gebäude, in einen Palast!
Dort marschiert man der Überdimensionierung des Gebäudes entsprechend
laaaange Wege bis zur Schlage, in die man sich mit seinem Pass reihen
darf. Der Stempel ist schnell erledigt. Dann marschiert man weiter,
laaaange Gänge, bis man wieder an Rolltreppen ankommt, die einen zum
Busterminal bringen, wo man idealerweise in den selben, vorgebuchten Bus
einsteigt. Wir hatten keinen selben und schon gar keinen gebuchten Bus,
so dass wir uns in dem Gewühle und der in der Unübersichtlichkeit
hilflos in einen Bus gesetzt haben, der zum richtigen Ziel zu fahren
schien. Dieser Bus brachte uns dann über die Meeresstraße, die Singapur
von Malaysia trennt. Und auf der anderen Seite der gleiche Blödsinn.
Riesige Busterminals, riesige Gebäude, riesige Hallen, riesig lange Wege
und riesig noch längere Schlangen, die sich zumindest am Schalter
Foreign Passport nicht wirklich schnell bewegten. Irgenwann waren wir
dann aber durch, das Gepäck zum wiederholten Male durchleuchtet, immer
noch nichts verbotenes darin entdeckt worden, die Rolltreppen wieder
unten und ganz irgendwann sogar in der richtigen Warteschlage für
unseren Bus. Diesmal hatten wir ja immerhin eine Fahrkarte für ein
bestimmtes Unternehmen. Und nach einer halben, nein eigentlich ganzen
Stadtrundfahrt standen wir mitten in Singapur, ohne Hotel, denn auf
Tioman war an eine Hotelbuchung per Internet absolut nicht zu denken
gewesen. Und wir zwei Häschen haben uns getreu unserer acht Jahre alten
Singapur-Erfahrungen nach Chinatown aufgemacht. Dort hatte es vor acht
Jahren eine Unzahl an günstigen Unterkünften und ein wirklich nettes
Chinatown gegeben. Nun ist Chinatown aber eigentlich kein Chinatown mehr
und die schäbigen kleinen Straßenrestaurants, bunten Lädchen und
günstigen Hotels sind einem oberchicken, herausgeputzen In-Viertel
gewichen. Keine Garküchen mehr, keine kleinen Lädchen. Nun gibt es
Nobelrestaurants, Souvenirläden und Luxushotels und vor lauter
Restaurantmarkisen sieht man eigentlich die ganzen wunderschönen, bunten
alten Häuser nicht mehr, eigentlich ja das, was dieses Chinatown - neben
seiner gelebten Kultur - ausgemacht hat und ausmacht. Ich konnte heute
morgen meinen Augen kaum trauen. Wir wohnen hier nur eine Straße von
damals entfernt und außer einem Hindutempel, einem großen Stand, der
Durians an der selben Stelle verkauft und der U-Bahnstation kam mir so
gut wie gar nichts bekannt vor. Schon wirklich krass, wie schnell sich
ein Stadtviertel verändern kann.
Nach einem wunderschönen Vormittagsprogramm in einem Waschsalon - ja,
auch in Singapur muss Wäsche gewaschen werden - haben wir uns ins neue
Singapur aufgemacht, eines, das wir noch gar nicht kannten, schlicht und
einfach, weil es das noch nicht gegeben hatte, als wir das letzte Mal
hier waren. Marina Bay.
Dort hat man einen schönen Blick auf die Skyline, das Theater, das
Riesenrad (war es nicht das größte der Welt?), die Bucht und das ein
oder andere abgefahrene Gebäude, bei dem man seine Phantasie sehr
anstrengen muss, um sich vorzustellen, welche Funktion so ein Bauwerk
wohl haben könnte. Von Konzertsaal über Motocross-Strecke bis zum
Krankenhaus alles denkbar. Wir sind hier schließlich in der Stadt, in
der Geld keine und so absolut keine Rolle zu spielen scheint, warum
sollte man also nicht auch eine Skipiste oder einen mehrstöckigen
Golfplatz in einem der abgefahrenen Gebäude untergebracht haben? Nach
(landschafts)architektonisch ja schon recht weiten Durststrecken in
Südostasien quillt dieser Ort hier plötzlich über vor moderner
Architektur und der Landschaftsarchitekt freut sich, dass es doch auch
in Südostasien zumindest eine Stadt gibt, in der Freiräume nicht nur
einer Funktion nachkommen müssen sondern durchaus auch ästhetischen
Gesichtspunkten gerecht werden können.
Für uns war Marina Bay aber wohl der südlichste Punkt, an den uns unsere
Reise gebracht hat. Und es war ein perfekter Moment mit dem tiefstblauen
Himmel, den man sich vorstellen kann, einer leichten Brise, dem
beruhigenden Wasser und der befriedigenden Gewissheit, dass wir vier es
zusammen so weit hierher geschafft haben...

Kommentare

  1. Juhu unfassbar! Wir gratulieren Euch Abenteurern!
    Mira

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  2. Ich hab grad ein paar Einträge auf einmal gelesen und dabei immer wieder die Worte Endspurt, Ziel, Resümee entdeckt... Ich werde sehr traurig sein, wenn dieser Blog endet. Es ist wirklich so spannend und interessant, was ihr erlebt und was eure Kinder so alles mitmachen. Aber noch ist es ja nicht vorbei und ich genieße einfach noch die folgenden Geschichten. Viel Spaß noch und liebe Grüße, Antonie

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