Was ist ein Schnitzel, Mama?

Nun sind wir uns sicher. Unsere Meinung steht. Und damit wir sie noch ändern, muss sich Bangkok noch mächtig ins Zeug legen.
Ich will ja nun gar nicht sagen, dass Bangkok sch**** ist. Aber mit Kindern ist es das definitiv. Bevor ich wiederkomme, müssen die Kinder mindestens 13 Jahre älter sein und idealerweise allein zu Hause bleiben können, so dass man all das, was einen an Bangkok eventuell begeistern könnte ohne Jammern, Kinderwagen Treppen hochtragen und wieder runtertragen und Angst um die Gesundheit der Lungen der Kinder unternehmen könnte.
Bangkok müsste ein paar Rolltreppen und Aufzüge bauen (als Rollstuhlfahrer gibt es nur drei Möglichkeiten in dieser Stadt: zu Hause bleiben, Selbstmord oder idealerweise wegziehen, schnell wegziehen), ein paar der Gehwege für Fußgänger freiräumen, die Verwendung der sinnvollen Erfindung des Katalysators durchsetzen und die Ampelschaltungen so gestalten, dass ein Fließen des Verkehrs zumindest theoretisch möglich wäre. Bei Ampelschaltungen, die gerne auch mal 10 Minuten dauern, ist dies nämlich ganz offensichtlich schlicht nicht möglich. Ich hätte da als das für mich einzig geeignete Fortbewegungsmittel in diesem Wahnsinn einen Panzer ausgekuckt. Mit Klimaanlage und Feinstaubfilter!
Wir haben in den nun viereinhalb Monaten in Südostasien so viele freundliche Menschen getroffen und ausgerechnet in der Hauptstadt des Land des Lächelns herrscht eine Unfreundlichkeit und Rücksichtslosigkeit, dass wir manchmal schier fassungslos sind. Leben in Bangkok scheint für alle ein alltäglicher Kampf zu sein. Kein Platz für ein Lächeln, kein Platz für eine freundliche Geste.
Wir sind uns nicht ganz sicher, ob es am Zeitpunkt während der Reise liegt, warum wir mit Bangkok so gar nicht warm werden aber eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, dass es zu irgend einem anderen Zeitpunkt besser gewesen wäre. Eine Stadt, in der jegliche Fortbewegung zu Fuß an Körperverletzung grenzt, ist einfach ätzend. Wir fragen uns Tag für Tag, warum uns andere Metropolen so in ihren Bann gezogen haben (Sandi merkt gerade an, dass ihm im Nachhinein sogar in Maputo und Johannesburg gut gefallen hat) und wir an Bangkok so gar nichts finden können. Eine Stadt, in der der Beruf des Landschaftsarchitekten komplett durch den eines Verkehrplaners übernommen wird... und das noch dazu grottenschlecht, denn sonst wäre das Chaos nicht so gewaltig groß. Vielleicht sollte man einfach mal eine oder zwei der überdimensionierten Straßen, auf denen alle Autos sowieso halbstundenweise an den Ampeln anstehen (und das ist keine Übertreibung!) zu Zugtrassen umfunktionieren. Die Handvoll Zugstationen in so einer Stadt, das ist lächerlich!
Mir fällt eigentlich wirklich kein Grund ein, warum ich hierher nochmal wieder kommen sollte. Außer vielleicht, dass die billigsten Flüge nach Südostasien immer nach Bangkok gehen. Zum Glück wäre der Flughafen dann so weit außerhalb, dass man in einem Flughafenhotel nichts von der Stadt mitkriegen müsste.
Heute waren wir am Bahnhof und haben uns Fahrkarten nach Süden gekauft. Wir freuen uns schon auf unsere Abreise!
Bangkok: Kindershoppingcenter im
Central World
Aber nun der Reihe nach, genug gemotzt (obwohl es da noch so viel mehr gäbe!). Vorgestern hatten wir eigentlich einen ganz angenehmen Tag. Da waren wir aber auch kaum draußen. Wir hatten den Jungs einen Besuch in der Kinderabteilung eines großen Shoppingcenters versprochen. Ein ganzes Stockwerk Kinderläden. Der Toys r Us war das absolute Highlight Bangkoks für die Kinder. Mensch, was haben die sich gefreut, sind fast ausgerastet. So viel Spielzeug auf einmal hatten sie schon lange nicht mehr gesehen. Unsere Handvoll Autos und Spielkarten, mit denen sie tapfer jeden Tag spielen, sich jeden Tag was neues ausdenken. Und dann all diese bunten Sachen, die Augen der Kinder haben geleuchtet! Raphael wollte sich einen ferngesteuerten Hubschrauber und ein Elektroauto zum Hineinsetzen kaufen. Philipp war etwas maßvoller und wollte nur ein kleines Bodyboard und ein ferngesteuertes Auto. Bekommen haben sie jeder einen heißen, gaaanz heißen Hot Wheels Schlitten. Für etwas Abwechlsung beim Autospielen.
Sandi hat in dem Shoppincenter ein paar Schuhe in Größe 45 gefunden, ein voller Erfolg also der Ausflug. Der Rückweg über die Märkte war zwar stressig aber dennoch ganz lustig. Wenn man sich diesen Trubel, die Enge und den Stress nur 30 Minuten am Tag gibt, dann ist es ja sogar ganz lustig. Bewegt man sich aber länger auf der Straße, dann wird es anstrengend, denn man kann dem Wahnsinn einfach nicht entkommen. Und mit Buggy und Kind an der Hand kann man nichtmal schnell durchsausen, Augen zu und durch, nein, funktioniert nicht.
Gestern haben wir uns Wat Pho angesehen. Ein sehr großes, sehr schönes und sehr bombastisches Wat in der Altstadt.... falls man diesen Begriff im Zusammenhang mit Bangkok verwenden möchte. Der Weg dorthin war sehr ansprechend (sehr ansprechend im Bangkok-Verhältnis). Mit dem Skytrain zum Fluss, dort auf eine kleine Fähre und den Fluss hinauf (oder war es hinunter?) bis Wat Pho. Wenn man davon absieht, dass man auf einer grauen, dreckigen Brühe schippert, von der man hofft, dass sie nicht hinaufspritzt und einen Löcher in die Kleidung ätzt, dann ist die Fährfahrt wirklich angenehm, denn auf dem Fluss steht man nicht im Stau. An der Fährstation haben wir ein Pad Thai gegessen (daran könnte ich mich ja immer noch tot fressen), und angesichts der bei Regen plötzlich drastisch gestiegenen Regenschirmpreise gewartet, bis der Regen aufhört. Nach dem Regen haben wir einen Schirm zum halben Preis erstanden. Für den nächsten Schauern.
Bangkok: Wat Pho
In Wat Pho gibt es einen riesigen liegenden Buddha. Ganz golden, ganz erhaben, wie er da liegt und so versonnen in die Halle blickt, in der er sich gebettet hat. Seine Fußsohlen sind mit feinen Elfenbeinintarsien verziert und in seinem Rücken stehen unzählige kleine Schüsselchen aufgereiht, in die man kleine Münzen werfen kann. Man kann für 20 Baht (ca. 50ct) eine Schüssel mit kleinen Münzen erwerben (erwerben daher, da ich nicht glaube, dass es sich um ein reines Geldwechseln handelt) und sich dann Schüssel für Schüssel vorarbeiten, in jede Schüssel laut klappernd eine Münze fallen lassen. Den Sinn des Ganzen haben wir nicht so ganz verstanden. Die Jungs haben jedoch jeder ein Schüsselchen vom netten Herren am Münzchen-in-Schüsselchen-Stand geschenkt bekommen und Philipp, unser Ordentlicher, hat die Sache natürlich sehr ernst genommen. Raphael fand es anfangs ganz witzig, hat aber schnell bemerkt, dass man sich die Arbeit erleichtern kann, indem man mit noch lauterem Geklimper mehrere Münzen auf einmal in eine Schüssel wirft, statt alles ordentlich zu verteilen.


Bangkok: Hua Lamphong Station
 Heute war die Hauptattraktion der Bahnhof. Mensch, wir hatten ja seit Ewigkeiten keinen Bahnhof mehr gesehen. Geschweige denn einen richtigen Personenzug aus nächster Nähe. Nachdem das Fahrkartenkaufen - eine schwere Geburt - erledigt war, wurden jeder Wagen, jede Lokomotive, jedes Signal und jede Schwelle begutachtet, fotografiert und kommentiert, bevor wir nach endlosen Zeiten wieder gehen konnten. Allerdings natürlich nur mit dem Versprechen, dass wir ja bald wiederkommen. Übermorgen.

Morgen wollte ich eigentlich mit Philipp einen Tagesausflug nach Ayutthaya, die alte Hauptstadt, machen. Nochmal ein bisschen Kultur, bevor wir uns diesmal hoffentlich erfolgreicher in Richtung Strände aufmachen. Philipp hat sich nun aber doch gegen das Kulturprogramm entschieden und möchte lieber ins Kindermuseum. Und allein, hmmm, ach irgendwie dann auch nicht. Also morgen alle ab ins Kindermuseum, dort soll es viele Knöpfe geben, die man drücken kann, das wird uns allen gefallen ;)

Und vielleicht sollten wir uns doch überlegen, ob wir nicht früher heimkommen.
Philipp fragte heute beim Abendessen: 'Was ist ein Schnitzel, Mama?'

Kommentare

  1. Hotel in Flugplatznähe mit vielen, vielen Geckos als Mitbewohnern auf Anfrage. Da sind wir einschlägig bewandert.
    Heidi

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