Neues Land, neues Glück!

Nachdem wir es mal wieder kaum mehr geglaubt hatten, hatten wir dann
doch zwei neue Stempel im Pass: einen Ausreise- und einen Einreisesptempel.
Warum wir es kaum mehr geglaubt hatten? Als hätten wir ein Abo auf die
schlechtesten, unzuverlässigsten und miesest klimatisierten Busse! Und
so auch vorgestern, als wir aufbrechen wollten. Da wir von der Fahrt von
Siem Reap nach Ko Chang in Thailand schon Horrorgeschichten gehört
hatten, waren wir in einem Reisebüro gewesen, hatten uns Bilder von den
Bussen angeschaut und drei Karten für einen guten, modernen,
klimatisierten Bus mit speziellen, breiten Sitzen gekauft, damit die
Fahrt wenn sie schon lang ist nicht auch noch ein weiterer heißer,
unbequemer und gefühlt unendlicher Höllentrip wird. Guter Bus bis zur
Grenze, dort umsteigen in einen weiteren guten Bus. Man lernt dazu, so
haben wir die Bilder der Busse und die Prospekte fotografiert. Am
nächsten Morgen stehen wir gepackt am Hotel, werden abgeholt, an einem
anderen Hotel abgesetzt und nach einer guten Stunde Wartezeit kommt ein
alter, gammliger, überfüllter Bus, dessen Klimaanlage nicht zu
funktionieren schien (oder mal wieder aus ökonomischen Gründen nicht
eingeschaltet wurde? Mir egal, heiß ist heiß!) und in dem nicht einmal
die von uns bezahlten drei Plätze frei waren. Da Sandi und ich an diesem
Morgen aber nicht in der Laune waren, in einem nun total überteuerten,
überfüllten und überhitzen Bus den Rest des Tages mit je einem Kind auf
dem Schoß zu verbringen, sondern statt dessen eher in der Laune waren,
beim Ticketbüro vorbeizufahren, denen die Hölle heiß zu machen und den
restlichen Tag im Hotel am Pool zu liegen, sind wir nicht in den Bus
eingestiegen und haben uns noch einen weiteren Tag in Siem Reap gegönnt,
nach dem Stunk im Reisebüro (wie gut, dass wir die Prospekte
fotografiert hatten, denn die waren zufällig an dem Morgen nicht
auffindbar) woanders einen Bus für den nächsten Tag reserviert und mit
den Kindern, die sich über ein Wiedersehen im Hotel sehr gefreut haben,
einen schönen Badetag am Pool verbracht.
Am nächsten Tag war der Bus wie versprochen. Der Busfahrer dafür ein
geisteskranker, bornierter, kleinkarierter Irrer, der seine Fahrgäste im
Befehlston herumgewiesen und bei Verweigerung der Befehle angefangen
hat, die Fahrgäste mit FUCK YOU zu beschimpfen und einem Stinkefinger zu
beleidigen. Gemütlich war das. Da wir nur drei Plätze bezahlt hatten,
aber der Bus nicht voll war, wurde auf den Platz neben Sandi ein großer
Koffer gestellt, damit Raphael dort nicht sitzen konnte. Da wir aber
angesichts des Geisteszustandes des Fahrers Sorgen ob der Konsequenzen
der zahlreich auf der Zunge liegenden Provokationen hatten,haben wir es
diesmal dabei belassen...
Der Grenzort zwischen Kambodscha und Poipet ist ein derartig staubiges
Dreckskaff - ich glaube es übertrifft sogar unser geliebtes Attapeu -
dass man dort nur eines möchte: schnell wieder weg.... ganz schnell...
Ich hatte beim Gang zum Grenzhäuschen und über den Bereich zwischen den
beiden Grenzen irgendwie das Bild der Massenwanderungen der Gnus in
Ostafrika vor Augen. All die scheuen, ängstlich und hektisch nach links
und rechts blickenden Tiere, wenn es darum geht, einen Fluss zu
überqueren und dann Mut fassen und durch. Die meisten schaffen es... und
hin und wieder macht es HAPS und ein Krokodil holt sich eines der
panisch rennenden Tiere. Wir wurden glücklicherweise nicht von einem
Krokodil gerissen und es gab auch keine Probleme mit den Grenzbeamten,
ganz im Gegenteil, wir wurden in Kambodscha sogar aus der Schlage
herausgeholt und mit den Kindern nach vorne gebracht. Glaubt man's?
Dafür durften wir dann nach der Grenze warten, denn aus irgendeinem
Grund fahren die Busse morgens in Siem Reap ab, wohl wissend, dass die
Minibusse in Thailand dann erst um 14.00 weiter fahren, so dass man
fröhliche 2,5 Stunden an der Grenze verbringt, wo einen hilfsbereite
junge Männer stets mit Informationen über den weiteren Verlauf der Reise
versorgen. Minibus come. I don't know when, maybe today. Gute Aussage,
wenn man selbst hungrig mit zwei hungrigen Kindern in der Hitze steht
und kein Frühstück hatte, weil man im Hotel viel zu früh abgeholt worden
war... wohlgemerkt, um vor der Abfahrt des Busses eine Stunde zu
warten... Naja, irgendwann kamen die Minibusse, irgendwann hatten wir
was zu essen und irgendwann sind wir auf die Minibusse zu unseren Zielen
verteilt worden. Und dann wieder mein südostasiatisches
Lieblingsphänomen: erst gaaaaaaaanz laaaaaaaaaaaaange trödeln, sich
gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz viel Zeit lassen, keine Eile, alles cool,
alles locker, Fahrgäste ein bisschen im Bus hocken lassen, dann
iiiiiiiiiiiiiiiiirgendwann losfahren, erstmal nen halben Liter tanken,
der Oma noch schnell nen Sack Reis vorbeibringen, Luftfilter kurz
reinigen lassen, beim Schwager ein Süppchen essen, Pipipause,
Zigarettenpause, nochmal Pipipause und dann, ja dann auf die Uhr
schauen. Huch! So spät? Erst 12 km gefahren! Noch 287 km vor uns? Oh! Na
dann nix wie los! Und dann mit 150 km/h total sinnlos durch die Gegend
rasen.... ist ja schon so spät und die Leute wollen ihre Fähre noch
kriegen.... aaaaaargh!
Aber auch das haben wir geschafft, uns in der Nähe des Fähranlegers
(unsere war schon weg!) ein Zimmer genommen und dann am nächsten Morgen:
das Wunder!
Wir hatten uns für die Vormittagsfähre einen Wecker gestellt. Und, jetzt
haltet Euch fest: Wir sind vorher aufgewacht, noch nichts besonderes,
ich weiß. Wir haben uns fertig gemacht, Taschen gepackt und, ja und? Als
der Wecker klingelte waren wir bereits mit geschulterten Rucksäcken und
abgegebenem Schlüssel auf dem Weg zur ersten (!!!) Fähre des Tages!
Könnt Ihr das glauben? Nein? Wir auch kaum.
Ernüchterung dann als wir am Anleger ankommen: Fähre fährt nicht um 9.00
sondern um 12.30! Und mittlerweile regnete es so stark, dass man gar
nirgends mehr hingehen konnte. Also haben wir 3,5 Stunden am Pier
verbracht, dort Reis und Eis gegessen, Leute kennengelernt und uns
gefragt, warum es gar so viel regnen muss, wenn wir auf eine Badeinsel
fahren. Die Zeit war erstaunlich lustig und ging erstaunlich schnell
rum. Die Fähre war ein Speedboat, das seinem Namen dann alle Ehre machte
und auch tatsächlich an positiven Attributen nur mit 'schnell' versehen
werden kann, sonst nichts. Nicht schön, nicht bequem, nicht angenehm,
nur schnell. Ich weiß nicht, ob ich es beruhigend oder beunruhigend
fand, dass jeder Passagier vor Fahrtbeginn mit einer Schwimmweste
versehen wurde. Nur einer fand es offensichtlich entspannend: Raphael,
der hat wieder sofort gepennt.
Mal sehen, was der Tag morgen so bringt, vielleicht ein bisschen Sonne.
Die Jungs haben aber auch heute den Strand schon in vollen Zügen
genossen. Gut. Denn deshalb sind wir ja hauptsächlich hier.
Und eigentlich ist es hier ein kleines Paradies, ganz so wie man sich
ein Inselchen in Thailand vorstellt und ich liege im Bett in unserem
Bungalow am Strand und höre das Meer rauschen und habe psychopathische
Busfahrer, staubige Grenzorte, heiße Wartezeiten, abzockende Reisebüros
und unbequeme Minibusse schon längst abgehakt und weiß, dass der
gestrige Tag sicher einer derer wird, die im Nachhinein die besten
Geschichten hergeben werden, wenn wir Euch zu Hause von unserer Reise
erzählen...

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