Katastrophen, Katastrophen

Wir haben einen Lauf. Und was für einen. Wir nehmen alles mit, was man
nicht gebrauchen kann.
Aber immer der Reihe nach.
Am Mittwoch (oh, so lange habe ich nicht geschrieben, aber wir hatten
ständig mit anderen Problemen zu tun) hatten wir uns ja das Kindermuseum
vorgenommen, welches aber nicht mehr existitiert oder aus welchem Grund
auch immer nicht mehr geöffnet hat. Dies hatten wir zum Glück mal vorher
festgestellt und nicht erst, als wir vor der verschlossenen Tür standen.
Also statt Museum ein Wat. Wat Phra Kaeo mit dem Royal Palace. Das, das
man von all den Bildern aus Bangkok kennt. Das einzige, was man von
Bangkok auf eine Postkarte drucken kann. Die Kinder haben gemault, nein,
kein Wat, kein Wat, wir wollen kein Wat. Als wir dann aber dort waren,
den Taxifahrer überzeugt hatten, dass er uns wirklich bis zum Wat fahren
und uns unterwegs nicht zum Fährpier bringen soll, um uns dort eine
Bootsfahrt aufzuschwatzen, waren wir alle begeistert. Was für eine
Pracht! Alles glänzt und funkelt, goldene Kuppeln, mit Spiegelmosaiken
verzierte Mauern, zierliche goldene Figürchen, feinste Wandgemälde und
was die Kinder am tollsten fanden: ein Modell von Angkor Wat. Zunächst
war das Wetter noch sehr trüb, was sehr schade ist, da diese goldenen
Kuppeln gegen den blauen Himmel noch viel toller aussehen und die
unzähligen kleinen Spiegelchen in der Sonne funkeln und glitzern.
Irgendwann aber kam die Sonne raus und lies alles erleuchten, vor dem
teilweise noch pechschwarzen Himmel sah das ganz unglaublich aus.
Herzstück des Wats ist der Tempel des Smaragdbuddhas. Wieder ein
Smaragdbuddha, der dem in Phnom Penh auch wirklich ähnlich sah. Auch im
Wat Phra Kaeo sitzt der kleine Buddha hoch oben auf einem gigantischen
goldenen Thron unter einem kleinen goldenen Dach und blickt hinunter auf
all die Gläubigen, die vor ihm beten. Eine lange, aufregende Reise hatte
dieser kleine Buddha hinter sich, bis er seinen Platz im Wat Phra Kaeo
fand, mehrere hundert Jahre war er in Thailand und Laos unterwegs, bis
man ihm diesen sicher sehr angemessenen Tempel als sein Zuhause gab.
Die Kinder waren von der Anlage und all den interessanten Figuren hin
und weg. Raphael konnte sich am Smaragdbuddha kaum satt sehen und war
aus dem Tempel kaum heraus zu bekommen. Philipp war begeistert von all
dem Gold und Modell von Angkor Wat und so waren wir uns alle vier einig,
dass sich dieser Ausflug gelohnt hatte. Am Abend meinte Philipp, das Wat
wäre das schönste vom Tag gewesen, schöner als die Fahrt mit dem Boot
oder dem Skytrain und auch das Kindermuseum war vergessen...
Aber dann. Sandi war am Abend weg zum Billiarspielen, ich allein mit den
Kindern, als plötzlich spät am Abend ein lautes Zischen im Bad losging
und eine gigantische Wasserfontäne begann, das Bad und unser Zimmer
unter Wasser zu setzten. Ein Schlauch war aufgeplatzt. Was dann in
unserem Hotel abging (bzw. nicht), die absolute Unfähigkeit des
Personals (nachdem ich zweimal bei der Rezeption angerufen und Bescheid
gegeben hatte, dass gerade eine Wasserfontäne innerhalb von Sekunden das
Bad und Zimmer überschwemmt und der Bach auch bereits bis auf den Gang
hinaus gelaufen ist, kam ein Herr mit zwei Rollen Klopapier....), mit
der Situation umzugehen, das alles zu erzählen würde hier mehrere Seiten
und viel Zeit kosten, dafür, dass es mir am Ende sowieso keiner glaubt,
wie unfähig und blöd jemand sein kann. Der ganze Ärger führte am
nächsten Morgen zu einem Streit mit der Hotelmanagerin, die uns vorwarf,
all das nur erfunden zu haben, um das Zimmer für die Nacht nicht
bezahlen zu müssen und die Polizei rief wegen, hm, wegen was eigentlich?
Sachbeschädigung? Oder weil wir so laut wurden? Ganz klar war es uns
nicht, auch der Polizei nicht und spätestens, als die Managerin uns
vorwarf, in unserem Ersatzzimmer eine Glühbirne beschädigt zu haben (die
Birne war in der Tat kaputt, dass allerdings schon gewesen, als wir das
Zimmer bekommen hatten) und die Polizei bat, diese Sachbeschädigung
aufzunehmen, waren die freundlichen Polizisten auf unserer Seite. So
eine bekloppte Kuh, sowas hat man noch nicht erlebt. So endete aber
Bangkok leider doch nicht gut mit der Erinnerung an das schöne Wat
sondern mit einem Haufen Ärger und einen viel zu hohen Blutdruck.
Eigentlich hatten wir vorgehabt, den Tag am Pool vom Hotel zu
verbringen, bevor wir zum Nachtzug gehen. Nun war das keine Option mehr,
auch das Gepäck wollten wir nicht mehr dort unterstellen, so dass wir
den Tag mit unserem gesamten Gepäck verbracht haben und alles von
Station zu Station gezerrt haben. Ein Traum.
Als wir dann endlich im Zug saßen, waren wir froh. Wir hatten eine große
Tüte Proviant dabei, die Kinder haben fröhlich gegessen, sind dann in
unseren gemütlichen Betten gut eingeschlafen und irgendwann dann ein
RUMS! Der Zug bremste derart stark und blieb so unglaublich schnell
stehen, dass alle Leute im Zug wie aus einem Mund sagten 'Jetzt hat er
jemand überfahren'. Wir fuhren ein kleines Stück weiter und blieben dann
geschlagene fünf Stunden stehen. Am nächsten Morgen erfuhren wir, dass
wir tatsächlich etwas überfahren haben. Ein Auto! Ob da jemand drin saß,
das wissen wir nicht aber es bleibt zu befürchten, dass ein Auto nicht
einfach leer auf die Gleise fährt...
Wir hatten also schlappe fünf Stunden Verspätung, was bedeutete, dass
wir unsere gebuchte Fähre natürlich nicht erreichen würden. Aber hier
gab es nun endlich mal einen Lichtblick. Wir konnten eine Station früher
aussteigen und von dort die Fähre nehmen. Ganz unkompliziert und ohne
Formalitäten wurden unsere Fahrkarten ausgetauscht. Es geschehen noch
Wunder! Eine sehr gut prganisierte Busfahrt drei Stunden Wartezeit auf
die Fähre, ein Monsungewitter und vier Portionen Pommes später saßen wir
auf unserm Boot nach Kho Phangan.
Hier sind wir jetzt und haben die erste Nacht in unserem Bungalow
überstanden. Aber auch wirklich nur überstanden. Erstens Bettwanzen.
Halb so schlimm. Sind schon in einem neuen Zimmer und angesichts Problem
Nummer zwei waren uns sogar ein paar Bettwanzen egal. Also zweitens
Raphael, der nachts um halb zwei mit hohem Fieber und Bauchschmerzen im
rechten, unteren Bauch aufwachte und vor Schmerzen brüllte. Schmerzen im
rechten, unteren Bauch klingen nicht gut und ein Kind, das brüllt,
sobald man hindrückt auch nicht, so viel wissen wir in Sachen Medizin.
Also Arzt. Da wir kein Taxi auftreiben konnten, wurden wir von der
kleinen Klinik abgeholt und so kamen Raphael und ich mitten in der Nacht
sehr unverhofft zu einer Fahrt in einem schicken Krankenwagen. Philipp
war heute in der Früh schon ein bisschen neidisch, dass er das verpasst
hatte. Der Arzt konnte glücklicherweise ein Problem mit dem Blinddarm
ausschließen und nahm Blut für einen Test auf Denguefieber ab. Das
Ergebnis des Tests war leider nicht sehr aussagekräftig. Dengue scheint
es nicht zu sein, wohl eher ein viraler Infekt, hmmm, nichts genaues
weiß man nicht. Vielleicht gibt der Urintest morgen mehr Aufschluss.
Heute wissen wir nur, dass Philipp es nun auch hat und Freude, oh
Freude, wer ist der nächste?
Wir haben echt einen Lauf! Aber wenigstens Bangkok sieht uns nicht wieder!
Und sollte ich zu Hause dann doch mal Sehnsucht nach Bangkok kriegen,
dann schnapp ich mir einen unserer Campingstühle und setze mich im
nachmittäglichen Berufsverkehr mit einer Tasse Kaffee in die
Paul-Heyse-Unterführung, schließe die Augen und atme ein paar Mal
tieeeeeeef ein...

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