Bangkok... einfach Bangkok... einfach Wahnsinn... einfach Irrenhaus?

Bangkok, ja, was ist Bangkok?
Wir sind uns noch nicht sicher. Schön oder hässlich, gut oder schlecht, genial oder irre, interessant oder anstrengend, Metropole oder Moloch?

Bangkok: Ganz normaler Wahnsinn auf
verschiedenen Etagen
 Ich glaube, diese Fragen kann man gar nicht beantworten. Niemand, niemals. Bei uns wechselt die Stimmung mehrmals täglich von WOW zu NUR WEG! Von AUF GEHT'S zu ICH KANN NICHT MEHR! Von LECKER zu BÄÄÄÄH! Von ICH KRIEG KEINE LUFT zu HAAA, HIER LÄSST'S SICH AUFATMEN. Von WAS SOLL DAS ALLES zu LASS UNS MITMACHEN!

Einig sind wir vier uns nur in einem: Bangkok ist der menschenfeindlichste Ort, den wir je kennengelernt haben. London fühlt sich im Vergleich zu Bangkok an wie ein feiner, kleiner Luftkurort.
Bangkok als Fußgänger? Bangkok mit Kinderwagen? Vergiss es. Nimm Dir ein Taxi oder bleib daheim. Dummerweise nehmen nur zwischen 15.00 und 20.00 noch weitere 8 Millionen Menschen gerade ein Taxi, so dass man den Gedanken an eine Taxifahrt zu genannten Uhrzeiten eigentlich auch gleich wieder verwerfen kann, denn zu Fuß ist man schneller... wäre man, wenn es Gehwege gäbe und einem unterwegs nicht eine Kohlenmonoxidvergiftung oder ein Asthmaanfall drohen würden. Also doch lieber mit 8 Millionen anderen Menschen in den Stau stellen oder in den Zug quetschen. Oder erst dann wieder zu einem anderen Ziel wollen, wenn die anderen 8 Millionen Menschen verräumt sind.
Bangkok: Skytrain-Trasse
Aber wir wollen nicht nur negativ sein. Gestern hatten wir einen netten Nachmittag mit Kinderprogramm.
Skytrain fahren, hoch, hoch über den Straßen schlängeln sich auf hohen Stelzen die Gleise des Himmelszuges, wie ihn Philipp nennt. Der Blick ist fantastisch und faszinierend, fast einladend und all das Leben, das unter einem vorbeizieht - der Stau, die Menschen, die Stände, die Geschäfte, all die bunten Taxis. Bis man dann wieder selber Teil des Lebens und der Kulisse für die im Skytrain Vorüberrauschenden ist. Die Jungs waren von Skytrain begeistert. Philipp war vor allem begeistert, dass er schon eine eigene Fahrkarte braucht. Wir waren begeistert, dass im kinderfreundlichen Bangkok eine Kinderfahrkarte für Kinder ab 90cm das gleiche kostet wie für Erwachsene. Damit dürfte Bangkok weltweit die einzige Stadt sein, in der Kinder im öffentlichen Verkehrsmittel den vollen Fahrpreis zahlen. Aber so sei es. Raphael ist auch über 90 cm, bei ihm haben wir jedoch schlicht und einfach ignoriert, dass sein Kopf gute 5cm über den Strich auf der neben dem Fahrkartenautomaten angebrachten Messlatte hinausragt....
Nach dem Skytrain noch eine Fahrt mit der U-Bahn. Wie aufregend! Rolltreppen, Aufzüge, Unterführungen, was es nicht alles gab! Und da wir nach dem anstrengenden Fahrtag von Trat nach Bangkok nicht allzuviel Programm machen wollten, hatten wir uns als Ziel unserer Fahrten den Lumphinipark ausgesucht. Eine gute Idee. Fast ruhig ist es dort. Und grün. Eine Farbe, die sehr rar ist in Bangkok. Ich würde hier mal die These aufstellen, dass es mehr grüne Taxis gibt in Bangkok als Bäume. Im Lumphinipark gibt es einen großen See, eine chinesische Pagode und einen Spielplatz. Spielplatz ist immer toll, soviel steht fest. Dass meine Söhne allerdings einen Faible für Tretboote in Form von Schwänen haben, das hat mich schockiert. Und dass mein Mann ihnen auch noch zugestanden hat, damit ne halbe Stunde über den See zu schippern, das hat mir den Rest gegeben. Aber auch so sollte es sein. Philipp war überglücklich und hat uns über den See getreten, während Raphael das Steuer übernommen hat (LINKS, RAPHAEL!!!!! LIIIINKS! LIIIIIIIIIIIINKS!). Erstaunlich wenig Begeisterung bei den Jungs haben die zahlreichen Warane ausgelöst, die im Wasser geschwommen sind und sich auf den Wiesen gesonnt haben. Richtig große Exemplare waren dabei, bestimmt 1,80m lang. Aber so eine wirklich große Begeisterung kommt bei mir auch nicht auf. Warane sind mir sehr suspekt und ich glaube auch, man hat allen Grund bei den Riesenechsen skeptisch zu sein.
Wir haben uns dann auch noch wie ein paar Riesenwarane benommen, als um 18.00 plötzlich alles stehen blieb. Alle Jogger, alle Fußgänger, alle Radfahrer. Alles erstarrte in seiner Bewegung. Niemand bewegte sich mehr. Keiner spracht mehr. Alle stand und schaute. Nur wir vier nicht. Da ruhig sein ohnehin nicht gerade die Stärke von 3/4 der Erbs ist, sind wir durch die stehenden Leute durchgetrampelt wie die Elefanten. Peinlich. Sehr peinlich. Pünktlich um 18.00 ertönt die Hymne aus den Lautsprechern im Park (obwohl, so laut war das nicht, zumindest waren unsere Kinder lauter) und dann bleibt man stehen und ist andächtig. Wir blieben erst ca. um 18:01:23 stehen Naja, nächstes Mal wissen wir es...

Der Tag heute stand im Zeichen der Shoppigcenter. Davon gibt es hier ja genug und darin kann man sich sogar weitestgehend gefahrlos zu Fuß bewegen. Eigentlich komisch, dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, ein Shoppingcenter zu bauen, durch das man mit Taxis fährt. Oder das gibt es irgendwo anders in Bangkok. Die Shoppingcenter waren schön, groß, bunt, hatten schöne, große, bunte Schaufenster, viele Rolltreppen, eine Eislaufbahn, ein Aquarium und noch viel mehr. Gekauft haben wir ausser Sushi - auf Wunsch unserer Kinder vom Fließband - nichts. Oder wartet. Doch. Zahnseide, neue Kinderzahnbürsten, eine Packung Taschentücher und Mückenrepellent. Ja. Nach dem schönen, großen, bunten Shoppingcenter, das uns zugegebenermaßen ganz gut unterhalten hat, wollte Philipp so gerne noch Billiard spielen. Was Sandi ihm ja auch versprochen hatte. Aber wo den Billiardtisch hernehmen? Backpackerviertel dachten wir. Aber wie dort hinkommen zur Rush Hour? Keine Chance! Bis Sandi die Idee hatte, ein Boot zu nehmen, das einen der Klongs hinauffährt. Klongs sind kleine Kanäle, die die Stadt durchziehen und als Verkehrswege dienen. Gar nicht so schlecht, denn auf den Klongs herrscht kein Stau. Wir hatten uns so eine Fahrt ganz romantisch vorgestellt. Bisschen auf dem Kanal rumtuckern, ganz ruhig, ganz beschaulich. In Wirklichkeit muss man da fix sein. Richtig fix. Das Boot legt sekundenweise an. Das Ein- und Aussteigen hat den Charakter eines Boxenstopps bei der Formel 1. Ein bisschen schneller vielleicht noch. Dankenswerterweise war ein Herr so hilfsbereit, unseren Buggy für uns zu übernehmen. Beim Ausstieg haben uns zwei nette Männer noch schnell die Kinder rausgereicht... Die Fahrt dazwischen ist richtig rasant. Das traut man den ollen Kähnen gar nicht zu. Es gibt so hochinteressante Konstruktionen, mittels derer Planen an den Seite hochgezogen und herabgelassen werden können. Wenn ein Boot entgegenkommt (entgegenrast), dann muss man blitzschnell die Plane hochziehen, denn sonst ist man geduscht... mit dunkelgrauem Klongwasser... brrrr, nein, danke! Nach einer rasanten Fahrt durch die schmalen Kanäle, vorbei an unzähligen kleinen Balkonen mit unzähligen kleinen Orchideentöpfen (man muss ja auch mal was positives sagen), einem überlebtem Ausstieg und einem Fußmarsch zum Backpackerviertel an der Khao San Road  haben wir einen Billiardtisch erobert. Philipp war glücklich, Sandi und ich nicht, denn die Khao San Road war auf den ersten Blick, na wie soll man es eigentlich nennen? Sandi hat es als das Epizentrum des Backpackertums bezeichnet. Nach einem Bier, einem Smirnoff und einem Pad Thai konnten wir der ganzen Sache sogar auch kurzzeitig was abgewinnen und wissen jetzt, warum die überall angebotenen Buckets mit 'Strong Cocktails' so gern getrunken werden. Ich denke, nach zwei Buckets hätten wir es auch super gefunden!
Bangkok: Khao San Road
Die Jungs jedenfalls hatten einen Heidenspaß in einer billigen Plastikstuhlkneipe, in die wir uns mit unseren Fleischspießen, Maiskolben und Pad Thais gesetzt haben, um die Tische zum Essen zu nutzen und uns einen kleinen Mut anzutrinken. Die Kellner waren begeistert von ihrem ungewöhnlich jungen Besuch, die Jungs waren begeistert von den Kellner und haben sich in die Luft werfen und abküssen lassen, haben von der Kellnerin Obst geschenkt und den Mund gewischt bekommen, während wir nur gestaunt haben, wie kinderfreundlich Bangkok doch kurzfristig sein kann.

Ja, man merkt, wir haben uns Hals über Kopf in Bangkok verliebt, stimmt's? Aber wir geben noch nicht auf. Die Meinung ist noch nicht festgelegt und unser Weiterreiseticket auch noch nicht. Morgen bekommt die Stadt noch eine Chance und ich bin mir sicher, zu einem eventuell früheren Zeitpunkt der Reise oder ohne Kinder wäre unsere Meinung eine ganz andere.
Also Metropole oder Moloch? Genial oder irre? Morgen sehen wir weiter....

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