Tempel von Angkor die Zweite

Sandi meinte gestern, es wäre eventuell sinnvoll, zu erklären, was Angkor eigentlich ist, von was wir hier sprechen und um welch unglaubliche Dimensionen und gigantische Ansammlungen an Tempeln aus den Zeiten des Khmer Reiches es sich hier handelt.
Und hier tue ich etwas, was ich eigentlich nie tun würde, aber ich finde, es gibt kaum eine bessere und sensiblere Beschreibung in wenigen Sätzen zu den Tempeln von Angkor als die in unserem Reiseführer und so zitiere aus unserem Lonely Planet. Leider auf Englisch...

Im Bayon
"Temples of Angkor

Welcome to heaven on earth. Angkor is the earthly representation of Mt Meru, the Olympus of the Hindu faith and the abode of the ancient gods. Angkor is the perfect fusion of creative ambition and spiritual devotion. The Cambodian 'god-kings' of old each strove to better their ancestors in the size, scale and symmetry of their temples, culminating in the world's largest religious building, Angkor Wat. The hundreds of temples surviving today are but the sacred skeleton of the vast political, religious and social centre of Cambodia's ancient Khmer empire, a city that, at its zenith, boasted a population of one million when London was a scrawny town of 50.000. The houses, public buildings and palaces of Angkor were constructed of wood - now long decayed - because the right to dwell in structures of brick and stone were reserved for the gods.
This is the heart and soul of Cambodia. The temples of Angkor are a source of inspiration and national pride to all Khmers as they struggle to rebuild their lives after years of terror and trauma. Today, the temples are a point of pilgrimage for all Cambodians, and no traveller to the region will want to miss their extravagant beauty. Angkor is one of the world's foremost ancient sites, with the epic proportions of the Great Wall of China, the detail and intricacy of the Taj Mahal and the symbolism and symmetry of the pyramids, all rolled into one."

Im Bayon
Wir haben heute nach unser gestrigen Sprachlosigkeit unsere Sprache ein wenig wiedergefunden.
Obwohl man das, was man hier in Angkor zu sehen bekommt eigentlich kaum in Worte fassen kann.
Man weiß gar nicht, von was man am meisten fasziniert sein soll. Der unglaublichen Anzahl der erhaltenen Tempel (und wir haben ja erst einen klitzekleinen Bruchteil gesehen), vom wundersamen Grad der Erhaltung der Fresken nach all den Jahrhunderten, der flächendeckenden Verzierung der Wände, Türrahmen, Fensterstürze und Säulen mit feinsten Sandsteinreliefs, von der präzisen Geometrie, in der die Tempel angelegt sind, vom Ideenreichtum und der Vielfalt der Darstellungen, vom Alter der Anlagen, von der Feinheit und dem Detailreichtum der Motive, von der schieren Dimension der Anlagen, seien es die Wassergräben unglaublicher Ausmaße, die Größe der verwendeten Steinblöcke, die Höhe der Türme oder die Längen der die Tempel umgebenden Mauern.
Heute waren wir in Angkor Thom, der Großen Stadt, wie es übersetzt heißt. Angkor Thom wurde Ende des 12./ Anfang des 13. Jahrhunderts als neue Hauptstadt errichtet. Die Gottkönige der Khmer mochten es, hin und wieder neue Hauptstädte für ihr Reich zu erbauen, was uns heute die unglaubliche Vielzahl an Bauten aus dem alten Khmer-Reich beschert. Die Große Stadt wird umgeben von einer 3km langen, quadratisch angelegten Mauer und einem breiten Wassergraben, über welchen Brücken zu großen, prächtigen Toren führen. Mittelpunkt von Angkor Thom, der Bayon,  ist eine imposante Anlage mit der auffälligsten Besonderheit von hunderten, meterhöhen Gesichtern, welche die zahlreichen Türme des Tempels schmücken und auf verschiedenen Ebenen in alle Himmelrichtungen blicken. Da der Bayon nicht auf einmal sondern nach und nach gebaut wurde, gibt es eine komplexe Vielzahl an Treppen, Tempeln, Säulengängen, Räumen, Tunneln und engen Wegen, die man alle erkunden kann. Die unterste Ebene wird verziert von den unglaublichsten Reliefs, in denen die unterschiedlichsten Szenen des Alltags dargestellt werden und man ist absolut sprachlos angesichts der Feinheit der Arbeiten und es ist unbegreiflich, dass diese filigranen Arbeiten in all ihrem Detail und ihrer Schönheit so viele Jahrhunderte fast unbeschadet überstanden haben.
Neben dem Bayon, nach dessen Besuch man eigentlich schon kaum mehr aufnahmefähig ist für mehr, bietet Angkor Thom unzählige weitere Tempel. Es gibt einen sehr angenehmen Spazierweg durch den Wald aus himmelhoch scheinenden Bäumen, welcher einen an kleineren und größeren Tempeln, dem Palast und Toren vorbeiführt und es blutet einem das Herz, dass man die meisten dieser Schätze links liegen lassen muss, weil man einfach nicht alles anschauen kann. Die Kinder sind ohnehin absolut vorbildlich und Philipp ist begeistert von den Bildern an den Wänden und all den dunklen Gängen und geheimen Wegen, wir wollen die Geduld aber nicht überstrapazieren also gibt es die Tempel für die Kinder nur in sehr dosiertem Maß, damit sie auch in drei Tagen noch Spaß daran haben.

Mal sehen, ob wir uns morgen an das Herzstück, den größten aller großen Tempel, an Angkor Wat wagen oder ob wir es uns noch ein bisschen aufheben...

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