Tempel, Tempel, noch mehr Tempel

Und gestern endlich Angkor Wat.
Der als größter Sakralbau der Welt geltende Tempel, ein großer Name, ein großes Bauwerk - soviel hatten wir im Vorbeifahren schon gesehen - und große Erwartungen.
Wir hatten uns Angkor Wat ein bisschen aufgehoben und nicht als erstes angschaut, denn was ist noch von einem der "kleinen" Tempel zu erwarten, wenn man das unglaublichste der Meisterwerke schon als erstes gesehen hat?
Die gesamte Anlage ist wirklich gigantisch. Ein Wassergraben mit unglaublichen Ausmaßen umgibt die Tempelanlagen und die Vorstellung, wie ein Graben mit bis zu 190m Breite und Seitenlängen von 1300m x 1500m ohne die Hilfe von Baggern und Lastwgen ausgehoben wurde ist schlicht und einfach kaum möglich. Auch die Tatsache, dass die Sandsteinblöcke an einem 50km entfernten Berg abgebaut und über Flöße nach Angkor gebracht wurde, lässt einen staunen.
Angkor Wat, Apsara Darstellung
Im Inneren gibt es auch wieder nur dieses Staunen. Riesige Säulengänge und Hallen, immer neue, weite Blicke durch die Unzahl an Toren, lange Fluchten, steile Treppen und im Inneren, das Herzstück die fünft Türme des Angkor Wat, die man von den Bildern kennt. Der höchste und mittige, erklommen über steile, wieder sehr steile Steintreppen, symbolisiert Mt Meru, den Sitz der Götter. Eine Pilgerreise bis ins Heiligste sollte beschwerlich sein, daher diese unglaublich steilen Treppen. Heute wurde dankenswerterweise eine Holztreppe angebracht, die einen etwas bequemer und dank des Handlaufs sicherer nach oben bringt, um von oben den Blick über die Weite des Tempels genießen zu können oder als Gläubiger seine Pilgerreise vollenden und oben beten zu können. Am beeindruckendsten jedoch fand ich wieder nicht die Größe der Anlage, sondern viel mehr die Architektur und strenge Geometrie, die einem diese immer wieder neuen und spannenden Blickachsen, die sich stets ändernde Charakteristik von dunkel zu lichtdurchflutet, weiten Räumen zu engen Gängen, bescheren. Außerdem wieder die feinen, detaillierten, grazilen Sandsteinreliefs, die sämtliche Wande schmücken und die Türme bis in die höchsten Spitzen zieren. Jede der Apsaras, der Darstellungen der Tänzerinnen ist ein Kunstwerk, jede sieht anders aus und jede einzelne ist so wunderschön, so grazil und so gut erhalten. Jede Perle auf dem Rock, jedes Spitzlein in der Krone, jede Haarsträhne und jedes Auge ein Kunstwerk an sich. Die Mauern der untersten Galerie werden über hunderte von Metern von Reliefs verziert. Dargestellt sind hauptsächlich Kampfszenen und auch hier ist jede der tausenden Figuren, jeder der Elefanten, der Pferde, jedes Detail ein perfektes Kunstwerk für sich, gemeinsam ein Werk bildend, das einen ehrfürchtig die Sprache verlieren lässt. Man könnte Stunden verbringen, sich die Figuren anzusehen, die unterschiedlichen Gesichtsausdrücke und die für uns so rätselhaften, mystischen Figuren.
Dennoch, trotz all dieser imposanten Perfektion ist es nicht Angkor Wat, das mir bis jetzt am besten gefallen hat. Dadurch, das es sich in einem so guten Zustand befindet, keine eingestürzten Gänge, keine zugewachsenen Wege, hat man nicht dieses Entdeckergefühl, nicht dieses Abenteuer, nicht dieses Dschungeltempelflair. In Angkor bewegt man sich sehr bequem auf Holzstegen und -treppen, folgt der Beschilderung und steht immer wieder vor abgesperrten Bereichen. Angesichts der immensen Besucherzahlen völlig verständlich das alles, da man aber in den anderen Tempeln - was wir sehr erstaunlich finden - einfach herumlaufen und erkunden kann, wie man möchte, kommt man sich in Angkor eher vor wie im Louvre als im Dschungel.
Dennoch hat uns auch Angkor Wat beeindruckt und die Tempel sind bis jetzt das definitive Highlight der Reise! Und was soll es geben, das einen noch mehr beeindruckt und die Sinne fesselt als diese pure Schönheit der tanzenden Apsaras...

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