Saigon hat uns wieder

Wir sind wieder in Saigon.
Wir hatten drei sehr heiße, dafür aber auch sehr interessante Tage im Mekongdelta.
Vom mittlern Tage müsste hier eigentlich jemand anderes erzählen, da ich am gemeinsamen Ausflug nicht teilgenommen habe, sondern mit dem kränkelnden Philipp im Hotel geblieben bin. Da aber niemand anderes berichten wird, tue ich mein bestes. Und den ganzen Tag sind wir auch nicht im Hotel gehockt.
In der Früh haben wir alle gemeinsam einen äußerst interessanten Besuch des örtlichen Shoppingcenters unternommen, Sandi und ich immer noch hin und weg angesichts so vieler Konsummöglichkeiten. Und nachmittags hat meine Mama die Schicht im Hotel unternommen, so dass ich noch zum Besuch eines wunderschönen Marktes gekommen bin. Wir waren ganz überrascht vom geschäftigen Treiben auf den Straßen Vinh Longs. Normal finden die Gemüsemärkte ja immer in der Früh statt aber hier saßen auch am späten Nachmittag die Verkäuferinnen und sogar auch mal Verkäufer mit ihren krabbelnden Krebsen, riesigen Durians, pink leuchtenden Drachenfrüchten und zappelnden Fischen am Straßenrand. Wir haben so exotische Waren wie drei Gurken gekauft und Waffeln gegessen. Nach einer Kokosnuss in einem Cafe am Mekong haben wir einen wie durch ein Wunder genesenen Philipp vorgefunden, so dass wir alle gemeinsam zum Abendessen gehen konnten. Da wir nicht wieder im Kommunismus essen gehen wollten, wie meine Mutter es nannte, das Restaurant war aber auch so was von frustrieren. Also sind wir experimentierfreudig in ein Taxi eingestiegen und wurden von einem Fahrer (bei dem man den Eindruck hatte, dass er zum ersten Mal in seinem Leben in einem motorisierten Fahrzeug saß) zu einem Restaurant gefahren, dass noch für viel Erheiterung sorgen sollte. Bei uns und beim Personal. Es handelte sich um ein riesiges Gartenrestaurant mit einem riesigen Wasserfall und zahlreichen kleinen Nischen und Pavillions, in denen man sitzen konnte. Die Bestellung zog sich über einen Zeitraum von geschätzten 30 Minuten hin, da wir die Karte nicht verstanden haben und die Kellnerin uns nicht. Sandi und ich haben aber sogar das bekommen, was wir wollten. Meine Mutter hat sich auf die Empfehlung der Kellnerin eingelassen und dabei Glück gehabt, dass sie Leber sehr gerne isst, bei uns allen anderen hätte die Kellnerin mit dem, was sie dann gebracht hat, keinen Blumentopf gewinnen können. Und für die Kinder hatten wir Chicken bestellt. Eigentlich mit Reis. Also ganz eigentlich hätten wir gerne einen Reis mit Huhn drin gehabt. Statt einen Chicken Fried Rice landete ein ganzes (und in Vietnam ist ein ganzes Huhn ein ganzes Huhn) Brathuhn auf unserem Tisch und das zu einem Zeitpunkt, als wir alle bereits satt waren und keiner mehr daran gelaubt hat, dass das Wort Chicken verstanden worden war. Die Vietnamesen haben bestimmt gedacht, dass wir einen Meise haben, weil wir all die leckeren Teile wie die Füße und den Kopf nicht mitgegessen haben. Aber satt waren wir alle. Richtig satt. Und gut geschmeckt hat es auch, auch wenn wir keine Ahnung gehabt hatten, was wir eigentlich bestellt hatten.
Der Abend endete noch mit einem wunderschönen Gewitter und der nächste Tag begann früh am Morgen mit einer wunderschönen Nachgewitterstimmung, klarer Luft, einer wunderbaren Morgensonne und einer Bootsfahrt zu den schwimmenden Märkten von Cai Be. Die Märkte haben uns zwar eigentlich eher ein bisschen enttäuscht, die Fahrt aber war wunderschön. All das geschätige Treiben auf dem Fluss, riesige, mit Tonnen an Reis beladene Frachtkähne, kleine Boote, gestopft voll mit Ananas und Bananen, kleine Vietnamesinnen mit Vietnamesenhut beim Überqueren des Flusses in winzigen Holzbooten, mit hunderten Mopeds beladene Zweiradfähren, Männer, die Tonerde aus dem Fluss heraustauchen, Kinder die Krebslein fangen, riesige, schwimmende Bagger, die Erde aus dem Fluss herausbaggern und auf große Frachter abladen, schwimmende Tankstellen und Verladerampen für große Säcke, deren Inhalt Blumenerde oder Dünger hätte sein können. Immer wieder fährt man mit dem Boot unter kleinen, windschiefen Brücken durch und hofft, dass das Brücklein bitte doch noch eine Minute hält, wenn oben die Fahrrräder und Mopeds drüber fahren. Aber sie haben alle gehalten. Die Ufer an den kleinen Kanälen sind so dicht bewachsen, dass man oft nicht die Häuser erkennen kann, die nur wenige Meter von Ufer entfernt stehen. Manchmal kann man einen Blick erhaschen auf die Straße, die am Ufer verläuft und an der sich kleinen Läden, Märkte oder Straßencafés aufreihen.
Den Markt von Cai Be haben wir nach 1,5 Stunden erreicht, sicher kein Geschwindigkeitsrekord, den unser Fahrer da aufgestellt hat aber die Fahrt an sich war schon ein Genuss. Aber ich denke, ein bisschen schneller wäre gut gewesen, dann wäre auf dem Markt vielleicht noch ein bisschen mehr los gewesen. So lagen in dem kleinen Seitenarm, an dessen Ufern das Städtchen Cai Be sich aufreiht, zwar auch viele Boote aber ein wirklich geschäftiges Treiben gab es nicht.
Jedes der Verkäuferboote verkauft normalerweise ein Produkt. Auf einem großen, aufgestellten Pfahl wird eines der angebotenen Produkte aufgehängt, damit man auch von Weitem erkennen kann, wo man was erstehen kann. Gestern gab es im Angebot hauptsächlich Wassermelone, Süßkartoffel, Kürbis, Bananen und Ananas. Wir sind also durch den Markt hindurchgetuckert und wie es bei einer solchen Fahrt ist, darf auch der Stop beim Souvenirstand nicht fehlen und so kamen nun auch wir endlich zu einem Candy Factory Besuch, über den wir schon so viel gelacht hatten, weil er einfach bei jeder angebotenen Tour offenbar dabei sein muss. Es war dann aber erstaunlich nett und interessant und wir haben schön brav Coconut Candy in verschiedenen Geschmacksrichtungen und Puffreis mit Erdnüssen gekauft. Unser Guide, der kein Wort Englisch konnte, war irgendwie richtig süß, hat uns gut mit Süßigkeiten und Tee versorgt und uns um die etwas aufdringlich drängelnde, französischen Reisegruppe herumgelotst.
Ein wirklich netter Vormittag.
Mittags dann die Rückfahrt nach Saigon mit einer glücklichen, der Fauna des Mekong entkommenen Schwiegermama, in Saigon noch ein bisschen Souvenirshopping und ein richtig vietnamesisches Abendessen mit einem Hotpot, einem auf einem Esbitbrenner stehenden, kochenden Suppentopf, in dem so dies und das schwimmt, bei uns die obligatorische Leber (nein, keine ganze!), Shrimps, Pilze aller Art, Fischbällchen und Bambussprossen. Sehr lecker.

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