Mekong, alter Freund

Der Mekong, unser alter Reisegefährte hat uns wieder!
Wir sind im Mekongdelta, dort wo der gute, geduldige Mekong nur noch
eine klitzekleine Reise bis zu seiner Mündung vor sich hat und seit
seiner Quelle im weit entfernten tibetischen Hochland 4.500 lange,
abwechlungsreiche Kilometer hinter sich gelassen hat.
Das Mekongdelta oder der neunarmige Drache, wie er auf Vietnamesisch
heißt (obwohl es eigentlich nur sieben Arme sind. Neun ist aber die
bessere Zahl und irgendwo wird man schon noch zwei Ärmchen mitrechnen
können...) ist eines der größten Flussdeltas der Welt und man staunt
nicht schlecht, wenn man ihn hier wieder trifft, diesen Strom des
Lebens, und man hier einen Fluss vorfindet, der eher an ein Meer
erinnert, so groß, so weit. Und wir sind ja wohlgemerkt nur auf einem
Arm gefahren. Wir waren in Savannakhet und in Vientiane, in Luang
Prabang und auf den Viertausend Inseln schon beeindruckt gewesen von der
Größe des Mekong aber das hier übertrifft alles bisher Gesehene bei Weitem.
Und hier in seinem Delta schenkt der Fluss nach all der mühevollen
Arbeit, die er auf seinen 4.500 km vollbracht hat, den Menschen nochmal
ein Paradies, ein fruchtbares Schwemmland, das die in ihm lebenden
Menschen versorgt und die Produktion von Lebensmitteln für so viele
weitere Menschen im Süden Vietnams inklusive der 6 Millionen-Metropole
Saigon sicherstellt.
Aber was arbeiten die Menschen hier hart, denn ganz schenkt ihnen der
Fluss ihren Lebensunterhalt dann doch nicht und man sieht die Boote und
Kähne, voll beladen mit Bananen, Ananas, Kies, Holz, Zuckerrohr oder
Erde, man sieht die Menschen am Ufer, die die Boote beladen oder schwere
Säcke und Kisten entladen und wie sie schuften. Man kommt sich als
vorbeigefahren werdender Zuschauer irgendwie falsch vor, wie man da in
seinem Korbstühlchen auf dem Schiffchen sitzt und sich denkt, dass doch
jetzt ein Kaffee nicht schlecht wäre.
Wir hatten uns wegen der Kinder gegen eine organisierte Tour
entschieden, da die Kinder bei dem Tempo einer Tour nie mitkommen und so
das ganze immer in ziemlichen Stress ausartet. Da es auch nicht möglich
war, eine Tour nach Wunsch des Kunden anzupassen, haben wir beschlossen,
die Sache auf eigene Faust zu unternehmen. Wir haben uns in Saigon in
ein Taxi gesetzt und nach My Tho fahren lassen, um dort ein Boot
anzuheuern für die Fahrt den Fluss hinauf nach Vinh Long. Unterwegs
haben wir zum Mittagessen gehalten und aus der sehr interessanten
Speisekarte (Elefantenohrfisch, Huhn, Schlange, Guana, Schildkröte,
Eichhörnchen, Aal und Taube) für den Elefantenohrfisch entschieden und
einen riesigen Brummer an Fisch bekommen, der eher wenig an ein
Elefantenohr erinnerte, dafür aber umso griesgrämiger dreinblickte. Aber
wie würden wir dreiblicken, wenn wir auf einem Holzständerchen stehend
und in viel Fett gebraten auf einem Tisch landen und in
Reispapierblättern zu kleinen Frühlingsröllchen gerollt würden?
Vermutlich auch griesgrämig. Raphael war begeistert: Ui, ein Fisch, ein
Fisch, ein Fisch!!! und meinte dann: Mama, mach meinen Fisch nicht kaputt!
Unsere Bootsfahrt nach Vinh Long war natürlich länger als geplant aber
durchaus abwechslungsreich mit all den vorbeiziehenden Kähnen, einem
Gewitter, das sich groß und mächtig angekündigt und uns panisch die
Taschen in allem zur Verfügung stehenden Plastik hat einpacken lassen,
um dann doch woanders richtig abzuregnen, und Motorradrennen auf den
Holzplanken mit zwei vom Osterhasen gebrachten, oberheißen Hot Wheels
Motorradflitzern.
In Vinh Long scheint sich der gelebte Sozialismus noch ein bisschen
länger halten zu können als anderswo in Vietnam, zumindest in unserem
Hotel und dem Restaurant, in dem wir gegessen haben. Freundliches,
aufgeschlossenes, stets lächelndes Personal, moderne, stylische
Einrichtung, gemütliche, warme und gedimmte Beleuchtung beim Abendessen,
guter, flexibler und kundenorientierter Service, alles was man sich eben
so wünscht...
Morgen essen wir in einem der Restaurants weiter vorne im Ort, dort sah
es etwas flotter aus.
Aber immerhin eines hat unser alter DDR-Schuppen: Wifi

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