Dünenwanderer

Immer noch Mui Ne, ja, wir hatten ja angekündigt, länger hier zu bleiben und mal richtig faul zu sein. Waren wir auch, sind wir auch.
Gestern war das Aufregendste, hmmm, wartet mal, der Billiartisch im Nachbarhotel? Oder die Kühe, die täglich zweimal an unserem Strand auf- und abgetrieben werden? Oder die winzig kleinen Mücken, die nur mich zu stechen scheinen und deren tagelang Stiche höllisch jucken, so dass ich einen Selbstversuch gestartet habe, wie viel Fenistil-Gel der menschliche Körper am Tag verträgt, ohne mit schwerwiegenden Vergiftungserscheinungen zu reagieren? Oder die Fischer, die am späten Nachmittag ihre kleinen Rundbooten- wir nennen sie immer schwimmende Woks - fertig machen und auf wunderbare Weise hinausrudern, um Fische zu fangen? Wenn diese Woks auf dem Strand stehen, hält man es nicht für möglich, damit irgendeiner zielgerichteten Tätigkeit nachkommen zu können, geschweige denn sie mit Rudern zu steuern und dann auch noch Fischernetze auszuwerfen und wieder einzuholen. Aber es funktioniert. Und bevor es hier in Mui Ne den ganzen Tourismus gab (der hier tatsächlich erst Mitte der 90er begonnen hat, man glaubt das kaum) hat hier die ganze Stadt vom Fischfang aus schwimmenden Woks und kleinen, bunten Fischkuttern gelebt.
Mui Ne ist nämlich neben seinem Strand noch für etwas weitere bekannt: für seine Fischsauce. Wir haben ja irgendwie ein glückliches Händchen, Unterkünfte zu finden in Nachbarschaften, in denen die unterschiedlichsten Fischprodukte hergestellt oder verkauft werden. Wenn man unser Hotel verlässt und auf die Straße tritt, kommt einem unweigerlich der markante Geruch von Fischsauce entgegen. In der unmittelbaren Nachbarschaft gibt es mindestens vier Fischsaucenhersteller und -verkäufer, so auch unser Nachbar. Dort stehen also große Tonkrüge mit spitzen Deckeln in der Sonne, um die Fische zur Sauce zu fermentieren und mich würde mal der Blick in einen dieser Krüge interessieren. Allerdings interessiert es mich nicht genug, als dass ich es wagen würde, so einen Deckel zu lüften, ooooh gefährlich..... ganz sicher! Falls Mui Ne mal von einer riesigen Sanddüne verschluckt wird und in dreitausend Jahren Archäologen über den Verwendungszweck all dieser Tonkrüge grübeln, so werden sie nicht lange grübeln müssen, denn ich bin mir sicher, dass dieser Geruch auch in dreitausend Jahren nicht verflogen sein wird.
Unsere Frühlingsröllchen tauchen wir aber übrigens auch gerne in die Sauce ein! Und die Leute kaufen das Zeug flaschenweise, tütenweise, mopedladungsweise ein.

Aber heute haben wir außer Baden, essen, am Strand spielen und über Fischsauce zu sinnieren auch noch einen Ausflug gemacht!
Volles Touriprogramm, was muss, das muss.
Wir haben uns einen alten Jeep samt Fahrer gemietet und haben uns zu den Dünen bringen lassen. Das macht man entweder morgens zum Sonnenaufgang oder nachmittags zum Sonnenuntergang. Ja, so macht man das und in Vietnam macht man Dinge, so wie man sie macht, also haben wir unsere Tour zum Sonnenuntergang gemacht. Total plemmiplemmi. Nachmittags zur gleichen Zeit fahren all diese ollen kleinen Jeeps in Richtung weißer Düne, dort kann man die Düne hinaufwandern, auf den am Fuß der Düne liegenden See blicken und mit Plastikrutschern die Düne nicht wirklich wieder hinunterrodeln. Zu Fuß hat sich als Alternative angeboten, Raphael und ich haben gerne die Alternative gewählt, statt uns auf einem Plastikteil in eine 45°-Düne zu setzten und blöd zu schauen, weil diese Plastikteile alle grundsätzlichen Gesetze der Physik außer Kraft zu setzen schienen. Man kann in so einer Schräge nicht stehen bleiben! Dazu braucht es schon so einen Plastikrutscher.  Aber so macht man das eben. Dann fahren alle Minijeeps von der weißen zur Roten Düne, wo man dann den Sonnenuntergang anschaut.
Die Dünen waren eigentlich auch sehr schön, besonders die weiße mit ihrem See und all den Lotuspflanzen, die den See mit ihren dunkelgrünen, samtigen Blättern und ihren stolz empor ragenden rose Blüten schmücken. Die Düne wäre nur etwas schöner gewesen, wenn man sich nicht die ganze Zeit gefühlt hätte wie in einer Quad Bike Rush Hour. Aber jene rush hour war, es fahren ja alle zur gleichen Zeit zur gleichen Düne.
Aber den Jungs hat es gefallen, besonders an der roten Düne, wo der Sand nicht mehr so heiß waren und wo wir nicht versucht haben, mit einem Plastikrutscher eine Mordsgaudi zu haben. Also haben sie ihre Crocs genommen, die Düne hintergeworfen, um sich dann selbst hinterher zu stürzen und in die Tiefe zu springen. Raphaels Kopf war am Ende das röteste auf der gesamten roten Düne.
Ein netter Ausflug war es aber, auch wenn es uns nicht total von dem Hocker gehauen hat.
Und am Ende saßen wir in unserem Jeep. Alle fuhren ab, wir blieben stehen. Mit offener Motorhaube, unter der unser Fahrer mit einem Schraubenschlüssel hantierte, wohl mehr um irgend etwas zu tun, weniger, um den Anlasser wirklich zu reparieren. Sandi konnte ihn dann überzeugen, dass einfaches Anschieben wahrscheinlich eher zielführend wäre, als das Klopfen auf den Anlasser mit einem Schraubenschlüssel, so dass auch wir die Heimfahrt antreten konnten.
Wir haben nicht nur ein sicheres Händchen für fischige Nachbarschaften, nein, auch haben wir garantiert das schlechteste Fahrzeug, das für die jeweilige Strecke zu haben ist. Jede Fahrt ein Abenteuer...

Morgen noch ein fauler Badetag, Philipp übt fleißig schwimmen und möchte morgen den gaaaaanzen Tag im Wasser verbringen. Und übermorgen stürzen wir uns ins Großstadtleben von Saigon, wo wir unseren hohen Besuch erwarten!

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