Schwappschwapp! Happy New Year! PI MAI!!!


In Luang Prabag wird gesungen, in Luang Prabang wird getanzt, in Luang Prabag wird mit Wasser geworfen, geschossen, geschüttet und gespritzt, in Luang Prabang wird gegrillt, Luang Prabang ist geschmückt und Luang Prabang ist ausgelassen und fröhlich! Happy Lao New Year!

Wann hat man schon das Glück dreimal in vier Monaten Neujahr zu feiern? Und dann auch noch hier in Laos, wo es so ausgelassen, ausgiebig und bunt gefeiert wird, wie ich es mir an keinem anderen Ort der Welt
vorstellen kann. Ganz sicher aber handelt es sich beim Pi Mai um das nasseste aller Neujahrsfeste! Ganz sicher!
Aber der Reihe nach. Gestern stand erstmal die Rückreise von Nong Khiaw nach Luang Prabang an, Hochburg der Neujahrsfeierlichkeiten.In Nong Khiaw hatten wir vorgestern nach der Rückfahrt mit dem Boot einen sehr entspannten Tag mit einem hervorragenden Mittagessen inklusive unserer geliebten Flussalgen gehabt, dann ein Strandbesuch auf einer Sandbank, ein ordentliches Gewitter und viel Unospielen auf unserer Terrasse. Die Gewitter erstaunen mich immer wieder. Oder besser gesagt die Leute. Während wir bei einem Gewitter alles hektisch zusammenraffen, uns unterstellen und versuchen, so schnell wie möglich
ins Trockene zu kommen, zeigen die Leute hier einfach KEINE Reaktion. Sie gehen ihrer Beschäftigung weiter nach, als wäre nichts und eigentlich haben sie auch recht, denn in den seltensten Fällen würde man
frieren, wenn man nass wird. Und schnell trocken ist auch alles wieder. Noch ein weiter Weg für uns bis zur Laotischen Coolness!
AUA, AUA, AUA: Raphaels Zeh
Nach unserem sehr entspannten Nachmittag dann Raphaels Unfall. Oh Mann, das arme Kerlchen! Wie er das geschafft hat, ist uns immer noch schleierhaft aber er hat es geschafft, sich einen etwa 3mm breiten
Bambusschiefer von einer Bambusmatte unter den Nagel seines großen Zehs zu stoßen. Einmal durchs gesamte Nagelbett! Raphael hat gebrüllt, Sandi und ich sind bleich angelaufen. Kein Denken daran, das üble Ding selber aus dem Nagel zu bekommen, so dass wir Raphael nur noch tragend fortbewegen konnten und bis zum nächsten Tag in Luang Prabang warten mussten, um dort zum Arzt zu gehen. Und wie es in Laos so ist, fährt überall ein Bus hin, er fährt jedoch nicht immer, wann man es erwartet. Oder, wie gestern, er fährt dann nicht, wenn man es erwartet. So also gestern kein Bus von Nong Khiaw nach Luang Prabang. Aussage des Fahrkartenverkäufers: Manchmal fährt er und manchmal nicht. Und ein Minibus fuhr erst am Nachmittag. Das sind gute Nachrichten, wenn man früh morgens mit einem zeitweise vor Schmerzen schreienden Kind auf dem Arm am Busbahnhof steht. Aber wir haben ja immer einen Trumpf in der Tasche: unseren ich-organisier-dann-mal-was-Sandi! Sandi hat also einen Minibus organisiert. Dazu musste er zwar die gesamte Nong Khiawer Tuktuk- und Minibus-Mafia scheu machen aber ne Stunde später saßen wir im Minibus nach Luang Prabang. Raphael machen Busfahrten neuerdings ganz besonders Spaß, so dass wir für ihn zahlreiche Tüten bereit halten, welche auch gerne zum Einsatz kommen. Doppelt armes Kerlchen. Ihm war so übel auf der Fahrt, dass er glatt vergessen hat, dass jemand seinen Fuß halten muss.
Hier haben wir es oh Wunder fast trocken zu unserer Unterkunft geschafft. Ich hatte Raphael auf dem Arm und ich glaube, er hat so arm ausgesehen, dass er als mein lebendes Schutzschild gewirkt hat. Nur Sandis großer Rucksack hat etwas gelitten. Aber auch der ist wieder trocken.
Auf dem Weg zum Krankenhaus mussten wir leider ein Tuktuk bemühen. Leider deshalb, weil die offenen Tuktuks besonders gern gewässerte Fahrzeuge sind. Und ein Tuktuk mit vier Falangs (Touristen)! Ha, Traumziel! Wir kamen also alle tropfnass im Krankenhaus an, wo Raphaels Schiefer von den ebenfalls erblassenden Ärzten und Krankenschwestern begutachtet wurde. Ein Operationsteam von fünf Mann hat sich dann an das Entfernen des Schiefers gemacht, während Sandi und ich (wohlgemerkt immer noch triefend nass) uns bemüht haben, Raphael einigermaßen bei Laune zu halten. Das Versprechen eines ganz, ganz ganz riesengroßen Eis mit ganz, ganz ganz viel Schokolade außen rum tut Wunder und mit einer örtlichen Betäubung und nach wenigen Minuten Geschnibbel am Zehnagel war der Übeltäter raus. Heute kann Raphael schon wieder hüpfen und tanzen und trotz einiger unvermeidbarer Wassergüsse hat sich nichts entzündet... vielleicht allerdings auch dank des Antibiotikums, das er bekommt.
Nach der Feuertaufe bei der Tuktukfahrt sahen wir uns also heute gerüstet für die Wasserschlacht. Wir haben aber auch bald kapiert, dass man für diese Schlacht nicht gerüstet sein kann, dafür müsste man Laote
sein und haben uns unserem Schicksal ergeben. Aber da all das Wasser mit guten Wünschen und in guter Absicht gegossen, geschossen, geschüttet und gespritzt wird, wollen wir mal nichts dagegen haben und uns mit den Laoten freuen.

Luang Prabang: Sandstupas auf Mekonginsel

Überall in der Stadt finden Handlungen statt, die sehr interessant aussehen, sich uns aber nicht immer erklären. Vögel werden aus kleinen, bunten Bambuskäfigen in die Freiheit entlassen, kleine, mit orangenen Blumen geschmückte Palmblattzylinder in die Tempel getragen, Wimpel mit Sternzeichen erworben, Passanten mit Mehl beworfen oder mit Schuhcreme bemalt, Wasser vor dem Werfen gefärbt und Buddhas in den Tempeln gewaschen. Heute sind abertausende Luang Prabanger auf eine der großen Sandinseln im Mekong gefahren und haben dort kleine Stupas aus Sand gebaut (wir würden es schlichter "Sandburgen" nennen), die Stupas dann mit Mehl überstäubt, die Sternzeichenwimpel, Räucher-stäbchen und Kerzen hineingesteckt und gebetet. Nach vollbrachter Tat wurden die Reste des Mehls auf den umstehenden Personen verteilt. Dem ist keiner entkommen, auch nicht Raphael, der entsetzt war und seinen Unmut lautstark geäußert hat.
 Zurück an Land ging die Wasserschlacht weiter, die am heftigsten an der Mekongpromenade ist. Dort wird alles aufgeboten, was man sich nur im entferntesten vorstellen kann, Wasser auf Menschen und Fahrzeuge befördern zu können: Schüsseln, Eimer, Schläuche, Wasserpistolen, Flaschen und Wasserbomben. Auf der Straße fahrende Fahrzeuge werden gewässert, vorbeifahrende Mofas und deren Fahrer übergossen und mit Mehl bestäubt und tanzende Gruppen von Jugendlichen lassen sich auf den Ladeflächen von Pickups durch die Straßen fahren. Ausgestattet mit lauter Musik, Couchgarnituren, großen Wasserfässern und Eimern begießen sie von oben alles, was irgendwie erreichbar ist und werden im Gegenzug von der auf der Straße stehenden Meute gnadenlos befeuert. Jedenfalls gibt es nun eine Erklärung, warum in Laos jeder einen riesigen Pickup fährt: Für Neujahr. Und es gibt auch einen Erklärung, warum die Dinger alle so neu sind: einige sahen heute schon nicht mehr so ganz taufrisch und ziemlich verbeult aus... da muss für nächstes Jahr wohl ein neuer her!

Luang Prabag: Die Wasserschlacht geht weiter
Was hier zu Neujahr abgeht, das kann man eigentlich kaum beschreiben. Die Freude in den Augen der Leute, wenn sie einem einen Eimer Wasser über den Kopf schütten und lachend PI MAI rufen! Das Tanzen und Singen, die pure, ausgelassene Freude!
Unseren Jungs war es dann allerdings irgendwann zu viel und Philipp, der fleißig den ganzen Tag mit seiner Wasserpistole fröhlich in die Menge gefeuert hatte, wollte nur noch nach Hause und trocken sein. Abends
schien die Luft rein zu sein und wir haben uns zum Laden um die Ecke gewagt, um ein Eis zu kaufen. Und es ist wie es ist, man kann das Haus nicht verlassen, ohne nass zu werden!
Morgen ist Raphaels Zeh hoffentlich soweit verkrustet, dass wir mit ihm rausgehen können, ohne ständig aufpassen zu müssen, dass er keine Brühe über seinen Fuß bekommt
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Ich bin noch ganz geplättet von den ganzen Eindrücken heute....

Morgen mehr über Pi Mai und was da eigentlich gefeiert wird!
Wir schicken Euch einen großen Schwapp Wasser! PI MAI!



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