Kontum, hmmm, ja, Kontum

Hier sind wir also unsere dritte Nacht in Kontum. Das ist möglicherweise länger als irgendein anderer Reisender in den letzten 17 Jahren hier verbracht hat aber wir brauchten eine Pause.
Eigentlich gar nicht so schlecht, wenn man in einer Stadt nichts machen kann und so auch nicht das Gefühl hat, was machen zu müssen.

Kontum ist aber eigentlich eine recht nette kleine Stadt im Zentralen Hochland. Es gibt hier erstaunlich viel Grün in Form von großen Bäumen, einen im Gegensatz zu Laos vorhandenen, für vietnamesische Verhältnisse aber sehr zivilisierten Verkehr, einen großen, für vietnamesischen Verhältnisse ebenfalls sehr zivilisierten Markt, ein paar nette Cafes, leider zu wenige Restaurants (in Cafes gibt es nur geröstete Sonnenblumenkerne und wenn man Glück hat Erdnüsse), dafür aber wieder richtige Straßenstände mit Essen. Denn von letzteren hatte es in Laos definitiv zu wenige gegeben. Auf dem Markt haben wir eine neue kurze Hose für Philipp erstanden, in einem der hübschen Gartencafes einen Kaffee getrunken und Sonnenblumenkerne geknackt (Geschmack Kokos, roch wie Wunderbaum und die Jungs fahren ab auf das Zeug, unglaublich, vielleicht sollten wir sie zu Hause mal am Wunderbaum knabbern lassen), an einem der Straßenstände kleine runde Reisküchlein mit Erdnuss oder Chili gegessen und in einem der Restaurants Berge an frittierten Hühnchenteilen an Raphael verfüttert.
Raphael war ja in Laos im ziemlich konsequenten Hungerstreik gewesen und außer Sticky Rice und Kakao war in ihn kaum was reinzukriegen. Und hier? Isst das Kerlchen plötzlich Berge. Dem hat es in Laos wohl einfach nicht geschmeckt! Sandi und ich fragen uns im Gegenteil, ob es hier die regionale Küche ist, die so langweilig ist oder ob das vietnamesische Essen im Gegesatz zum doch ziemlich würzigen und scharfen laotischen Essen einfach langweiliger ist. Wir werden es sehen, wenn wir an der Küste sind, ob es da auch noch so fade ist. Wir haben uns auch schon gefragt, wie wir in Deutschland jemals wieder eine Nudelsuppe werden essen können, so ganz ohne Chilli und Minze und Limette... Auch das kleine Schälchen Fischsauce mit Chilis wird uns fehlen und die obligatorische Flasche Chilisauce, die wir mittlerweile gerne wie Ketchup verwenden.

Der Gerechtigkeit halber muss ich über Kontum noch sagen, dass man hier durchaus noch etwas mehr hätte machen können. Man hätte sich eines der umliegenden Dörfer ansehen, eine Motorradtour unternehmen, Geschichtliches (Battlefields, Ho Chi Minh Trail, wobei der ja einmal von Nord nach Süd verläuft und wir noch an keinen Ort waren, an dem man den Ho Chi Minh Trail nicht hätte ansehen und seinen geschichtlichen Hintergrund näher kennenlernen können) ergründen, auf dem Fluss schippern oder in den Bergen wandern können. Da uns bei leider immer noch deutlich über dreißig Grad aber weder nach wandern, noch nach schippern oder Dorfbesichtigung war, haben wir es vorgezogen, im schönen Garten unseres Hotels Obstgarten zu spielen, Wasserfarben zu malen, im Internet zu surfen und mit unserer puren Anwesenheit die Hotelbesitzerin zu ärgern. Die Hotelbesitzerin - kurz Drache genannt - leitet ja ein Hotel mit den Namen Family Hotel. Name ist aber nicht immer Programm und so bekamen wir gestern die erste Beschwerde auf unserer Reise, weil unsere Kinder zu laut sind. Wobei ich sagen muss, dass es mich wundert, dass erst jetzt zum ersten Mal jemand was gesagt hat bei unseren kleinen Elefanten (ganz der Pa... nein, ich sag's nicht!).

Morgen geht es weiter. Ans Meer! Denn auch wenn Laos sehr viel zu bieten hatte, darunter auch viel Wasser, so gibt es doch eines nicht: das Meer. Laos, das einzige Binnenland Südostasiens.
Sandi zählt schon die Sekunden, bis ihm endlich eine frische Brise Seeluft um die Nase weht und wir hoffen, dass die Genesung von Raphaels Zeh so gut weitergeht, dass er übermorgen auch an den Strand kann, sonst müssen wir uns ein ganz, ganz gutes Programm ausdenken, dass mit einem Strandtag mithalten kann...
Auch morgen erstmal nur noch vier Stunden Busfahrt, bis wir an der Küste in einen Zug einsteigen können. Was für ein unglaublich entspanntes und einfaches Reisen es mit dem Zug ist, weiß man dann wirklich richtig zu schätzen, wenn man all diese Stunden in laotischen Bussen verbracht und ohnmächtig bei der Reparatur all dieser Fahrzeugteile zugeschaut hat.
Drückt uns die Daumen, dass endlich mal wieder alles glatt läuft und dann melden wir uns wieder vom wunderschönen Südchinesichen Meer!

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