Eine Reise, die ist lustig... naja, fast immer....

Huuuh, es gibt so viel zu erzählen. Die letzten Tage waren sehr ereignisreich, wenn auch nicht nur positiv und wir waren abends immer so geplättet und sprachlos, dass ich nicht mehr zum Schreiben gekommen bin.

Also erstmal Pakse, wo wir nach den Viertausend Inseln und vor Attapeu, Büffeldung-Kaff, waren.
Pakse (gesprochen Paksé aber ich finde, Paksé klingt irgendwie etwas zu affektiert für einen Ort wie Pakse. Wir sprechen es von der Betonung nach wie vor aus wie Taxi. Also Pákse. Und die Kinder lassen sich nicht davon abbringen, dass es Takse heißt. Pakse? Ne, das heißt Takse, Mama)
Taxi-Pakse hat uns aber sehr erstaunt. Nachdem wir dort mit dem Flugzeug angekommen waren und nur in der größten Mittagshitze unter dem schwarzen Verdeck eines Songtheos auf die Weiterfahrt gewartet hatten, hatte ich ziemliche Vorbehalte Pakse gegenüber und habe das Schlimmste erwartet. Und wie es so ist, wenn man das Schlimmste erwartet: es wird besser als erwartet (der Nairobi-Effekt, hatte ich den schonmal beschrieben? Fahr nach Nairobi und erwarte die Hölle auf Erden und Nairobi entpuppt sich als eigentlich ganz nette Stadt) Also fahr nach Pakse und erwarte eine staubige, heiße, langweilige Stadt und Du wirst einen kleinen Juwel entdecken. Obwohl, Juwel ist vielleicht etwas zu übertrieben. Ich schreiben über Pakse auch nur deshalb drei Tage später noch, weil es dort etwas gab, das Ihr nicht glauben werdet. Oder Ihr vielleicht schon, weil es für Euch nichts besonderes ist. Wir hatten eine Dusche mit einem, dem für uns seit fast drei Monaten ersten, DUSCHVORHANG!!!!! Zwar immer noch eine Dusche mitten im Bad aber diesmal mit Vorhang, so dass Klopapier, Toilette und Waschbeutel mal nicht mitduschen mussten. Könnt Ihr das glauben? Schon, ich weiß, wir konnten es kaum glauben und Sandi kam besorgt ins Bad gestürzt, als ich gebrüllt habe: SCHAU MAL, WAS WIR HIER IM BAD HABEN!!! Er hatte fest mit mindestens einer zwei Meter langen Würgeschlage gerechnet...
Außerdem in Pakse: zwei (!!!!!) Supermärkte mit richtigen Regalen und einer und das ist auch der Hammer: Scannerkasse! Außerdem eine gute Pizza mit echtem Käse, einen Spielwarenladen mit richtigen Spielsachen und ein vernünftiger Arzt. Wie es schien sogar mehrere davon. Da Raphaels Zeh nach Absetzten der Antibiotika irgendwie komisch aussah, haben wir nochmal einen Arzt aufgesucht und da der Arzt so wie wir es nicht wirklich sehen konnte, ob auch wirklich alles unter dem Nagel raus war und nicht hundertprozentig ausschließen konnte, dass nicht doch noch eine Entzündung unter dem Nagel war, hat er den Nagel diesmal komplett aufgeschitten, drunter geschaut und unser armer, armer Raphael hat sich diesmal nicht mit einem Eis zufrieden gegeben sondern hat sich noch zwei rote Hot Wheels Flitzer aus dem richtigen Spielwarenladen zusichern lassen. Er hat aber auch gelitten, der arme Kerl. Heute schaut der Zeh aber wieder gut aus und wir hoffen, das bleibt jetzt auch so. Nochmal lässt Raphael sich nicht mehr am Fuß rumschnibbeln, das geht dann nur noch in Vollnarkose.
Ansonsten habe ich von Pakse leider nicht besonders viel gesehen, weil Philipp krank war und ich mit ihm den einen Tag fast komplett im Hotel verbracht habe. Aber es ist eine wirklich nette, kleine Stadt mit Restaurants und Cafes, einem großen Markt und zwei Flüssen, einer davon der Mekong, leider haben wir aber beide Flüsse nicht gesehen, da wir mit kranken Kindern und Zehen beschäftigt waren.

Zwei Nächte in Pakse und wir haben noch sehr, sehr bereut, keine dritte Nacht geblieben zu sein, denn das Attapeu-Drama ging noch weiter...

Von Pakse fährt ein guter, moderner, bequemer und klimatisierter Bus nach Kontum in Vietnam, wo wir ja hin wollten. Wir hatten es wie bereits berichtet ja für eine gute, im Nachhinein Schnaps-Idee gehalten, die lange Fahrt in Attapeu zu unterbrechen. Dass unser Aufenthalt in Attapeu nicht so der Erfolg war, wisst Ihr ja, der Wahnsinn ging aber weiter.
Im Hotel hatte Sandi uns am Abend noch den Bus reserviert und bezahlt. Zu einem recht stolzen Preis, da wir aber am nächsten Morgen aber nicht auf den Restaurantbesitzer und seine Tickets angewiesen sein wollten, haben wir in Kauf genommen, etwas mehr zu bezahlen. Es sollte also ein großer, klimatisiert Bus sein, welcher nach Kontum durchfährt und ein Mittagessen und Abholung vom Hotel sollten im Preis enthalten sein. Wir haben drei Plätze gebucht, weil es auf zweien auf so langen Fahrten einfach nicht geht, auch wenn die Kinder eigentlich nie zahlen müssten. Soweit so gut.
Wir also pünktlich um viertel nach sieben vor dem Hotel (Abholung sollte um sieben sein aber soviel haben wir in Laso schon gelernt, dass wir um solche Uhrzeiten keinen Stress machen). Irgendwann kam dann auch unser Pick-up-Service, wenn auch überraschenderweise nicht vom Bus, sondern von einem Privatauto. Der Fahrer dieses Autos hat uns dann zu einem Bus gebracht und aus dem Auto geschmissen. Wir standen also vor einem Bus, auf dem nur ein Detail unserer Buchung entsprach: das Schild im Fenster mit dem Ziel: Kontum. Und wir könnten uns noch in den Allerwertesten beißen, dass wir nicht sofort protestiert haben, aber es ist ja auch traurig, wenn man immer und überall nur misstrauisch ist. Der Bus also klein, alt, nicht klimatisiert und bis nach Kontum durchfahren sollte dieser Bus auch nicht, nein, man musste an der Grenze umsteigen. Nachdem unser Fahrer längst weg war, als ein großer, moderner, klimatisierter Bus mit dem Schild 'Kontum' an uns und unserem wartenden Bus vorbeifuhr, haben wir den Busfahrer angesprochen, dass da wohl ein Fehler vorliegen muss und haben erfahren, dass unser Fahrer zwei (statt der von uns bezahlten drei) Plätze für uns gebucht hatte, bis zur Grenze, zu einem Bruchteil des Preises, den wir am Abend vorher im Hotel bezahlt hatten, Mittagessen natürlich nicht enthalten. Wir waren so sauer, ich also wütend losgestürmt zurück zum Hotel. Wir hatten noch Zeit, denn dieser Bus fuhr ja auch nicht wie gebucht um sieben sondern um acht. Oh, die arme Frau im Hotel. Ich war so sauer und diese Bussache so eine unglaubliche Unverschämtheit, dass ich sie das auch hab wissen lassen. Oh, so haben die Wände in diesem Hotel noch nie gewackelt, das kann ich versichern aber erfolgreich war mein Wutausbruch, wir haben unser Geld wieder und so eine von unserem Abholer spendierte Fahrt zur Grenze bekommen. Ich könnte den Typen immer noch erwürgen. Da steht man dann mit den Kindern da und hat einen Höllentag vor sich mit Schrottbus und Umsteigen und alles dauert und dauert und das nur, weil so ein Vollarsch meint, einen abzocken zu müssen.
Naja, die Busfahrt war landschaftlich sehr reizvoll. Das ist aber auch alles positive, das es zu berichten gibt, aber immerhin. Ansonsten hatten wir einen undichten Kühler und mussten in einer absolut ausgedörrten Landschaft unter jeder Brücke schauen, ob es irgendwo Wasser im Fluss gab, und gelegentlich zum Auffüllen des Kühlers anhalten. Außerdem hatten wir kaum was zum Essen dabei, da wir ja ein Mittagessen erwartet hatten und es auf dem Weg nichts aber auch gar nichts zu kaufen gab. Irgendwann haben wir gehofft, dass der Fahrer doch mal ein Huhn oder ein Schwein überfährt und wir es auf dem gelegentlich überkochenden Kühler grillen können.... All unser Essen haben also die Jungs bekommen und Sandi und ich waren bei unserer Ankunft in Kontum mindestens so ausgehungert wie schlecht gelaunt.
Irgendwann waren wir an der Grenze. An der Grenze hing ein in orange gekleideter Mann (nein, kein Mönch) am Strommasten, denn die Leitung für die Grenzstation war kaputt. Und da man an einer Vietnamesischen Grenze einen Stempel offensichtlich nur mit Strom in den Pass drücken kann, hieß es warten. Aber der Mann am Strommast trug ja einen orangenen Anzug und vermittelte dadurch große Kompetenz, was auf eine schnelle Behebung des Problems hoffen lies (Achtung! Ironie!). Aber wir hatten ja noch nicht genug Zeit verplempert heute, warum nicht noch ne Stunde an der Grenze rumhocken? Wenigstens war es in der absolut überdimensionierten Halle, die eigentlich nur dazu da ist, dass ein Mann am Tag etwa 23 Stempel in Pässe drückt, in der man aber auch locker ein Beatles-Konzert mit wiederauferstandenem John Lennon abhalten könnte, angenehm kühl und es gab ein sauberes Klo. In Vietnam ja nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit (im Gegensatz zu Laos, wo die Toiletten fast immer sehr gut zu benutzen waren). Zu allem Überfluss stand unser Fahrer vom Morgen an der Grenze und wollte uns nun mit seinem Auto nach Kontum mitnehmen (????? verstehe das wer will, von ihm haben wir zumindest keine Erklärung bekommen) und hat kurz versucht, das mit dem Geld zu klären. Aber ein Vietnamese spricht nur Englisch, wenn es ihm passt und so gab es diesmal von uns nur fragende Gesichter und ein 'sorry, no English'. Denn auch in vier Wochen Vietnam hatten wir schon was gelernt...
Als wir dann irgendwann unsere Stempel im Pass hatten, unsere Taschen gescannt werden konnten (dafür war vermutlich der Strom notwendig, dass unsere Taschen kurz durch den Scanner laufen, während die Frau, die das Gerät bedient nicht etwa auf den Monitor schaut, sondern mit unseren Kinder schäkert) und wir offiziell in Vietnam zurück waren, fing also die Diskussion an, wie wir von dieser Grenze wegkommen (eigentlich gehören in diese Beschreibung zahlreiche Flüche und Kraftausdrücke, so wäre eigentlich der Begriff 'scheiß Grenze' zu verwenden und unser Fahrer nur als Ar***l*ch zu bezeichnen, ich lasse diese Ausdrücke nur wegen meiner guten Erziehung weg, man kann sie sich aber gerne zahlreich dazudenken). Ich war nicht bereit in das Auto eines mir Unbekannten einzusteigen, der in der Früh versucht hatte, mich über den Tisch zu ziehen und dem ich in seinen Augen wohl sicher noch den Fahrpreis für die Fahrt zur Grenze schuldete. Sandi wollte mitfahren aber ich finde, man soll immer auf sein schlechtes Gefühl hören. Irgendwann war der Typ also weg und wir standen dort an diesem gottverlassenen Ort. Und wenn unser lieber, lieber, hilfsbereiter Busfahrern nicht gewesen wäre, würden wir dort vermutlich immer noch stehen. Der Busfahrer hat ein Taxi für uns in die nächste Stadt organisiert, wofür ich ihm immer noch zu tiefst dankbar bin.
In der nächsten Stadt ging der Ärger weiter, denn von dort wollten wir mit dem Bus weiterfahren. Der Taxifahrer hatte uns den Preis genannt und - willkommen in Vietnam - uns wurde nicht der doppelte, nicht der fünffache, nein der zehnfache Fahrpreis genannt! Also alle Taschen wieder ausladen, sich tierisch ärgern, dass keiner Englisch kann, so dass niemand versteht, was man da so vor sich hinflucht.
Aber auch hier kam ein Retter in der Not in Form eines Taxifahrers aus Kontum, der es wohl schlau fand, uns in einer inoffiziellen Fahrt zu einem für uns sehr anständigen Preis mitzunehmen (Taxipreis so ein Drittel des uns genannten Buspreises). Danke auch nochmal für diesen Engel, der uns da geschickt wurde.
Und irgendwann waren wir dann in Kontum.... und diese ganze Odysse nur wegen diesem Penner am Morgen! Aaaaargh!
Und das erstaunliche: wir waren absolut platt nach dieser Fahrt, dem Ärger, der Hitze und dem Fasten. Und unsere Kinder? Die hatten sich gut ausgeruht, schön geschlafen, relativ gut gegessen und sind hier nach der Ankuft rumgehüpft, als kämen sie frisch aus einem Wellnesswochenende. Immer wieder faszinierend.

Und Kontum? Darüber morgen, mehr will ja nun wirklich keiner mehr lesen!

Kommentare

  1. Doch! Freu mich schon auf morgen und schwanke ständig zwischen da will ich auch mal hin und nie im Leben....
    Grüße Mira

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  2. Mach mich gleich an die Arbeit...

    Dir Fahrt von Pakse nach Kontum gehört definitiv zur Kategorie DA WILL NIEMAND HIN!
    War für uns auch sicher das letzte Mal. ;-)

    Aber Laos bekommt abgesehen von Attapeu definitiv das Prädikat HINWOLLEN! Auch wenn zumindest ich mir vorgenommen habe, nie wieder hinzufahren, denn die Abendstimmung in Thakhek wird niemals wieder so besonders sein und die Pfannkuchen dort nie wieder so gut schmecken und nur ein erstes Neujahr in Luang Prabang kann so erfrischend sein!

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