Aus dem Paradies vertrieben!

Nachdem wir vorgestern alle gesund waren, haben wir uns aus dem Paradies vertreiben lassen. Wir hatten noch einen schön entspannten Nachmittag an der kleinen Höhle vom ersten Tag gehabt und dort zum Abschied gebadet. Diese wunderschönen, erfrischenden Badestellen sind wirklich ein Segen, denn wir haben hier kaum mal einen Tag an dem wir nahe der 30 Grad sind... wir sind immer ziemlich weit drüber in Richtung 40 Grad. Da kommt ein Bad in einem kleinen Felsenpool sehr gelegen.

Vorgestern dann also die Farht nach Luang Prabang, von dem man ja sehr viel liest, sehr viele Superlative und große Versprechungen. Wir waren gespannt, ob die Stadt all die Erwartungen auch tatsächlich erfüllen kann.
Die Busfahrt hielt alle Versprechungen und alle Superlative, die wir gehört hatten, haben sich erfüllt.
Die Fahrt von Vang Vieng nach Luang Prabang ist nur 170km lang. Das kann man doch auf ner halben Pobacke absitzen, mag man sich denken. Wenn man aber für 170km Fahrt planmäßig sechs bis sieben Stunden braucht, dann genügt eine halbe Pobacke nicht mehr, nein da ist gutes Sitzfleisch gefragt. Außerdem ein guter Magen (den Raphael nicht hatte), viel Geduld und der feste Glaube, dass man irgendwann doch ankommen wird... irgendwann.... vielleicht... vielleicht nach der nächsten Kurve... oder der nächsten.... oder...
Aber wir haben es geschafft und auch Raphaels Magen hat sich wieder schnell erholt.
Die Fahrt an sich ist spektakulär und wunderschön und verläuft durch die Karstberge, über Pässe und Brücken, durch Dörfer und Täler und ist interessant von der ersten bis zur letzten Minute. Raphael und Sandi haben sogar einen Elefanten auf der Straße gesehen, Philipp und ich leider nicht aber wir saßen auch nicht beim Busfahrer vorne, um Raphaels Magen zu beruhigen. Leider ist im Moment ja Trockenzeit, so dass alles extrem staubig aussieht. Die Felder werden gerade alle abgebrannt, so dass die Fahrt durch die Berge eher diesig und rauchig war und sich eigentlich nur Blicke auf die nahe gelegenen, abgebrannten Felder und Berge ergeben haben, leider keine wirklichen Fernsichten, von denen man nur erahnen konnte wie wunderschön und grün und frische sie nach einem starken Regenguss am Anfang der Regenzeit sein können.
Besonders erstaunt hat mich der Unterschied zwischen den Städten, die wir bis jetzt besucht hatten, und den Dörfern, durch die uns die Busfahrt geführt hat. Während die Städte auf dem allerbesten (wobei dahingestellt ist, ob der Weg wirklich der allerbeste ist) Weg sind zu sehr gut entwickelten, modernen Städten mit all den Vor- und Nachteilen, herrschen in den Dörfern noch wirkliche Drittweltverhältnisse. Die Leute wohnen in Häusern aus geflochtenen Palmblättern mit Grasdach, Wege sind durchgängig nicht befestigt und man kann sich wahrscheinlich kaum vorstellen, wie es dort in den Bergen in der Regenzeit aussieht, wenn all die Wege davonschwimmen und zu Schlammpisten werden und wie diese Häuschen dem Regen annähernd standhalten sollen. In den Dörfern grunzen Schweine auf der Straße, Hühner versuchen sich vor dem Bus in Sicherheit zu bringen, Kühe traben hastig davon und nur die Hunde lassen sich von ihrem Schläfchen in der Hitze nicht abhalten. In jedem Dorf gibt es eine Wasserstelle, oft mit Wasserhahn und Dusche, wo die Leute sich versammeln und Wasser holen, ihre Wäsche waschen oder einfach nur duschen... bekleidet natürlich.
In diesem Bus, der durch all diese Dörfer durchbraust, eine Staubwolke hinter sich her zieht und all die Leute in ihren Dörfern links liegen lässt, kommt man sich ein bisschen komisch vor und kann irgendwie nachvollziehen, warum Laoten Reisende, die ein Dorf durchwandern und nicht kurz stoppen, für böse Geister halten. Mit Sicherheit haben die Leute sich an die Busse und Lastwagen, die durch ihre Dörfer brausen (wobei von brausen kann angesichts unserer Durchschnittsgeschwindigkeit nicht die Rede sein!) gewöhnt, wie von einem fremden Stern müssen die Fahrzeuge dennoch aussehen. Angesichts des großen Gefälles zwischen Stadt und Land sind wir allerdings auch wirklich von einem anderen Stern.
Die Regierung scheint nicht wirklich viel dafür zu tun, das Gefälle einzuebnen oder die Entwicklung der ländlichen Gebiete zu fördern.

Naja, wir sind auf alle Fälle irgendwann auf dem fernen Stern gelandet, in Luang Prabang und haben nach dem Bewältigen des ein oder anderen Hindernisses ein sehr nettes Guesthouse gefunden. Wir haben hier ein komplett in dunklem, glänzenden Holz getäfeltes Zimmer, das uns stark an eine Schiffskabine erinnert uns vorkommen lässt als wären wir auf einer großen Seereise. Nur seekrank ist zum Glück noch keiner geworden. Dank unserer hin und wieder gerne eingeschalteten Klimaanlage können wir beliebig variieren zwischen Kreuzfahrt in der Südsee oder Artisexpedition. Wenn wir von einer Besichtigungstour bei 37 Grad zurück kommen, wählen wir immer gern das Arktisexpeditionsfeeling.
Gestern also der erste wirkliche Eindruck von Luang Prabang und man muss sagen, es ist eigentlich schon so schön, wie man von allen Seiten hört und liest. Die Lage des Zentrums mit all seinen Klöstern, Tempeln und französischen Kolonialbauten auf einer Landzunge zwischen dem breiten, gemächlich wirkenden Mekong und dem schmaleren und quirligen Nam Khan, direkt am Zusammenfluss der beiden Ströme, ist einmalig. Die ganze Stadt ist eingebettet in imposante Karstberglandschaften und man kann sich kaum eine spektakulärere Lage vorstellen, die eine Stadt mit mehr landschaftlichen Schätzen segnen könnte.
Warum also nur 'eigentlich' so schön? Ja, ich würde sagen, vor 10 Jahren muss dies das Paradies gewesen sein. Die meditative Ruhe, die von den Klöstern ausgeht, die hübschen Häuschen, die Lage zwischen den Flüssen. Da hier aber alles so hübsch ist und die Stadt seit 1995 als Unesco Weltkulturerbe gelistet ist, kommen hier nicht nur wir hier her, sondern auch noch sehr viele andere Touristen, so dassdie Stadt doch einges eingebüßt hat von seinem Charme, den wir uns natürlich nur vorstellen können. Hier auf der Halbinsel gibt es ein Guesthouse am anderen und so viele der ehemaligen Wohnhäuser sind umgerüstet worden zu Guesthouses.
Wunderschön ist es allerdings trotzdem mit all den rieseigen Bäumen, die die Uferstraßen am Mekong und am Nam Khan säumen, den geklinkerten Wegen und Treppen, den kleinen Gassen, den unzähligen Tempeln, den Mönchen in ihren orangenen Roben, den Booten auf den Flüssen, den meist sehr geschmackvoll (wenn auch teilweise etwas über-)renovierten Kolonialbauten und den kleinen Restaurants mit Blick auf den Mekong.
Gestern hatten wir uns um unsere Visaverlängerung für Laos kümmern müssen, da wir länger als 30 Tage bleiben werden. Die Prozedur war erstaunlich unkompliziert und ging nach dem Motto: Wir zahlen Geld, wir bekommen neuen Stempel in den Pass entsprechend der bezahlten Summe: 2 USD pro Person und Tag, bei den Kindern gab es eine Pauschale von 10 USD pro Kind sowie das übliche Haarewuscheln, am Arm Kneifen und Sabaidee von allen und jedem.
Und weil unsere Fahrt nach Luang Prabang so schrecklich gewesen war und wir gestern immer noch in der  Wir-wollen-auf-keinen-Fall-nochmal-in-diesen-Bus-einsteigen-Stimmung waren, geradezu einer Busphobie haben wir gestern spontan beschlossen, unsere Reise zurück in den Süden nicht in vier bis fünf Tagen per Bus zu absolvieren, sondern in 2 Stunden per Flugzeug. Yeeehaaaa! Unser Budget ächzt und stöhnt, unser Tagesdurchschnitt schnellt in die Höhe und wir sind sehr zufrieden! So fliegen wir also am 18. nach Pakse im Süden, wir müssen uns schließlich sputen, wir haben ja am 9. Mai eine Verabredung mit unseren Müttern in Saigon.

Morgen brechen wir von hier auf eine Bootsfahrt nach Norden auf dem Nam Khan auf. In 5 Tagen wollen wir in Luang Prabang zurück sein und feiern dann - na, was wohl??... - JA, Genau das dritte Neujahr in diesem Jahr! Lao New Year! Wir sind ja schon geübt und freuen uns auf die sehr nass werdenden Festivitäten, die hier in Luang Prabag ganz besonders nass und ganz besonders besonders sein sollen. Wir werden davon berichten. Drei Mal Neujahr innerhalb von vier Monaten zu feiern muss aber wirklich Glück für dieses Jahr bringen, was meint Ihr?
Wir werden auch noch mehr von Luang Prabang berichten, nur leider nicht mehr heute Abend, da es spät ist und unser Boot morgen früh fährt.
Auf unserer fünftägigen Expedition in den Norden werden wir bestimmt kein Internet haben, wir melden uns danach wieder mit neuen Eindrücken und schon geschriebenen Berichten, die wir dann nur noch posten müssen!
Bis dann!

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