Kaufrausch!

Wir müssen sagen, Hoi An gefällt uns wirklich.
Zwar wurden wir gestern viel zu früh geweckt von einem Höllenlärm vor unserem Fenster nachdem wir abends ja die ansprechende Beschallung der Musikschule über uns ergehen lassen hatten. Da der Lärm sich aber so anders anhörte als der übliche vietnamesische Straßenlärm (Mopeds und Autohupen, Bushupen, Lastwagenhupen, Mopedhupen, grad dass Fahrräder nicht mit einer Hupe ausgestattet sind), habe ich mich aus dem Bett gerollt und bin zum Fenster getaumelt und war erstens erstaunt, was da nicht alles um die Uhrzeit los ist und habe zweitens die Ursache des Läms gesehen: es war eine Beerdigung mit einer Prozession durch die Straßen: Allem voran wurde von 10 jungen Männern in lila-gelben Anzügen und mit turbanartigen lila-gelben Hüten der Sarg getragen, abgedeckt mit gelben Tüchern, geschmückt mit weißen Spitzen und üppigem, weißem Blumenschmuck. Dahinter kamen junge Leute, deren weiße Gewänder mich an die von Ministranten erinnert haben, dahinter eine lange Prozession vieler Trauergäste mit weißen Gladiolen in der Hand und ganz zum Schluss bestimmt ein Drittel der Trauergemeinde, die ihre Mopeds mitgeschoben haben und irgendwie neben ihrem Moped auch noch eine weiße Gladiole in der Hand gehalten haben. Neben den Gladiolen müssen wohl auch noch irgendwelche Schlaginstrumente mitgeführt und bespielt worden sein, daher der Höllenlärm.Die ganze Zeremonie wirkte so lebensnah, gar nicht so bedrückend wie bei uns, vielleicht gar keine so schlechte Sache...
Nachdem wir zwar sehr früh aufgestanden waren aber den ganzen Morgen vertrödelt hatten, sind wir losgezogen, wild entschlossen, noch nach dem ein oder anderen Kleidungsstück Ausschau zu halten. Wir haben auch richtig viel gefunden bzw. bestellt. Das ist schon wirklich sehr verlockend hier. Man kann sich aus Modezeitschriften, Katalogen oder Prospekten ein Kleid, einen Rock, eine Hose aussuchen und dann wird das maßgeschneidert kopiert. Wirklich faszinierend. Morgen werde ich mir noch ein schönes Kleid machen lassen. Gestern war ich auf dem Stoffmarkt, dort sitzen Frauen in kleinen Ständen inmitten von unendlich vielen verschiedenen Stoffen und zwischen Nähmaschinen, vermessen ihre Kunden, nähen das gewünschte Teil und ein paar Stunden später ist es zur Abholung fertig. Sehr verlockend, wirklich sehr verlockend. Das Paket, das wir heimschicken wird ne halbe Tonne wiegen!
Gestern Mittag haben wir den Jungs dann ein bisschen Erholung vom Shopping gegönnt und uns in einen schattigen Biergarten gesetzt, einen Kaffee und eine frische Limonade getrunken, Uno gespielt, Wasserfarben gemalt und die Ruhe genossen. Ja, manchmal ist das Leben schon wirklich hart. Und danach hatte Sandi die glorreiche Idee zu fragen, ob wir den Pool im Schwesterhotel unserer Unterkunft mit nutzen können. Und ja, konnten wir. Was war Raphael begeistert vom Schwimmen, er war aus dem Wasser kaum noch rauszukriegen. Für den armen Philipp war früher Schluss, der musste mit uns raus. Warum? Weil wir keine Schwimmflügel mehr für ihn hatten...........aaaaaaaaaaaaaaaaarrrrrrrrgh nochmal!
Dann noch schnell eine Jacke bestellen, ein nettes Abendessen und ein ebenso netter Spaziergang zum Fluss, dessen Promenade mit unzähligen bunten Lampions geschmückt ist, wo die Leute am Wasser essen, in Bars sitzen und Händler alles mögliche Brauchbare und Unbrauchbare verkaufen. Ja hier könnte man es wirklich aushalten.
Heute war Strandtag angesagt, die Jungs waren die letzten beiden Tage wirklich obertapfer gewesen. So ne Schneiderei und Märkte sind ja nun nicht so der Oberbrüller für Kinder. Obwohl, da wir ja kein Sandspielzeug bekommen haben, haben wir auf dem einen Markt einfach große Plastikreislöffel (diese Reislöffel sind aber auch wirklich in jeder Größe zu gebrauchen!), zwei Plastikteekannen und zwei kleine Suppenkellen erstanden. Hat sich heute wunderbar bewährt. Die Reislöffel eignen sich zum Graben ganz hervorragend.
Also heute Strand. Erst aber noch Frühstück bei Paul und seinem Wasserball. Letzteren hat Philipp leider nach kurzer Zeit mit einem Hochschuss, auf den sehr stolz war, in den Brunnen des Restaurants gebolzt. Und Brunnen ist ein wirklich richtiger Brunnen zum Wasserschöpfen. Und der war richtig tief. Zum Glück ist nur der Ball reingeflogen und nicht auch noch gleich Paul hinterher. Paul ist zwar 4 Jahre alt, kann aber von der Statur mit Raphael schon kaum noch mithalten und sieht aus wie ein Fliegengewicht. Naja, der Ball war auf alle Fälle weg.
ABER: wir sind mit dem Taxi zum Strand gefahren und die Kinder und ich haben hinten auf der Rückbank fast hysterisch und einstimmig gebrüllt: da gabs Schwimmflügel! ANHALTEN! Ja, am Strand gab es tatsächlich Stände mit aufblasbarem Plunder, Sandspielzeug, Sonnencreme und Badehosen! Vom aufblasbaren Plunder haben wir zwei (man weiß ja nie!) Paar Schwimmflügel genommen, einen Wasserball für Paul, Sandspielzeug gab es glücklicherweise nur in für uns viel zu großen Sets, sonst hätten wir uns richtig geärgert, wenn es einzelne Schaufeln gegeben hätte und in Sachen Sonnencreme hat Sandi uns nach langen, zähen Verhandlungen einen akzeptablen Preis für ein Moskitorepellent-Kindermoskitoreppelent-Sonnencreme-Paket rausgeschlagen. Immer wieder erstaunlich, dass Sandi noch hartnäckiger sein kann, als der hartnäckigste Händler.
Und dann haben wir den Strand genossen mit seinen Palmen, die ganz kostenlosen Schatten spenden. Ganz witzig die Aufteilung: Unter den Palmen fast ausnahmslos Chinesen und Vietnamesen mit dunklerer, Sonne gut vertragender Haut, langärmlich angezogen und mit Sonnenhüten , vorne am Wasser in der prallen Sonne nicht nur fast sondern ganz ausnahmslos Europäer, deren Haut die Sonne wie an vielen Beispielen gut erkennbar nicht ganz so gut verträgt.
Einziges Problem hinten: Irgendwelche chinesischen - und ich entschuldige mich hier für diesen Ausdruck aber es erscheint mit der einzig adäquate zu sein - Vollärsche, die sich ganz zufällig an die Palme neben mir und den Kindern lehnen, um dann Fotos von sich und uns im Hintergrund zu machen und die selbst dann blöd weitergrinsen und weiterknipsen, wenn man ihnen den Stinkefinger in die Kamera streckt. Für nächstes Mal nehme ich eine Steinschleuder mit. Dieses Mal mussten sie mit einem lauten und resoluten FUCK OFF vertrieben worden. Wenn Asiaten was nicht mögen, dann wenn man laut wird.
Keine Ahnung, was so toll ist an einer Frau und ihren zwei Kindern, die im Sand spielen ist. Und ich hatte nichtmal nur einen Bikini an, sondern war von oben bis unten in ein Tuch gewickelt, weil ich weiß, dass ein Bikini nur in sehr begrenztem Maße als ein angemessenes Kleidungsstück betrachtet wird.
Wenn sie gefragt hätten, ob sie ein Bild von den Kindern machen dürfen, wäre es ja ok gewesen aber dieses alberne Posieren vor uns, zum Kotzen!
Naja, am Strand war's aber trotzdem schön, und als Sandi wieder da war, waren auch die albernen Typen plötzlich weg. Sandi schien nicht so das Top-Fotomotiv zu sein...

Morgen müssen wir unsere ganzen bestellten Klamöttis abholen und wollen dann neben einem Poolbesuch noch ein bisschen Kultur machen, denn es gibt hier noch ne Menge anzusehen.

Kommentare

  1. Hallo!
    Ich muss hier was korrigieren: Womöglich ist der Rest meiner Familie fotogener, das Spektakel hatte allerdings eine Ende, da ich den lieben Fotografen und den restlichen ca. 50 Schaulustigen klarmachte, dass jede weitere Minute 5$ pro Person kostet und ich das Geld mit meinen inzwischen nur noch 96 Kilos (ca. das Doppelte der anwesenden Chinesen) einsammeln werde :-)
    Ja ja die Chinesen, immer auf unserer Spur. Ich neige nicht zu Pauschalisierungen, aber die sind nicht nur als Touristen in Europa sondern auch zu Hause oder in Vietnam wie Vogelschwärme, welche irgendwo einfallen, alle das gleiche machen und dann wieder weiterziehen, ohne jegliche Individualität, zumindest mir ist dies sehr unsympathisch.
    Beste Grüße
    Sandi

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