Schnipp Schnapp, Haare ab

Wie versprochen: heute kein Regen. Nur noch trüb und frisch aber immerhin trocken. Gut, dass wir keine Regenponchos gekauft haben, so sparen wir uns das Tragen nach Laos. Oder zumindest zum Bus, denn für den Rest der Strecke haben wir vor, den Bus zu nehmen.
Trotz des trockenen Wetters waren wir heute noch fauler und noch später dran als gestern. Da wir mit den Kindern aber sowieso nicht immer den ganzen Tag durch die Gegend rennen können und angesichts des trüben Wetters auch nicht so wirklich Park- oder Biergartenstimmung aufkommt, um sich mal ein, zwei Stündchen auszuruhen, ist es auch ok, wenn wir mal erst mittags losziehen. Als erstes wollten wir uns heute über Transportmöglichkeiten nach Laos informieren und haben uns für diese Strecke für einen Touribus entschieden, der angeblich ohne Umsteigen durchfährt. Es gibt auch sonderbare andere Reisemodelle, dass man abends losfährt, um dann spät abends an der Gernze anzukommen, die spät abends geschlossen hat und erst morgens um 7 wieder aufmacht???? Sprich, man übernachtet im Bus vor der geschlossenen Grenze und fährt am Morgen weiter. Mir erschließt sich hier kein wirklicher Vorteil gegenüber einer Abfahrt am Morgen, Grenzübergang am Vormittag und Ankunft in Savannakhet am Nachmittag. Außer vielleicht, dass der Fahrer sich an der Grenze ausruhen kann. Mal sehen also, wie die Fahrt wird. Lange auf alle Fälle, zumindest für Raphael und Philipp. Einziger Hoffnungsschimmer: es geht so früh los, dass wir die beiden am Morgen aus dem Tiefschlaf werden reißen müssen und sie so vielleicht auf der Fahrt nochmal lange schlafen. Aber noch sind es ja drei Tage hin. Am Montag geht's los, denn am Dienstag läuft unser Visum für Vietnam aus.
Eigentliches Ziel für heute war aber die alte Zitadelle mit der alten Kaiserstadt. Auf dem Weg noch ein schnelles, günstiges aber sehr mäßiges Mittagessen und dann zur Kaiserstadt, welche innerhalb der großen Zitadelle liegt. Großteil der Zitadelle ist jetzt ein quirliger Stadtteil mit kleinen Häuschen, vielen Geschäften, Straßenrestaurants und Schwärmen von Mopeds. Vietnam also. Und in der Mitte der Zitadelle die alte Kaiserstadt, umgeben von hohen Mauern und wie es sich gehört einem ordentlichen Wassergraben. Betreten wird die Kaierstadt durch ein prachtvolles Tor und dahinter verbergen sich noch einige original erhaltene Gebäude, das meiste leider wurde im Krieg (dem amerikanischen Krieg, wie er hier heißt) zerstört. Eine solche Barbarei, wenn man sich vorstellt, wie prachtvoll all das gewesen sein muss, das hier mal stand. Die Jungs waren am meisten angetan von den gigantischen Goldfischen, die wir mit unseren Butterkeksen gefüttert haben und von der "Verbotenen Stadt" waren sie wie wir etwas enttäuscht, da sie nun so schlicht und einfach gar nicht mehr existiert hat. Wir haben dann die Kaiserstadt durch den Hinterausgang verlassen, da die Stadt, auf die wir von den Mauern aus geblickt haben uns irgendwie mehr angezogen hat als nochmal durch die gesamte Anlage zurückzulaufen und auf dem von Fahrradrikschas gesäumten Touriweg zurück zu laufen. Hinten standen auch nur zwei Rikschas, deren Fahrer es zwar auch nicht ganz nachvollziehen konnten, dass wir lieber laufen als uns fahren zu lassen aber mal ganz abgesehen davon, dass wir wirklich lieber laufen wollten, hatten wir ja noch nichmal einen wirklich Plan, wo wir hinwollten. Erstaunlich war, dass man, sobald man aus den Mauern der Kaiserstadt getreten war, in einer anderen Welt war. Hue, so wir es bis jetzt gesehen hatten, ist ja doch recht touristisch mit all den Hotels und Restaurants, Schneidern und Rikschafahrern, Seidenbildverkäufern und Straßenhändlern mit zweierlei Preissystemen. Hier hinter der Kaiserstadt war plötzlich eine komplett andere Stadt. Keine Touristen, kein Englisch mehr, keine Rikschas, niemand der einen auf der Straße anspicht und vor allem: keine absurden Touripreise mehr. So hat Sandi auf
vorher
nachher
dem Weg einen Friseur entdeckt. Wir hatten in Hoi An in einem eigentlich auch nicht Touristenviertel bei zwei Friseuren angefragt und bei beiden gab es das übliche Spiel: Preisanfrage, dann Getuschel zwischen zwei oder mehreren Ladenangehörigen, gegenseitiges Zunicken und anschließendes Nennen eines absolut überzogenen Preises, wo wir uns schon nicht mal mehr aufregen, sondern nur noch lachen und weitergehen. So wollte der Friseur in Hoi An 10 Dollar. Ein Preis, der für hiesige Verhältnisse einfach nur lachhaft ist. Naja, die nette Dame heute hatte uns einen anständigen Preis genannt und so haben sich alle drei Männer die Haare schneiden lassen. Sie hat ihre Aufgabe auch sehr ernst genommen und an Sandi gefühlte drei Stunden rumgeschnibbelt (Philipp würde die Zeit wohl sogar auf mindestens 7 Stunden schätzen), an Raphael etwa 4 Stunden und an Philipp dann noch ne gute Stunde. Alles in Allem waren es wohl so 1,5 Stunden aber auch das ist schon seeeehr lange, wenn man bedenkt, dass es bei Sandi ohnehin nicht mehr viel zu schneiden gibt (oh, ducken, ich werd Ärger kriegen!), Philipps Haare nur geschnitten wurden, weil er es sooooooo unbedingt wollte und es bei Raphael eh ziemlich egal ist, was man schneidet, weil seine Löckchen sowieso machen, was sie wollen. Bei Raphael schien die liebe Dame sowieso erstmal etwas überfordert. Solche Löckchen schneidet sie wahrscheinlich nicht alle Tage. Aber sehr gut aussehen tun sie jetzt alle drei. Raphael, der Friseubesuche ja normalerweise nicht besonders schätzt, fand es heute so entspannend, dass er sogar auf den Stuhl eingeschlafen ist. Wunderbar! So gut konnte man ihm noch nie die Haare schneiden. Obwohl, wenn er nicht geschlafen und die Friseurin in üblicher Manier mit seinen Ich-töte-Dich-Blicken gestraft und seinen Unmit lautstark kund getan hätte, dann wären wir wenigstens ein bisschen schneller wieder aus dem Laden raus gewesen. 
Danach waren wir noch in einem kleinen Straßenrestaurant essen, wo Sandi uns mit Hilfe des Sprachführers im Reiseführer was zum Essen organisiert hat, denn hier, wenige Meter hinter Hues Haupttouristenattraktion spricht wirklich niemand mehr Englisch. Wir hatten also ein Überraschungsmenü, das sich als Gebratenen Reis mit Gemüse und Spiegelei, herausgestellt hat, dazu den schärfsten Gurkensalat aller Zeiten und ein Süppchen. Und da die nette Köchin meinte, ein schlichter Reis mit ohne alles wäre für die Kinder nicht genug, haben die beiden ein Spiegelei und jeder ein Schokoladentörtchen bekommen. Die Portionen waren riesig, das Essen lecker und vom Preis her etwa ein Viertel von dem, was es auf der anderen Seite der Kaiserstadt kostet. Und dann ab nach Hause...

Morgen gibt's noch mehr Kultur mit der Besichtigung der alten Königsgräber.

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