Sabaidee Lao!

Juhu, wir sind in Laos. Und unser erstes Wort auf Lao: Sabaidee! Hallo!
Der Abschied von Vietnam war kurz und schmerzlos. Um 6.30 haben wir Frühaufsteher andere Sorgen als Abschiedsschmerz. Für unsere Fahrt nach Savannakhet in Laos hatten wir extra einen Touristenbus gebucht, da man von Problemen mit den normalen Busunternehmen hört, die einen an der Grenze rausschmeißen und nur gegen Zahlung eines total überteuerten Fahrpreises weiter mitnehmen. Oder Anschlussbusse, die nicht existieren. Oder andere lustige Tricks, auf die wir wenig Lust hatten. Also der teure Touristenbus, der sich allerdings als der totale Mist herausstellte, denn der Bus war uralt, seine Plastiksitze unbequem und nicht besonders atmungsaktiv, die Kupplung wie sich auf der Fahrt herausstellte kaputt und das Gepäckfach winzig, so dass alle Taschen, Koffer, Rucksäcke und Pappkartons im Fahrgastraum verstaut werden mussten. Statt einer direkten Fahrt Hue-Savannakhet wie angekündigt, haben wir in Dong Ha, etwas nördlich von Hue, und an etwa sieben weiteren Halten Passagiere, Motorteile und Kisten eingesammelt, Passagiere mehr als Sitzplätze, so dass Leute auf Plastikhockern im Gang sitzen mussten. Und zur Krönung war die Klimaanlage kaputt. Das klingt erstmal nicht so dramatisch, ist es aber, wenn die Fahrt nicht wie angekündigt sieben Stunden dauert, sondern dank der zusätzlichen Halte, einer kaputten Kupplung und einem wohl planmäßigen und prophylaktischen Stops nach der Hälfte eines langen Anstiegs zum Austausch eines Motorenteils, zwölf Stunden und das Ganze bei Temperaturen von 40 Grad – wohlgemerkt draußen. Im Bus war es bedeutend heißer, denn es kam einem fast kühl vor, wenn man den Bus verlassen hat. In der Früh bei der Weiterfahrt in Dong Ha hatte sich ein Mitarbeiter des Busunternehmens scheinheilig in den Bus gestellt und sich für die Unannehmlichkeiten entschuldigt, die uns durch die „heute“ kaputte Klimaanlage entstünden. Das klang so routiniert, dass es gar nicht anders sein kann als dass die Klimaanlage schon seit mindestens 3 Jahren kaputt ist und er sein Sprüchlein schon hunderte Male runtergeleiert hat. Als Entschädigung haben wir immerhin einen halben Wasser pro Person bekommen und so ein halber Liter Wasser tröstet einen ja auch gleich darüber hinweg, dass man eine zwölfstündige Busfahrt in einer fahrenden Sauna vor sich hat. Insofern fiel der Abschied von Vietnam gestern wirklich leicht. An der Grenze noch zwei unfähige Grenzbeamten, die für die Abfertigung von 30 Buspassagieren etwa eine Stunde gebraucht haben, das wohlgemerkt für 30 Ausreisestempel, kein Ausstellen von Visa oder ähnliche Herausforderungen. Vielleicht hätten wir es auch so machen sollen wie die vietnamesischen Herren, die sich vorgedrängelt haben und aus deren Pässen ganz zufällig ein Scheinchen herausblitzte. Dann noch ein paar hysterisch-penetrante Geldwechslerinnen, die die Kinder durch den Grenzposten gescheucht haben, eine Stempelkontrolle und wir waren raus aus Vietnam und haben mehr oder weniger beschlossen, unsere Route zu ändern und nicht nochmal vier Wochen in Vietnam zu verbringen, sondern nochmal zwei bis drei. Wir werden sehen.
Jetzt sind wir erstmal in Laos und nach dem Überlebenskampf im Bus gestern bin zumindest ich nur noch ins Bett gefallen. Sandi und die Kinder waren etwas tapferer aber ich hab ja Hitze noch nie besonders gut verkraftet. Zum ersten Mal auf all unsere Reisen haben wir auch ein Hotelzimmer abgelehnt, das keine Klimaanlage hatte und sind in ein anderes Hotel weitergefahren. Normal stört uns das Fehlen der Klimaanlage nicht weiter aber gestern MUSSTEN wir eine Klimaanlage haben. Heute Nacht haben wir fast gefroren... herrlich!
Heute sind wir in unserer kleinen Oase aufgewacht, bevor wir dann mit einem Schritt vor die Tür die Realität betreten haben. Savannakhet bei morgens um 9 mit sehr, sehr deutlich über 30 Grad. Wir haben uns zum nächsten Geldautomaten geschleppt, dann in ein Cafe, wo wir was gegessen haben und kaum mehr gehen wollten, da es sich dort im Schatten und mit dem Ventilator, den man uns gebracht hatte, immerhin soweit aushalten ließ, dass man mehr Wasser zu sich nehmen konnte, als man in der gleichen Zeit herausgeschwitzt hat, so dass man seinen Flüssigkeitshaushalt wieder etwas ausgleichen konnte. Danach wollten wir ins Dinosauriermuseum, das hatten wir den Jungs versprochen. Das Dinosauriermuseum hatte aber leider gerade Mittagspause, so dass wir uns eine große Flasche Wasser gekauft haben, um den etwa 300m langen Weg zum Mekong zu überleben. Wir waren schon sehr gespannt auf den Mekong, man hatte ja schon so viel über diesen Fluss gelesen, der ja DIE Lebensader der Region ist. Und hier war er. Zwar wie man sehen konnte nur ein Bruchteil dessen, was er zur Regenzeit sein kann aber immer noch ein ziemlich stattlicher Fluss. Und auf der anderen Seite Thailand. So nah sind wir schon dran aber bis wir wirklich nach Thailand fahren, wird es noch ne ganze Weile dauern.
Am Mekong haben wir auf alle Fälle ein Restaurant auf dem Wasser entdeckt und sind in der Hoffnung, dass es dort ein paar Grad kühler ist, hinunter gegangen. Und ja, es war kühler. Also auch hier was trinken und die Mittagspause des Museums aussitzen. Das Museum war dann wirklich putzig. Ein Raum, kaum größer als unser Wohnzimmer, nur etwas höher und darin ein paar Knochen, Zähne und Versteinerungen sowie eine liebenswürdige Dame, die uns eine Führung gegeben hat. Man erwartet bei Dinosauriermuseum vielleicht ein bisschen mehr aber putzig war es auf alle Fälle. Und weil wir dann auch wirklich gar nicht mehr wussten, was man bei 40 Grad machen soll, haben wir uns kurzentschlossen ein Tuktuk genommen, haben uns zum teuersten Hotel der Stadt fahren lassen und dort den restlichen Tag am Pool verbracht. Das ist zwar für hiesige Verhältnisse horrend teuer aber nach dem gestrigen Tag in der Sauna und der Vorstellung, dass wir den ganzen Tag in dieser Gluthitze hätten aushalten müssen, hätten wir jeden Preis gezahlt. Und dann kam, was keiner erwartet hätte: ein Gewitter mit Wind und Regen und Blitz und Donner und was eben zu einen Gewitter gehört. Es war herrlich. Wir haben uns und vielmehr unser Zeug ein halbes Stündchen untergestellt und dann war es plötzlich zehn Grad kühler, die Sonne weg und mit dem lauen Lüftchen ganz wunderbar auszuhalten, so dass Sandi und ich mit einem kühlen Bier in der Hollywoodschaukel neben dem Pool saßen, während die Kinder im Wasser geplanscht haben. Ein wirklich ziemlich harter Nachmittag. Aber nach der Busfahrt gestern, auf der die Kinder so brav gewesen waren, hatten sie sich den Nachmittag im Pool mehr als verdient.
Danach sind wir mehr zufällig in der Abendstimmung in ein Kloster gestolpert. Das war ja so wunderschön. Das Abendlicht, dass die ohnehin schon sehr bunten Gebäude in fast schon unrealistische Farben getaucht hat, die Mönche, die in der lauen Abendluft saßen und sich unterhalten haben und dazu die Stille. Zumindest dort, wo wir nicht waren, denn wo wir sind ist es selten still.
Und dann war es so spät, dass wir uns ranhalten mussten, noch was zu essen zu kriegen, denn hier isst man früh. Gestern ist es Sandi abends um acht kaum noch gelungen, was zum Essen aufzutreiben. Wir müssen unseren Rhythmus umstellen und einfach um sechs aufstehen und zumindest die Kinder um sieben ins Bett gehen. Früher aufstehen macht ja schon hitzetechnisch viel mehr Sinn. In Australien damals sind wir auch öfter mal um halb fünf zu einer Wanderung aufgebrochen mit den ersten Sonnenstrahlen. Erstens war dann sowieso das schönste Licht des Tages und zweitens waren die frühen Morgenstunden die einzigen, in denen man es wirklich aushalten konnte, eine Wanderung zu unternehmen.

Von Savannakhet und eigentlich von ganz Laos hatten wir ja schon öfter gehört, dass es so ruhig und gemächlich zugeht, dass die Menschen so freundlich sind, dass viel weniger Verkehr herrscht als in anderen Ländern Südostasiens und dass alles ein wenig langsamer ist. Aber wenn man gerade sieben Wochen in Hongkong, China und Vietnam verbracht hat, dann kommt es einem hier so vor wie in (gäääääääääääähn) Pullach, wenn Sonntagmorgen, Heiligabend und das Finale der Fußball-WM mit deutscher Beteiligung auf den gleichen Tag fallen und die Straßen dementsprechend leergefegt sind. Man kann hier die Hauptstraße überqueren, ohne auf der ständigen Hut vor Mopeds oder anderen irren Verkehrsteilnehmern zu sein. Ganz im Gegenteil Leute bremsen sogar für Fußgänger. In China haben Autofahrer ja immer eher Gas gegeben, damit man noch schneller von der Straße springt. Auch gibt es hier sowas wie eine grundsätzliche Ordnung des Verkehrs: Autos, Mopeds und andere motorisierte Fahrzeuge nutzen die Straße. Fußgänger nutzen den Gehweg. Klingt banal. Ist es aber nicht. In China benutzt jeder alles und Vorfahrt und Recht hat immer der mit mehr PS. Fußgänger haben folglich relativ selten Vorfahrt und schon gar nie ein Recht darauf. Und in Vietnam war der Gehweg eigentlich auch nur als solcher zu gebrauchen, wenn er nicht schon als Parkplatz, Café, Plauderecke, Stehimbiss, Schaufenster oder Werkstatt genutzt wurde.
Es gibt hier einen Markt auf dem wir die einzigen Besucher waren, wie es mir vorkam und kein schonungsloser Einsatz der Ellenbogen oder des Buggys als Rammbock nötig war. Auch wurde uns nicht mit getrockneten Tintenfischen, Räucherstäbchen, Bananen, Erdnussbonbons, Jadearmreifen oder Strohhüten entgegen- oder hinterhergerannt oder zugewinkt, keiner flüsterte, schrie oder drohte: come to my shop (please), buy something, only one dollar, cheap, cheap, good price, buy for your baby....
Savannakhet ist auch so sauber, so aufgeräumt, so geordnet und so überschaubar. Es ist zwar auch ein bisschen langweilig, hat aber durchaus Charme und so haben wir beschlossen, diese Ruhe und den Charme noch einen weiteren Tag zu genießen und nicht morgen weiterzuhetzen. Wir müssen schließlich auch noch ein Eis auftreiben, das wir Philipp und Raphael versprochen haben, weil sie so lieb waren auf der Horrorbusfahrt.
Morgen soll es auch nicht mehr ganz so heiß sein, vielleicht können wir dann auch noch einen richtigen kleinen Stadtrundgang machen und dabei sogar endlich mal einen Sonnenhut für mich finden. Und wenn uns kalt wir, dann besuchen wir eine der Saunen hier. Ohne Witz, die gibt es wirklich! Wir sind heute an zwei vorbeigekommen, sind dann jedoch in Panik und schreiend davongelaufen!

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