S-A-V-A-N-N-A-K-H-E-T - nur nichts überstürzen!

Ja, Gott sei Dank, heute war es nicht mehr so heiß. Wir sind bei sehr angenehmen Temperaturen und bedecktem Himmel aufgestanden. Unserem Stadtrundgang stand also nichts im Wege.
Ein Stadtrundgang in Savannakhet ist keine besonders stressige Sache und die Sehenswürdigkeiten schnell abgearbeitet. Eine katholische Kirche, die an sich keine wirklich Sehenswürdigkeit darstellt und höchstens aufgrund ihres Raritätsstatus als sehenswert eingestuft werden kann. Außerdem die Klosteranlagen, die für den mitteleuropäischen Blick schon eher sehenswert sind. Wir, bzw. die Kinder im Gegenzug für die Mönche eine Attraktion und die Mönche in ihren orangenen Gewändern wiederum für uns. Einer der Mönche kam uns mit zwei Tütchen Sojamilch nachgerannt für die Kinder und immer diese Freude, die ihnen die Kinder bereiten! Außerdem der Mekong, an dem man schön sitzen und eine Cola oder eine Kokosnuss trinken und dazu gegrillte Fleischspießchen essen und als Vegetarier mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen kann.
Ansonsten ist Savannakhet so entspannt, dass hier die Hunde auf der Straße schlafen und in welcher zweitgrößten Stadt eines Landes grasen schon Ziegen auf dem Grünstreifen neben der Straße? Man stelle sich mal Hamburg mit auf der Straße schlafenden Hunden und grasenden Ziegen vor. Wenn man um die Mittagszeit einen Laden besucht, liegt der Ladenbesitzer wahrscheinlich gerade in der Hängematte und man fragt sich, was ihm wohl lieber ist: geweckt werden und was verkaufen oder weiterschlafen. Wir haben uns dann in der Regel für weiterschlafen lassen entschieden. Bei der Touristeninformation, die während der offiziellen Mittagspause und auch ne Weile danach noch nicht besetzt ist, bleibt die Türe einfach offen. Die Wahrscheinlichkeit, dass überhaupt jemand vorbeikommt, ist ja eh recht gering. Und die Wahrscheinlichkeit, dass jemand in der Hitze die Energie aufbringt, irgendeine Art von Blödsinn zu treiben, ist gleich noch geringer. Also kann die Tür auch offen bleiben.
In der Stadt herrscht eine unglaubliche Ruhe, die ab und zu höchstens von einem viel zu laut und viel zu schrill wirkenden Handyklingelton im Lao-Pop-Style unterbrochen wird. Oder von der laut tönenden Hupe eines Tuktuks. Oder von einem hin und wieder vorbeifahrenden Moped. Oder von unseren Kindern, die sich darum streiten, wer den Buggy schieben darf und wer wen zuerst erwürgen darf. Oder von einem laut brüllenden Sandi oder einer laut brüllenden Antonia, dass niemand zuerst erwürgt wird und dass auch kein Kind mehr den Buggy schiebt. Gegen Abendessenzeit ist dann etwas mehr los auf den Straßen, aber die Savannakhet Rush Hour ist dennoch gut überschaubar und im Gegensatz zu Honoi, wo wir immer versucht haben, die zwei Stunden Hauptverkehrszeit auf keinen Fall in der Altstadt zu verbringen, freut man sich geradezu, wenn man mal ein bisschen Leben in den Straßen sieht.
Wir haben heute überlegt, dass man sich als Arzt hier wohl nicht niederlassen sollte, wenn man sich auf stressbedingte Krankheiten spezialisiert hat. Herzinfarkt, Bluthochdruck, Magengeschwür oder Burn Out sind hier sicher höchst seltene Erkrankungen.
Wir haben uns dem Tempo heute angeschlossen und sind durch die Straßen geschlurft, haben uns hier mal hingesetzt und was getrunken und dann mal dort hingesetzt und was gegessen und dann nur gesessen und geschaut und dann ein Eis gegessen und irgendwie geht auch so ein Tag vorüber.
Wir sind nun hin und weg von der Liebenswürdigkeit der Laoten. Während in Vietnam und China die Leute zwar auch fast immer sehr lieb zu den Kindern waren, leider aber oft viel zu offensiv und insbesondere Raphael jetzt jeden Asiaten, der im zu Nahe kommt, anbrüllt wie ein Löwe und NO, NO, NO schreit, so sind die Leute hier meistens wesentlich zurückhaltender und ein Löwenbrüller genügt völlig, dass Raphael sich Leute, die ihm zu nahe kommen, fern halten kann. In Vietnam hatten die Brüller nur zur Belustigung beigetragen, hier erschrecken die Leute regelrecht und zucken zurück. Aber meist ist gar kein Brüller notwendig, denn die meisten Leute sind so hinreißend nett. Wir hören den ganzen Tag Sabaidee (Hallo) von allen Seiten und fühlen uns irgendwie sehr an Afrika und insbesondere Uganda erinnert, wo es diese Herzlichkeit, die Fröhlichkeit und das Lachen von allen Seiten auch gibt.
Gestern gab es ja immer noch ein gewisses Misstrauen, das in Vietnam ja ganz gesund sein kann, den Leuten gegenüber aber wir haben schnell bemerkt, dass das kaum nötig ist. Gestern hat neben uns ein Moped angehalten und der Fahrer hat uns sein Iphone entgegengestreckt. Da hätten in Vietnam alle Alarmglocken bei uns geklingelt, was da für ein Trick dahintersteckt. Es war aber kein Trick in irgendeiner Art, der Fahrer wusste einfach nur nicht, wie er sein Iphone, dass sich anscheinend aufgehängt hatte, wiederbeleben sollte. Leider war er da bei uns an der völlig falschen Adresse, wir, die wir wahrscheinlich die einzigen durch Südostasien Reisenden ohne Iphone sind. In China hab ich mich immer kaum getraut, mein olles, peinliches Handy rauszuholen, was die da für Teile hatten, hallo, hallo....

Und mein persönliches Highlight heute? Unser kleiner Raphael, der nach seinem Toilettenbesuch stolz und nackt im Bad am Waschbecken stand, um sich die Hände zu waschen. Und dann saß da ein Frosch auf dem Boden. Meine Rufe „Raphael, schau mal ein Frosch“ hat er wohl als Witz aufgefasst oder sich selbst – den Nackifrosch – angesprochen gefühlt und gelacht und hihihi, Froschi, hohoho, Froschi gerufen. Als er dann den echten Frosch gesehen hat, das bloße Grauen, ist er panisch und mit einem lauten Schrei MAMAAAAAAAAAA, SCHNELL WEG!!!!!!!!!!!!!! aus dem Bad gehüpft und dann MAMAAAAAAAAAAA, KOMM SCHNELL RAUS DA!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! KOOOOOOOOOOMMMMMMMMM! Oh ja, meine Männer, die Helden, gut dass sie ihre Frosch-Kakerlaken-Spinnen-undvorwassiesonstnochgraust-Eliminiererin dabei haben, die alles entfernt, während sie sich gegenseitig Händchen halten....


Na auf alle Fälle gefällt es uns hier in Laos bis jetzt sehr gut und wir erwarten erholsame und entspannte 4 Wochen.

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