Mimosen am Mekong

Mittlerweile gibt es ja schon von zwei Tagen Vientiane zu berichten. Und ich muss sagen: bis jetzt hat Vientiane zumindest mein Herz noch nicht gewonnen. Anders sieht es mit den Herzen der Jungs aus, denn der große, moderne, neue Riesenspielplatz, auf dem wir nun am dritten Tag zum vierten Mal waren ist bei den Jungs sehr weit oben im Ranking der von uns besuchten Orte. Ist aber auch wirklich ein toller Spielplatz, gestiftet und organisiert vom Korean Institute of Landscape Architects und gesponsert von diversen Firmen und Spielgeräteherstellern. Eine tolle Sache, muss ich sagen, wenn man sieht, wie vielen Kindern man damit eine so große Freude machen kann. Vielleicht wäre es was für die Landschaftsarchitekten unter uns, sich auch mal an ein so ein Projekt zu wagen und bestehende Kontakte zu Spielgerätefirmen auszunutzen? Es gäbe sicher noch sehr viele Orte auf der Welt, an denen so ein Projekt Sinn machen würde. Unsere Kinder auf alle Fälle danken den Koreanischen Landschaftsarchitekten.
Gestern haben wir auch tatsächlich nichts anderes gemacht, als auf den Spielplatz zu gehen, ein mäßiges Mittagessen in der Nähe des Spielplatzes einzunehmen, einen kleinen Spaziergang durch die sonntäglich-leeren Straßen Vientianes zu machen und zu hoffen, dass am Montag doch wenigstens ein bisschen mehr los sein möge, wieder zurück zum Spielplatz zu gehen und am Abend in einem Gartenrestaurant zu essen. Höhepunkt des Tages für die Kinder war der Spielplatz, für die Erwachsenen das Koreanische Gartenrestaurant, da wir Koreanisches Essen lieben und man das in Deutschland ja eher selten bekommt. Ein weiterer Grund am Ende der Reise nach Sydney zu fliegen: mein schäbiges, kleines koreanisches Kellerlokal, in dem ich mit Yuwan immer war.... ooooh, lecker!
Heute waren wir ja gleich so viel aktiver, wobei wir hier irgendwie sowas wie einen ersten Tiefpunkt haben und eigentlich alle lieber irgendwas machen würden, das gerade nicht verfügbar ist.
Als großes Ziel für heute hatten wir uns aber gesetzt, ein neues Ladekabel für Sandis Handy zu organisieren, da das alte offensichtlich vorgezogen hat, in Savannakhet zu bleiben. Große Pläne also. Wir sind also zum vermeintlich größten Markt der Stadt, um herauszufinden, dass der Markt durch eine Shoppingmall ersetzt wurde. Allerdings durch keine vernünftige Shoppingmall sondern ein Zwischending zwischen Markt und Mall. Von allem das schlechteste. Eng, unübersichtlich und schäbig wie auf einem Markt, gesichtslos, langweilig und steril wie eine Mall. Aber es gab eine Nudelsuppe, ein Ladekabel, einen neuen Akku für mein Handy und Mitbringsel für meine Patenkinder (Ha, da wüsstet Ihr jetzt gerne was? Haha, Überraschung!). Und auf halbem Weg zu Vientianes Hauptsehenswürdigkeit und Laos Nationalsymbol waren wir auch schon. Pha That Luang. Ein großer goldener Stupa (ich habe gelernt, dass es nicht DIE Stupa ist sondern DER Stupa, wer auch immer sich diese sonderbare Übersetzung ausgedacht hat) mit benachbarten Tempeln und vielen Buddhas. Diese unglaubliche Anzahl und Vielfalt an Buddhas kann einen immer wieder faszinieren. Dicke, dünne, sitzende, stehende, liegende, im Lotussitz weilende, lächelnde, strenge, verträumte, konzentrierte, gnädige oder entspannte Buddhas und immer wieder diese irre Kombination aus Gold und Mönchsorange. Überhaupt: das Orange der Mönchsgewänder und Mönche mit Sonnenschirmen in den Straßen, das ist so ein ungewohntes und schönes Bild. Ich weiß nicht, ob es am Sonnenstand liegt, der bei uns ja nie so hoch ist oder ob es eine spezielle Farbe ist, die es bei uns nicht gibt aber das Mönchsorange ist eine umwerfend einmalige Farbe, die es bei uns so einfach nicht gibt. Wahrscheinlich sieht es aber auch nur an asiatischen Mönchen so toll aus, da das Orange unsere blasse Hautfarbe noch blasser erscheinen lassen und dann nicht wirken würde.

Vientiane: Wo ist der Mekong?
Nach dem Besuch des That Luang sind wir auf direktem Weg zum Spielplatz gedüst und haben den Kindern ihre Stunde Spielplatz gegönnt, sowie uns eine Stunde Banksitzen. Danach hat es uns dann noch gereizt, den kleinen Abstieg zum Mekong zu unternehmen sowie die halbe Wanderung bis zum Wasser durch das weite, weite, weite Flussbett. Wenn man dort unten steht, kann man kaum glauben, dass zu Regenzeit diese halbe Wüste mit Wasser gefüllt ist. Auf unserer Wanderung durch die Wüste haben wir meine Sandprobe entnommen (für meine Sandsammlung, für alle die diese noch nicht kennen) und unter zahlreichen anderen Pflanzen, die sich an diesem ungewöhlichen Standort angesiedelt haben, Mimosen entdeckt, zu Philipps großer Begeisterung, der alle Mimosen auf dem Weg geschockt hat (für die Nichtbotaniker unter den Lesern: Mimosen klappen bei Berührung ihre Blätter zum Schutz ein, ein witziger Effekt).
Und als wir am tatsächlichen Ufer des Mekong standen, hätte man sich wirklich fast zugetraut, mal eben nach Thailand rüberzuschwimmen, so nah war es.

Dann gab es noch das langsamste Abendessen aller Zeiten in einem Straßenlokal, in dem man eine Dreiviertelstunde auf einen Teller Reis warten musste und in dem Raphael einen Dreiviertelstunden den Buggy über einen Parkplatz geschoben hat, während Philipp mit einem Jungen voll Begeisterung eine Dreiviertelstunde eine Plastikverpackung über den Parkplatz gebolzt hat.

Mal sehen, ob Vientiane morgen unsere Herzen ein wenig mehr gewinnen kann. Bis jetzt finde ich es einfach so gewöhnlich und fast ein bisschen langweilig, was nicht nur am Tempo der wahrscheinlich langsamsten Hauptstadt der Welt liegt...

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