Und der Megastress geht weiter...

Ja, also heute stellte sich die Frage: Wie einen ganzen Tag in Thakhet rumkriegen? Sandi war angesichts dieser Frage gestresster als ich, ich dachte, irgendwie wird er schon rumgehen. Bis jetzt ist noch jeder Tag rumgegangen, sogar welche mit Magen-Darm-Grippe oder Matheklausuren, warum also nicht auch dieser.
Und wie recht ich hatte und ein richtig netter Tag ist es obendrein geworden.
Der Vormittag war ein Spielvormittag. Kinder spielten mit Eisenbahn, Eltern mit dem Computer im Internet.
Hier im Zimmer steht so ein kleiner Hocker mit Rollen unten dran. Unsere Kinder haben diesen gestern sofort als Tuktuk erkannt (eine sehr erstaunliche Sache, so waren doch bisher alle Gegenstände mit Rollen oder Rädern - oder auch ohne - immer und ausnahmslos Schienenfahrzeuge) und sich gegenseitig mit dem Tuktuk durch Südostasien geschoben (Wo wollen Sie hin? Nach München? So weit fahre ich nicht! Wollen Sie nach Singapur?), dabei ahnunglos auf der Straße stehende Tiere überfahren (unsere Füße), gelegentlich im Weg stehende Gebäude geschrammt (die Möbel) und den ein oder anderen Frontalzusammenstoß (mit der Wand) gemacht. All das hat ihrere Freude keinen Abbruch getan. Heute Früh fingen Sie dann lautstarkes Verhandeln über den Preis an:
- How much is it?
- Zwölfhundertdreizig!
- NO THANKS! Vier (Raphael kann keine komplexere Zahl als 4)!
- Nein, Dreimillionenelf!
- OK!
Raphael spricht ohnehin nur noch Englisch, das ist zum Brüllen. Jeder, der sich uns auf der Straße nähert wird erstmal mit NO THANKS begrüßt. Ganz egal, was er will. Das hat er sich bei uns in Vietnam abgeschaut, wo wir eben ständig bei irgendwelchen Verkäufern oder Rikschafahrern no, thanks gesagt hatten. Allerdings meistens etwas freundlicher, als Raphael das jetzt tut. Selbst wenn man ihn bittet, zum Umziehen, zum Essen oder zu sonstwas zu kommen, ruft er nur noch NO THANKS!
Thakhet: Grenzverkehr zwischen Laos und Thailand

Nach dem Spielvormittag und als uns dann allen der Magen geknurrt hat, sind wir in die Mittagshitze raus, auf der Suche nach einem kleinen Restaurant mit einem schattigen Garten. Restaurant mit schattigem Garten haben wir zunächst nicht gefunden, dafür die Grenze nach Thailand. Wenn man es als Grenze bezeichnen kann. Offiziell wohl schon, man kann dort wohl sogar einen Ausreisestempel bekommen. Für uns sah es aus wie ein Gebäude am Fluss mit viel zu vielen Grenzbeamten, die ja eigentlich den ganzen Tag kaum mehr zu tun haben können, als sich über gelegentlich vorbeikommende westliche Kinder zu freuen. Außerdem gibt es kleine Boote als Personenfähren über den Mekong sowie größere Fähren für Fahrzeuge. Alles scheint nicht mit besonders großem Zeitdruck abzulaufen. Da Auskünfte über die thailändischen Einreisebestimmungen, Transitvisa und Visakosten auf der Laotischen Seite nicht einzuholen waren, haben wir uns gemäß der eigentlichen Mission weiter auf die Suche nach einem Restaurant begeben. Und eines gefunden. Nach dem Mittagessen haben wir uns ein bisschen durch den Ort geschleppt, mit anderen Müttern diverse Vergleiche über Körpergröße, Geburtsdaten und Hautfarbe der Kinder gemacht und dann beschlossen, doch noch irgend etwa zu unternehmen. Angeboten hat sich hier ein Tempel ein paar Kilometer außerhalb der Stadt. Ein Tempel für uns, eine Tuktukfahrt für die Kinder. Da der erste angesprochene Tuktukfahrer einen für uns durchaus fairen Preis angeboten hat, sind wir doch glatt eingestiegen und zum Tempel gefahren. That Sikhottabong. Eine Anlage direkt über dem Mekong mit einer großen goldenen Stupa und einem Tempel mit einem sehr großen Buddha. Dort muss gerade ein Fest stattgefunden haben, denn überall standen so kleine
That Sikhottabong: Stupa
Opferbäumchen mit goldenen Blättern und Geld dran, welche im Tempel von den Mönchen gerade abgeerntet wurden. Auch die übrigen Opfergaben wurden weggeräumt und so ist Philipp zu einem halben Obstkorb gekommen aus Früchten, die wir nur zum Teil kennen. Bei einer müssen wir uns noch daran machen zu erforschen, wie man sie wohl isst. Raphael hat auf der letzten Busfahrt auch ein Obst bekommen, das wir noch nie gesehen hatten. Nachdem ich mich in China auf einer Bootsfahrt schon sauber blamiert hatte, indem ich in eine Pomelospalte beißen wollte, ohne sie vorher zu schälen, und das halbe Schiff vor Lachen fast über Bord gegangen ist, bin ich vorsichtig, was zu forsches Vorgehen in Sachen Obstessen angeht. Allerdings erwarten die Leute ja schon, dass die Kinder die geschenkten Früchte auch essen. Heute war es leicht. Neben unbekantem Obst waren Bananen, Mandarinen und ein Apfel dabei. Aber wirklich so rührend, dass man kaum einen Tempel oder ein Kloster betreten kann, ohne dass uns ein Mönch hinterher gerannt kommt mit Essen für die Kinder. Vielleicht sollten wir das nächste Mal gewappnet sein und ein Gegengeschenk dabei haben.Nach diesem netten kleinen Ausflug haben wir uns in der Stadt an den Fluss gesetzt und eine Kokosnuss und ein Bier getrunken, während die Kinder mit Wasserfarben gemalt haben. Die Verkäuferin am Stand, an dem wir die Kokosnuss gekauft haben, fing dann an, in einem großen Holzmörser etwas zu kredenzen, schälte Gemüse, hackte und zerkleinerte und als es fertig war, saßen vier Frauen von den umliegenden Ständen um den Tisch und aßen. Und dann wurden auch wir dazu gebeten und eingeladen mitzuessen. Hollala, das war der schärfste Gurken-Nudel-Salat, den die Welt je gesehen hat! Angesichts der Schärfe haben wir uns auch wenig Sorgen über ungekochtes Gemüse oder ähnliches gemacht. Da hat kein Magen-Darm-Bazillus eine Chance. Die vier Frauen langten ordentlich hin, wir nahmen kleinere Bissen und mussten gelegentlich zum Taschentuch greifen. Zum Glück aßen alle aus einer Schüssel, so dass es nicht so aufgefallen ist, dass wir nicht ganz so herzhaft zugelangt haben. Für die Kinder gab es Reis und das Fleisch aufgegessen hatten, kamen sofort zwei liebe
Thakhet: Suppe, Mensch, war die lecker!
Frauen mit mehr Reis und mehr Fleisch und einer Blutwurst. Waaaah, Blutwurst, das auf dem Teller liegende Grauen!!! Wenigstens wissen wir jetzt, was diese sonderbaren Gebilde sind. Philipp meinte nur: Blutwurst esse ich nicht! Raphael hatte ich ein Stück auf den Löffel geschmuggelt und er hat sie mir dann (glücklicherweise unbemerkt) ein paar Minuten später wieder vor die Füße ausgespuckt.  Also blieb die geschenkte Blutwurst übrig, denn auch Sandi konnte sich nicht erbarmen. So waren unsere Kinder schon vor dem Abendessen satt. Zum Abendessen war es nur ein kurzer Umzug auf den Dorfplatz mit Auslauf für die Jungs, ein paar Stände weiter zu einer der Frauen, mit denen wir zuvor den Gurkensalat gegessen hatten. Dort gab es eine köstliche Suppe, die in Thailand Tom Yam Gung hieße und deren Lao Namen ich nicht weiß, aus einem sehr interessanten Gefäß, nämlich einer blechernen Suppenterrine mit einer Öffnung in der Mitte, in die glühende Kohlen gelegt werden, die die Suppe ziemlich lange warm halten. Und als Nachspeise? Ja! Die Pfannkuchen!So ist aus dem Tag ein wirklich schöner geworden und vor allem ein leckerer!

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