Hue-Poncho

Nachdem wir nun zehn wunderschöne, warme und sonnige Tage gehabt hatten und besonders in Hoi An sehr vom Wetter verwöhnt worden waren, gab es gestern den ersten Regen und richtig kühle Temperaturen für unseren Abschied von Hoi An. Nach dem Packen unserer Rucksäcke und dem Absenden unseres Paketes (wir haben es immerhin auf 10kg gebracht), gab es noch ein großes Frühstück mit Zitronenlimo und Spielen bei Paul im Nieselregen. Diesmal haben wir allerdings den Brunnen abgedeckt, damit nicht wieder ein Ball darin versenkt wurde. Man lernt ja dazu. Richtig schade, dass wir Paul nicht mitnehmen konnten, Philipp hat sich so gut mit ihm verstanden.
Dann kam das Highlight des Tages: unser Bus nach Hue. Philipp und Raphael hatten sich schon tagelang beschwert, dass es in Hoi An kein vernünftiges Bussystem gibt, um nicht zu sagen eigentlich gar keines. Zumindest keines, das wir gefunden oder benützt hätten. Also gestern eine Busfahrt. Und das allerbeste: in einem Schlafbus. Von einer Fahrt in einem Schlafbus hatte Philipp geträumt, seit er solche Busse zum ersten Mal in China gesehen hatte. Wir sind zwar nur 3,5 Stunden gefahren und das noch dazu zu einer eher schlaflosen Zeit, nämlich nachmittags um zwei bis halb sechs, hatten aber durchaus wenig gegen den Komfort einzuwenden, den die Fahrt in einem Schlafbus mit sich bringt. Wir hatten uns auf dieser Fahrt sogar mal den Luxus gegönnt, drei Sitze zu buchen, da wir es auf anderen Busfahrten, in denen die Busse voll waren, nicht sehr bequem gefunden hatten, drei Stunden einen 20kg-Brocken auf einem herumturnen zu haben. So hatten wir also drei zusammenhängende Schlafliegen in der letzen Reihe, wo wir ganz wunderbar alle sehr bequem untergekommen sind und Raphael sogar ganz ausgestreckt ein Nickerchen machen konnte, ohne jemand anderem in die Quere zu kommen.
Die Fahrt war sehr spektakulär, einmal über jenen Pass, den wir auch schon mit dem Zug aus Hanoi kommend überquert hatten und der jende Wetterscheide bildet, über die wir vor knapp zwei Wochen gefahren waren, um endlich dem trüben Wetter zu entkommen. Die Fahrt durch die Berge und all die Täler mit den üppig grünen Reisfeldern, die kleinen Ortschaften mit den bunten Häuschen, den kleinen Restaurants, prächtigen Tempeln und Straßenständen war sehr kurzweilig und wäre sicher noch spektakulärer und kurzweiliger gewesen, wenn das Wetter etwas besser gewesen wäre. Man konnte nur erahnen, was für Blicke sich ergeben hätten, wenn die Wolken und der Regen nicht gewesen wären.
In Hue wurden wir dann nach guter alter vietnamesischer Manier mal wieder mitten in der Stadt an irgendeiner Stelle aus dem Bus geworfen und hatten keinen Ahnung, wo wir waren. Es stellte sich aber heraus, dass wir sehr gut herausgeworfen worden waren, unsere Unterkunft war nur wenige Minuten entfernt. Zwei Dinge waren sehr erstaunlich: 1. wie viele Hotels es in Hue gibt und 2. wie nass man nach ein paar Minuten Nieselregen sein kann. Aber in Sachen nass werden gibt es in Hue Abhilfe, nämlich bunte Plastik-Regenponchos an so ziemlich jedem Straßenstand, Kiosk, Laden oder Souvenirgeschäft. Für uns war die Auswahl heute fast zu groß, denn wir konnten uns nicht so recht entscheiden, ob wir mehr Geld in gute Ponchos investieren oder weniger in schlechte und ggf. neue kaufen, wenn die alten kaputt sind. Da unsere Entscheidungsfindung in Sachen Regenponchos wohl länger dauert als das schlechte Wetter, haben wir den Kauf erstmal vertagt auf einen Tag, an dem es so stark regnen wird, dass wir keine andere Wahl haben werden als den erst besten Poncho zu kaufen, ob schwer oder leicht, groß oder klein, mit Arm oder ohne, billig oder teuer, rotgetupft oder grünkariert, dick oder dünn.
In der Stadt waren heute auf alle Fälle schon sämtliche Zweiradfahrer (ob motor- oder personenbetrieben) mit flatternden Ponchos unterwegs und gaben ein sehr witziges Bild auf der Straße ab. An der Ampel ein Meer aus bunten Ponchos und wenn es dann grün wird (und da fällt mir auf, dass in Hue Ampeln tatsächlich nicht nur vage Indikatoren sind, wer idealerweise wann wo fahren sollte), pesen die in buntes Plastik gehüllten Mopeds und Fahrer los und man sieht und hört nur eine laute Wolke farbiger Regenponchos an einem vorbeidröhnen.
Abgesehen von dem Ponchos gab es in Hue für uns heute noch wenig bemerkenswertes. Wir haben ausgeschlafen, aus dem Fenster geschaut und bemerkt, dass es keinen Grund zu Eile gibt. Außer eventuell Raphaels minütlich vorgetragenem Wunsch nach Kakao "Gehst Du Kakao mit mir kaufen?"
Keiner hat sich erbarmt, so sind wir erst um elf aufgerochen, Kakao für das arme Kind zu organisieren. Da es heute aber auch so wirklich scheußlich draußen war, war unser erster Stop ein Cafe, wo wir dem armen Kind einen warmen Kakao bestellt haben und ein paar warme Suppen für die armen Eltern. Das vietnamesische Frühstück in Form einer Nudelsuppe ist wirklich keine schlechte Sache. Da hat man wenigstens was ordentliches im Bauch. Ist halt nix für zwischen Tür und Angel, so ein Topf Suppe, also eher nix für daheim... Naja, im Cafe haben wir Uno gespielt, das längste Unospiel aller Zeiten und so war auch schon wieder ne Menge Zeit rum. Als einziges Ziel für heute hatten wir uns den Supermarkt vorgenommen. Eigentlich haben wir seit China keinen wirklich Supermarkt mehr gesehen. Der heute war zwar auch ein Tante-Emma-Laden im Vergleich zu chinesischen Dimensionen aber für vietnamesische Verhältnisse gigantisch groß. Wir haben jeden Gang gründlich untersucht und Vorräte an Kakao, Joghurt, Äpfeln, Nudelsnacks und Zahncreme angelegt, die wichtigsten Dinge eben, die man zum Überleben so braucht. Und das Ganze zu Preisen, die an den Regalen stehen, an der Kasse über einen Scanner gezogen und automatisch addiert werden und über die man nicht mühsam verhandeln muss. Dann war der Nachmittag auch schon fast rum. Für den benachbarten Markt, auf dem wir noch etwas Gemüse kaufen wollten, da die Gemüseabteilung des Supermarktes sehr enttäuschend gewesen war, war dann kaum noch Zeit und der Markt ohenhin so groß und eng, dass man sich da nochmal etwas mehr Zeit nehmen und ohne Buggy kommen muss. Heute also nur ein kurzes Reinschnuppern und dann ab nach Hause, Philipp musste noch mit seinem neuen Miniball Fußball spielen und als Höhepunkt gab es vietnamesische Nudelsnacks, mit chinesischen Tauchsieder zubereitet.... hmmmmm.
Morgen hört es auf zu regnen, sagt Sandi, dann gibt es wieder etwas Kultur...

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