Kaiergräber, Tempel und Pagoden

Heute sind wir aufgewacht und haben gesehen, was wir bisher in Hue noch nicht zu Gesicht bekommen hatten: die Sonne! Was für ein wunderbarer Tag für eine Bootsfahrt auf dem Parfümfluss. Warum alles immer Parfümirgendwas ist, frage ich mich auch. Wirklich wohlriechend waren die ganzen Parfümsachen nämlich nicht. Naja, schön klingen tut es und hört sich vermutlich besser an als wenn der Fluss danach hieße, was alles in ihm, an ihm oder auf ihm gemacht wird. Wäsche, Haare oder Geschirr waschen, Kies und Sand herauspumpen, Touristen und Pilger zu Tempeln, Klöstern oder Kaisergräbern fahren, Holz transportieren, Ochsen tränken oder Wassergemüse (was auch immer das war) ernten.
Auf alle Fälle war es ein schöner Tag, um auf dem Fluss eine kleine Fahrt zu unternehmen. Wir hatten uns ein kleines Drachenboot gemietet. So ein gemietetes Boot kommt mit viel Platz für eine vierköpfige Familie, einem Fahrer, dessen Familie, einem leckeren Mittagessen und der Freiheit, sich die angefahrenen Ziele selbst aussuchen zu können.

Unser Drachenboot, gerade genug Platz für uns vier.
Auf dem Fluss verkehren unzählige dieser Drachenboote, obwohl es zur Zeit eher ruhig zuzugehen scheint, denn mal wieder waren viele, viele der Boote nicht unterwegs sondern blieben im Hafen liegen. Auf diesen Booten scheinen viele der Familien zu wohnen. Eine sehr eigenartige Vorstellung, dass man so zu sagen im Wohnzimmer der Familie sitzt, während man über den Fluss getuckert wird. Auf fast allen Booten sind Kinder herumgesprungen und herumgeturnt wie kleine Äffchen, während wir unseren Jungs wieder ihre Schwimmflügel verpasst und striktes Kletterverbot erteilt haben.
Zunächst wurden wir gefragt, was wir gerne zum Essen hätten, dann hat sich die Kapitänsfrau ihren Sonnenhut auf den Kopf gesetzt, ist kurz aus dem Boot in ein Ruderboot gesprungen, hat sich zum Markt fahren lassen und kam nach 10 Minuten mit dem Einkauf für unser Mittagessen zurück.

Mönch in der Thien Mu Pagode
Und dann ging die Fahrt entlang des Flusses, zunächst an der Zitadelle vorbei zu unserem ersten Stopp, der Thien Mu Pagode mit dem dazugehörigen Kloster. Es waren gar nicht so viele Boote und Leute hier, wie wir erwartet hatten, die Luft war angenehm frisch nach dem Regen und fing gerade an, sich ein bisschen zu erwärmen, die Sonne rein und heiter, eine perfekte Stimmung für diesen so friedlichen und entspannten Ort mit seiner Pagode, dem Tempel und den Mönchsunterkünften des Klosters, alles eingebettet in einen hübschen Garten mit viel Schatten, einem kleinen Bachlauf und großen Trögen mit den unterschiedlichsten Bonsais. An all diesen Tempeln, Pagoden und Palästen kann man sich überhaupt nicht satt sehen. All diese Details, die Farben, dieses Rot, die Schnitzereien und Figürchen, die brennenden Räucherstäbchen, die Laternen, die frischen Blumen auf den Altären, die Ornamente, alles so wunderschön und so ruhig. Man kann sich gut vorstellen, hier seine innere Ruhe und Ausgeglichenheit zu finden.
Nach der Thien Mu Pagode und weiteren ca. 20 Minuten Bootsfahrt waren wir am Dien Hon Chen Tempel. Hier eine völlig andere Stimmung. Der Himmel war zugezogen, der Tempel lag am Hang in einem kleinen Kiefernwäldchen und war sehr dunkel. In dunklem Holz gehalten, wie um den gelben Tüchern, die kleine, auf dem Altar stehende Glaskästchen abgedeckt haben, einen gebührenden Kontrast zu bieten. Das gesamte Tempelgelände war ein dicke Rauchschwaden gehüllt, teil von den unzähligen Räucherstäbchen, hauptsächlich jedoch von einem schwelenden Feuer, in welchem die bunten Zettelchen und andere Gaben aus buntem Papier und goldener Pappe verbrannt wurden.
Sandi musste hier relativ schnell weg, weil er nach einem feucht-fröhlichen gestrigen Abend nicht so für den Geruch von Räucherstäbchen und den Qualm eines schwelenden Feuers zu haben war.
Also zurück aufs Boot und Mittagessen. Wir hatten Berge an Essen vor uns stehen und zunächst wollten die Kinder Reis haben (und dass, obwohl Pommes auf dem Tisch standen!!!) und unsere liebe Gastgeberin kam, als sie das gesehen hatte, sofort mit einem Omelette für die Kinder an. Reis mit ohne alles ist für die Leute wohl so ein schändliches Essen, dass die Kinder dann regelmäßig ein Ei dazu geschenkt bekommen, wenn ihre Eltern ihnen schon nichts vernünftiges bestellen. Wir haben schon oft etwas unverständige Blicke geerntet, wenn unsere Kinder nur Reis haben wollten. Die Frau heute hat Philipp auch Soße vom Gemüse zu seinem Reis gegeben und ihn dann gefüttert, damit er auch ja die Soße und nicht nur den nackten Reis ist. Raphael hat heute aber auch Gefallen an den Frühlingsröllchen gefunden und unsere komplette Familienportion fast alleine verdrückt.
Letzter Stop war nach dem Mittagessen eines der Kaisergräber, nämlich das von Minh Mang. Die früheren Kaiser haben sich in der Umgebung von Hue gigantische Grabanlagen errichten lassen, die meisten Kaiser planten und bauten schon zu Lebzeiten, um dann ein Domizil für die Ewigkeit zu haben, dass auch ihren Vorstellungen und Anspüchen in ausreichendem Maße gerecht wird.
Die Grabanlage von Minh Mang ist eigentlich ein gigantischer Landschaftspark mit Tempeln und Pagoden, die in einer Achse angeordnet sein und am Ende der Achse liegt das das Grab, welches aber nicht zugänglich ist. Auch hier wieder das Staunen über all diese wunderschönen Gebäude und diesen gigantischen Park mit seinen Seen und Wäldern, Brücken und Wegesystemen. Philipp war beeindruckt, denn er hatte ein Grab erwartet, wie er es von zu Hause vom Friedhof kennt und sich vermutlich gewundert, warum wir überhaupt mit dem Boot fahren, um ein Grab anzuschauen. Aber die Treppen, Brücken, Durchgänge und Tore haben den Kindern richtig viel Spaß gemacht und die große Mauer vor dem eigentlichen Grab hatte etwas sehr Mystisches für sie.

Hue: Mädchen auf einem der Kieskutter
Auf der Rückfahrt haben wir weiter gestaunt über alles das Leben auf dem Fluss und über die Frachtkutter, die Sand und Kies transportieren, welchen sie mit großen Schläuchen aus dem Fluss gepumpen und die so viel Sand und Kies transportieren, dass sie dermaßen weit im Wasser liegen, dass man wie ich vermute kein Taschentuch mehr oben drauf legen könnte, ohne dass dass komplette Boot untergehen würde. Aber auch auf den Booten wieder die kompletten Familien drauf, mitsamt ihrer trocknenden Wäsche, ihren Kindern, ihrer Küche und ihren kleinen Ahnenhäuschen, die vor vielen Häusern aufgestellt werden, um den Ahnen einen Platz für ihre Seelen zu geben, damit sie sich nicht einbilden, im eigentlichen Haus ihr Unwesen zu treiben.
Nach der Bootsfahrt haben wir nun noch unsere Bustickets für Laos gekauft und Philipp seinen Herzenswunsch erfüllt und eine Kneipe mit Billiardtisch besucht, in der ich das schlechteste Essen unserer bisherigen Reise bekommen habe, sowie einen lauwarmen Kaffe, Philipp aber überglücklich mit seinem Schläger, wie er es nennt, die Kugeln über den Tisch geschoben hat.

Morgen haben sich die tapferen Reisekinder mal wieder einen Kindertag verdient. Nur Kinderprogramm. Philipp möchte zu einem Swimmingpool. Morgen soll es auch die entsprechenden Temperaturen geben.

Kommentare

  1. Hallo Antonia :)
    also ich musste jetzt einfach mal loswerden, dass ihr daran Schuld seid, dass wir jetzt auch eine Asien Rundreise gebucht haben. Habe in Facebook gelesen, dass ihr sogar mit 2 Kinder 6 Monate lang herumreist und hab dann Stephan gesagt, dass kriegen wir auch hin. Also fliegen wir am 16.04 nach Bangkok, danach direkt nach Kuala Lumpur und hoppeln dann wieder nach oben zurück, bis Siem Reap :). Allerdings nicht 6 Monate sondern nur 1 Monat lang, reicht aber für Anfang. Ich lese hier hin und wieder, wie es euch da geht, damit ich weiss, was uns mit Lennart erwartet. Bin schon jetzt voll in Reisefieber. Viel Spass noch in Vietnam oder Laos oder wo ihr genau jetzt seid und vielleich laufen wir ja uns irgendwo zufällig über dem Weg :))))
    Kati mit Lennart aus "Neuhausener Krabbelgruppe"

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  2. Hallo Kati,
    wie schön, dass Du mitliest und toll, wenn wir Euch angesteckt haben. Ich hoffe, Ihr sagt hinterher nicht auch, wir wären "schuld", dass Ihr die Reise gebucht habt. Ich hoffe eher, Ihr sagt, wie gut, dass wir Euch inspiriert haben ;)
    Ich denke, mit Lennart wird das kein Problem sein. Mit Philipp allein wäre alles wirklich supereinfach, weil er einfach alles schon besser versteht. Raphael macht auch gut mit aber er lässt sich eben nicht so leicht ablenken, z.B. wenn er im Bus nicht mehr sitzen mag.
    Mit dem über den Weg laufen fürchte ich wird es nichts werden, weil wir ca. bis zum 25. Mai in Vietnam sein werden (mit nem Monat in Laos dazwischen). Aber wer weiß, vielleicht ändern wir die Pläne und fahren nach Laos nicht zurück nach Vietnam sondern nach Kambodscha runter.
    Lasst uns mal wissen, wie es Euch ergeht.
    Grüße
    Antonia

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