Auf Buddhas Kürbis

Wir sind immer noch in Vientiane und wir müssen sagen, es ist genug. Morgen geht es weiter. Aber immer der Reihe nach, noch sind wir hier und noch haben wir nicht von unseren letzten beiden Tagen berichtet.
Gibt es was zu berichten? Hm, ein bisschen was schon.

- Wir haben hier die totale Kältewelle. Schon komisch wir reisen von Station zu Station, wo uns die Leute erklären, dass es um diese Jahreszeit nie so heiß/kalt/nass/trocken/sonnig/trüb ist. Sind wir solche Glückspilze bzw. Pechvögel oder liegt es am sich ändernden Klima? Was es auch ist, hier sind wir Glückspilze, denn 18-21 Grad hier in Vientiane mit ein bisschen Regen sidn mir bedeutend lieber als 38-41 Grad, die im Moment normaler wären. Es gibt hier in Südostasien nämlich nicht die klassichen vier Jahreszeitne wir bei uns. Hatte ich das schon erwähnt? Es gibt hier eine kühl-trockene Zeit, eine heiß-trockende und eine nasse. Im Moment ist die heiß-trockene, in der wir immerhin schon viermal Regen in 9 Tagen hatten und erst 2 Tage mit über 30 Grad. Sehr ungewöhnlich. Dieser brutale Kälteeinbruch ist Thema in der Zeitung und es wird davon berichtet, dass in den Bergen über 1400 neugeborene Kälber erfroren sind. Wobei man sagen muss, dass in den Bergen die Temperaturen wohl auf an die 0 Grad gefallen waren. Für uns sind es fast normale Sommertemperaturen und es erscheint uns ein bisschen albern, angesichts um die 20 Grad Hunde in Hundewinterjacken zu stecken und sich auf der Straße an Feuern zu wärmen. Aber wann, wenn nicht heute, kann man so ein schickes Hundeoutfit schon rausholen, wenn nicht heute?

- Sandi meint, wir müssten Folgendes richtig stellen: Wir haben den Markt gefunden. Versteckt zwischen besagtem Shoppingcenter und einer gigantischen Baustelle für ein weiteres Shoppingcenter sowie einer Ausfahrt für ein Parkhaus. Ein Parkhaus in Laos kommt einem so überflüssig vor wie das Hundeoutfit aber was nicht ist kann ja irgendwann noch werden. Die Tage des verbliebenen Teils des Marktes jedoch scheinen wirklich gezählt zu sein.

Vientiane, Buddhapark: Der Kürbis!
- Gestern haben wir einen Ausflug im Regen gemacht. Zum Buddha Park. Im Buddha Park gibt es wie der Name vermuten lässt viele Buddhas. Der Park liegt etwa 25 außerhalb der Stadt am Mekong und ist mit einer nicht besonders komfortablen, dafür aber interessanten Bus mit einem öfentlichen Bus zu erreichen. Unkomfortabel deshalb, weil der Bus nicht etwa dann voll ist, wenn man denkt, dass nun wirklich keiner mehr rein passt, nein, ein Bus ist voll, wenn wirklich, wirklich, wirklich, wirklich keiner mehr reinpasst und jeder jemanden auf dem Schoß hat. Dankenswerterweise hatte ich nur Raphael auf dem Schoß und war somit relativ billig aus dem Schneider. Sandi hatte weniger Glück. Aber auch er hat es überlebt. An der sog. Friedship Bridge, einer von zwei Brücken über den Mekong nach Thailand, sind plötzlich alle ausgestiegen und wir hatten Platz. Nur ich hatte noch jemand auf dem Schoß, den nun schlafenden Raphael bin ich so schnell nicht los geworden. Kurz nach der Brücke hörte der Asphalt auf und wir sind durch Schlaglöcher gehoppelt, gefühlsmäßig zurückversetzt an sehr, sehr lange, sehr, sehr holperige Tage in ähnlich alten Bussen in Afrika. Aber dann waren wir auch schon da und Philipps erster Kommentar: He, schaut mal, da gibt's einen großen Kürbis!  Der große Kürbis ist tatsächlich am beten beschrieben als riesiger Betonkürbis mit einem riesigen Mund als Eingang, Löchern zum Rausschauen, Treppen zum Raufklettern und Stufen zum oben Draufsitzen. Philipp war von diesem Gebilde hin und weg. Sehr verständlich, denn drinnen war alles sehr mysteriös mit dunklen Treppen und Geheimtüren (die so geheim gar nicht waren aber wir haben sie Geheimtüren genannt, der Spannung wegen), schrägen Figurenund diffusem Licht. Oben konnte man dann rausklettern und über den Buddhapark zum Mekong blicken. War wirklich witzig. Philipp musste auch gleich zweimal rauf. Der Rest des Parks eignete sich gut zum Verstecken spielen und zum Fotografieren von diversen Buddhas, keine wirklich alten allerdings, dafür ein riesiger, liegender Buddha, von dessen Fußnägeln Raphael begeistert war. Im Regen ging es dann zurück, hoppeldipoppel, ruckeldizuckel bis zur Brücke und dann auf wunderschönem Asphalt zum Busbahnhof. Abends hat es dann richtig geschüttet und wir haben Philipp seinen Wunsch erfüllt und eine Kneipe mit Billiartisch gefunden, wo die Jungs oben in der Karaokebar Billiard gespielt haben, während ich mir die Karaoke erspart habe und unten zivilisiert und bei ohrenkompatibler Lautstärke Emails geschrieben habe.

- Für heute hatten wir dann auch eigentlich kein Programm mehr für Vientiane, außer doch noch bezahlbare Windeln zu finden. Eine große Aufgabe, an der wir auch halb gescheitert sind. Wir haben welche gefunden, die zwar teuer waren aber nicht astronomisch teuer. Wird Zeit, dass Raphael auch nachts keine Windel mehr braucht. Tagsüber macht er das jetzt schon absolut perfekt! Ein halber Profi!
Nachdem wir gestern aber ein bisschen über unsere weitere Reiseplanung gesprochen und recherchiert haben, sind wir bei der Thai Botschaft darauf gestoßen, dass es bis 31.03.2011 einen Testzeitraum gibt, in dem Visa kostenlos ausgestellt werden. Da die Visaregelungen für Thailand etwas kompliziert und unvorteilhaft für uns sind, kam diese Nachricht wie gerufen für uns und wir haben beschlossen, heute unsere Visa zu beantragen. Normal würden wir nur 15 Tage bei Einreise über Land bekommen und müssten dann eine sauteure Verlängerung (ca. 50€ pro Person) in Bangkok beantragen. Jetzt bekommen wir kostenlos ein 60-Tages-Multiple-Entry-Visum! Und das ist morgen fertig. Deshalb heute noch ein Tag in Vientiane, wobei ein halber Tag rum ist bis man beim Konsulat wieder raus ist. Und weil die Kinder heute nicht wirklich konstruktiv waren und offensichtlich nochmal einen Tag Auslauf gebraucht haben, waren wir nachmittags nochmal auf dem Spielplatz und die Jungs haben heute gaaanz früh geschlafen. Muss auch mal sein, so fix und fertig wie sie heute waren.

Vientiane hat unser Herz immer noch nicht gewonnen. Komisch, es gibt Orte, in die verliebt man sich sofort und bei anderen weiß man, dass es nie was werden wird. Nicht, dass es hier schlecht wäre, irgendwie ist es nur so langweilig. Keine wirklichen Höhepunkte in der Stadt außer der wie natürlich immer prachtvoll herausragenden Klöster und Tempel. Der Präsidentenpalast ist langweilig, die Museen ziehen einen nicht wirklich an, die Straßen zu groß für den Verkehr und alles so platt. Was mich heute am meisten beeidruckt hat war das Gebäude, in dem World Vision hier untergeracht ist. Fast bombastischer als der Präsidentenpalast und man ist doch froh zu sehen, dass die Spenden, die man gemacht hat, auch wirklich sinnvoll eingesetzt werden. Von mir auf alle Fälle in Zukunft keine Finanzierung von World Vision Palästen mehr.

Morgen geht es dann hoffentlich mit thailändischem Visum weiter nach Norden nach Vang Vieng.

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