Mit der U-Bahn nach China

Wir sind in China. Wir haben Hongkong total unspektakulär bei Regen an einem Sonntag mit der U-Bahn verlassen. Da am Bahnhof alles anders war als erwartet und es dort doch einen Fahrkartenschalter für die chinesische Eisenbahn gab und wir Karten für unseren Zug ergattern konnten und die Dame am Schalter erklärte, dass es einfacher für uns wäre, in Shenzhen statt in Guangzhou umzusteigen, haben wir das gemacht. Von Hongkong fährt in die Nachbarstadt Shenzhen eine U-Bahn. Dort steigt man an der Endstation aus und geht mal eben schnell nach China rüber. Irgendwie total unspektakulär und unproblematisch. Ich hatte mir eine Einreise nach China irgendwie aufregender und bedeutender vorgestellt, man reist ja nicht jeden Tag nach China ein.

Wir können es auch kaum glauben, dass wir wirklich in China sind, denn hier ist bis jetzt alles so normal. Es wird uns dann zwar schnell wieder klar, denn wir sind zu absoluten Analphabeten degradiert, zu dummen Langnasen und können uns mit so gut wie niemandem in irgend einer Weise verständigen. Dankenswerterweise schreiben sie die Busnummern auch für uns lesbar drauf, sonst würden wir hier nicht mehr nach Hause kommen. Um der Taxifahrerin heute Morgen zu erklären, wo wir hin möchten, mussten wir in unserer Unterkunft anrufen und der Taxifahrerin das Mädel von der Rezeption geben, damit sie für uns den Weg erklärt. Man könnte uns statt einer Speisekarte auch ein Telefonbuch oder den Beipackzettel für Fußpilzcreme vorlegen, wir würden wohl nur am Format erkennen, dass man uns zum Narren halten will. Aber immerhin ist es uns gelungen, für Raphael ein paar neue Schuhe zu kaufen. An dem daheim vergessenen Tauchsieder arbeiten wir noch (falls jemand das Schriftzeichen dafür weiß, bitte schicken!)


Naja, in Shenzhen also sind wir über die Grenze und ich finde es sehr lustig, mal in Shenzhen gewesen zu sein, wenn auch nur am Bahnhof, weil mein früheres Büro in Sydney relativ viele Projekte in Shenzhen hatte und ich auch lange an einem gearbeitet habe. Gerne hätte ich es mir angeschaut aber erstens wusste ich nicht die genaue Adresse, zweitens hat es geschüttet ohne Ende und drittens hätten wir die Kinder und unser Gepäck nicht durch die ganze Stadt zerren wollen. Erwähnenswert finde ich auch, dass Shenzhen für europäische Verhältnisse eine richtig ordentliche Großstadt ist, wir von solch einer Millionenstadt aber noch nie etwas gehört haben. Shenzhen ist eine Industriestadt und hier wird vermutlich die Hälfte dessen produziert, was in unseren deutschen Wohnungen so rumsteht, was wir täglich in der Hand halten und womit unsere Kinder spielen und wir haben von dieser Stadt noch nie gehört. Schon komisch, wie blank man so in chinesischer Geographie ist. Sandi uns ich haben nachgedacht, wie viele chinesische Städte uns vor unserer Reise bekannt waren, also bevor wir uns mit der Region (bei China von einer Region zu sprechen ist eigentlich ja auch schon unverschämt) beschäftigt haben und wieviele dieser Namen wir auf einer Landkarte hätten anordnen können. Und was fällt einem da schon ein außer Peking und Shanghai?

In Shenzhen am wie es uns vorkam etwas überdimensionierten Bahnhof also ewiges Warten auf den Zug, weil wir viel zu früh dran waren (ja, das gibt's bei uns hin und wieder auch!). Weil wir aber im sog. Softsleeper gereist sind, was der 1. Klasse entspricht, hatten wir einen obernoblen Wartesaal mit Ledersesseln und viel Platz. Es gab dann für alle Passagiere des Zuges ein gemeinsames Boarding und für uns Langnasen eine Dame, die uns mit ihrem Megaphon freundlich aber bestimmt über einen Schleichweg in die Menge geschleust hat, in ein totales Chaos und man fragt sich, warum man nicht einfach zum Zug gehen darf, wann man möchte aber so ist es eben. Am Zug warten dann an jeder Tür adrett gekleidete Damen, um einem seine Plätze zuzuweisen (oder wie in unserem Fall unsere Kinder in die Backen zu kneifen und Helloho, Helloho! zu rufen). Wir hatten ein ganzes Schlafwagenabteil für uns (Glück für die beiden, die nicht über uns schlafen mussten), wirklich viel Platz trotzdem nicht, weil wir zu viel Gepäck haben (daran müssen wir arbeiten) dafür ein Tischdeckchen und allerlei Rüschchen. Leider war die Fahrt dann nur im Dunkeln, so dass wir außer ein paar beleuchteten Hochhäusern in Guangzhou kaum etwas gesehen haben. Die Nacht war wie eine Nacht im Zug auf einem mit einem seesternförmigen Kind geteilten, 38cm breiten Bett eben so ist und als wir endlich geschlafen haben, waren wir da. 25 Minuten zu früh, so dass wir hektisch alles zusammengerafft haben und froh waren, dass wir wussten, dass unser Halt die Endstation war.

Und dann ging es los.....


Kommentare

  1. Hallo Antonia,

    Google sagt 浸泡線圈 zu Tauchsieder. Keine Ahnung ob das stimmt. Kann nichts dafür wenn Ihr einen Unterwasseranzug oder ähnliches dafür bekommt.

    Grüße
    Mira

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