Goldfischsuppe und 10.000 Buddhas

Gestern hatten wir ja auch noch mehr gemacht, als uns über unser chinesisches Visum zu freuen. Philipp hatte sich übrigens ganz besonders über den schönen Aufkleber in seinem Pass gefreut, während Raphael sich jedes Mal schon wie ein Schnitzel freut, wenn er seinen Pass aufschlägt und wessen Bild darin findet? Genau, RAPHAEL! Raphael war aber auch gestern noch nicht sonderlich fit, so dass wir ein kleines Programm gemacht haben und erst am Nachmittag zu den Märkten aufgebrochen sind. Auf dem Programm standen der Blumenmarkt, der Vogelmarkt und der Goldfischmarkt. Den Blumenmarkt fand nur ich interessant, wobei ich am interessantesten fand, dass dort Tulpen, Narzissen und  Kirschblüten zur gleichen Zeit verkauft werden wie Sonnenblumen. Sandi fand das wenig bemerkenswert. Auch die gigentischen Mengen an prachtvollsten Orchideen und bizarren Bonsais haben nur mich die Kamera zücken lassen.


Haube drauf und Ruhe is!

Den Vogelmarkt fand dann zumindest auch Philipp interessant und er hat dort glaube ich alle Vögel, die zum Verkauf standen, fotografiert. Auch ich war entzückt von all diesen wunderschönen kleinen Käfigen, den kleinen Futterschälchen und den bunten Vögelchen. Wir kamen, als die meisten Stände gerade zu gemacht haben und alle Vögelchen in ihren Käfigen wurden nochmal mit Futter und Wasser versorgt, dann bekamen die Käfige eine kleine, passend genähte Haube und wurden mit einem langen Stock mit einem Haken in die kleinen Lädchen gehängt. Und sobald die Hauben alle drauf und die Vögel alle drinnen waren, war es plötzlich mucksmäuschenstill und das zuvor doch recht laute Durcheinandergezwitscher war verstummt.  Das Highlight nach einem Abendessen an einem Straßenstand, an dem wir Fischbällchen, Würstchen und köstliche Lachstäschchen gegessen haben, war allerdings der Goldfischmarkt! Dort waren dann auch Sandi und Raphael begeistert. Eine ganze Straße mit Goldfischläden und allem was das Aquarianerherz begehrt. Dort hängen in kleinen (Gott sein Dank mit Wasser gefüllten) Plastikbeuteln Fische aller Art, Farbe, Größe und Form, aber hauptsächlich Goldfische und man glaubt es als in der Aquaristik nicht besonders bewanderter Mitteleuropäer kaum, wie viele verschiedene Goldfische es gibt. Und die tummeln sich da zu hunderten in den Aquarien und Leute kommen und suchen sich einen aus und genau der muss es dann offensichtlich sein, so dass sie mit einem kleinen Kescher minutenlang im Becken herumwerkeln, bis sie DEN Fisch eingefangen haben, der wohl am putzigsten aussah. Man hätte fast Lust bekommen, auch ein Aquarium zu kaufen, ich hatte mir auch schon einen ganz besonders schönen Goldfisch ausgesucht... Naja, vielleicht können wir auf dem Rückweg noch ein Aquarium in den Privatjet packen (neben einem Schrank, einer Kommode, einer Riesen-Thomaseisenbahn, jeder Menge so wunderschöner Zettelchen, die man in den Tempeln kaufen kann, einer großen Ladung tiefgekühlter Fischbällchen und einem Reiskocher)

Unser Raphael, der seit unserer Abreise sprachlich ein paar Gänge hochgeschaltet hat und uns plötzlich mir richtig komplexen Satzkonstruktionen mit Nebensätzen und allem was dazu gehört, überrascht, hat ein neues Wort in seinen Wortschatz aufgenommen und das lautet Buddha.
Wir haben heute den Tempel der 10.000 Buddhas besichtigt. Oder besser gesagt die untere Hälfte, denn für die obere waren wir zu spät. Ich weiß ja nicht, wie viele Buddhas auf der oberen Hälfte stehen aber gefühlt waren die Buddhas gerecht zwischen unterer und oberer Hälfte aufgeteilt, denn wir haben ne Menge Buddhas gesehen und Raphael hat sehr freundlich sehr viele persönlich mit BUDDHA! begrüßt.
Der Ausflug stand aber irgendwie unter einem schlechten Stern, denn zunächst mussten wir 4 mal umsteigen, um zu unserem Ziel zu kommen. Da es aber zwei Stationen mit ähnlichem Namen gibt (Sha Tin und Sha Tin Wai) und wir leider nach Sha Tin Wai statt nach Sha Tin gefahren sind, haben wir es auf 6 mal Umsteigen gebracht. Rolltreppe rauf, Lift runter, Unterführung rüber, Rolltreppe runter, Lift runter, Rolltreppe rauf, ich habe das Gefühl, wir haben uns heute den halben Tag in Aufzügen, auf Rolltreppen oder Fließbändern aufgehalten.
OK, dann mal die Rampe rauf!
Wie dem auch sei, dank verspätetem Aufbruch, falscher Zielstation und Philipps obligatorischer Pieselpause kurz vor dem Ziel waren wir also zu spät. Das Koster liegt auf einem Berg. Man kann dort entweder über eine steile Rampe und Treppe hinaufgehen, durch ein Spalier an Buddhas, oder eine Rolltreppe nach oben nehmen (was sonst?), was mit Kinderwagen an sich keine schlechte Sache ist. Wir waren also um 16.59 da, die Rolltreppe schließt theoretisch um 17.00, faktisch allerdings um 16.59, so dass wir uns an den 15minütigen Aufstieg über besagte Rampe gemacht haben. Eigentlich auch nicht weiter schlimm, so schlimm es eben ist, einen Kinderwagen und einen 2jährigen, der keine Rampe laufen will, eben diese hinaufzukriegen. Auf erster Ebene waren wir also um 17.15 und es soll noch eine weitere Ebene mit noch mehr Buddhas und dem eigentlichen Kloster geben, zu dem es ein Aufstieg von weiteren 15 Minuten gewesen wäre. Die Tore sollten alerdings um 17.30 geschlossen werden, so dass wir uns nur die untere Ebene angesehen haben. Das waren für uns ohnehin genug Buddhas und Raphael war auch eher davon zu überzeugen, die Treppen wieder hinuterzugehen, als weitere hinauf. Also haben wir das gemacht.
Danach gab es noch den Höhepunkt einer jeder Reise, die wir unternehmen: Wir waren bei, ja bei: IKEA!!! Diesmal allerdings nicht geplant (es gibt ja Leute, die halten uns für bekloppt, dass wir in Stockholm lieber zu Ikea fahren als Schloss Drottningholm anzusehen aber den WELTGRÖSSTEN Ikea muss man doch gesehen haben!!! Und Drottningholm habe ich im Übrigen auch besichtigt, wenn auch allein.) Der Ikea lag hier aber wirklich an unserem Rückweg zum Zug, so dass Sandi nicht ohne Hotdog weitergehen konnte. Fazit unseres Ikeabesuchs: die Köttbullars schmecken genauso wie in Brunnthal, Stockholm oder Sydney. Das restliche Essen war nahezu ungenießbar und hatte außer Sättigungsfaktor wenig zu bieten. Aber: es gab Apfelsaft, der ist hier nämlich sonst sehr rar. Auch eingelegten Hering gab es und Poäng heißt auch hier Poäng und Billy ist Billy. Die Kinder waren begeistert, dass so viele von unseren Möbeln in dem Geschäft standen: Schau mal, unser Sessel!!! Am interessantesten allerdings fand ich die SB-Halle, denn die ist hier keine SB-Halle! Da die Leute ja alle keine Autos haben (denn wo soll man die parken), gibt es auch wirklich nur Kleinzeug zum Mitnehmen, den Rest lässt man sich wohl liefern. Und das Kleinzeug müssen die Leute dann in ihren blauen Ikeataschen zur U-Bahn schleppen. Hochinteressant.

Ja, so war das und eigentlich wollten wir ja morgen weiterziehen, weil aber Raphael immer noch nicht richtig fit ist, machen wir morgen einen Aufpeppeltag mit nur Kinderprogramm und Spielplatz und Pfannkuchen, damit Raphael endlich wieder mal richtig isst.

Guilin muss also noch bis Montag auf uns warten... schade, denn ich war ja schon so gespannt auf das richtige China...

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