Verkehrserziehung in Hanoi

Ein weiterer Tag in Hanoi.
Frischkäsebaguette!
Nach ein paar Baguettes mit Frischkäse, einem morgendlichen Wasserflaschen-Kegeln, für das Philipp seit Tagen leere Wasserflaschen gesammelt hat und einer Runde Zimmerfußball haben wir es gegen Mittag gewagt, nochmal in Richtung Old Quarter aufzubrechen. Ohne Buggy und zu einer wie wir dachten besseren Uhrzeit als das letzte Mal. Auf dem Weg noch schnell ein Frischkäsebaguette beim Frischkäsebaguettemann für Philipp und Raphael, dann weiter in Richtung Old Quarter. Auf dem Weg ist uns eine Fahrradrikscha oder ein Fahrradtaxi, wie Philipp es nennt, begegnet. Und da es nun seit Tagen Philipps Traum war, da mitzufahren, haben wir ihm diesen Traum erfüllt. Hanoi bietet den Kindern nicht gerade das entspannteste Programm, da sollen sie auch mal zu ihrem Recht kommen und wenn sich so ein Wunsch für 3 Euro erfüllen lässt, dann machen wir das mal. Ich stieg ein, die Rikscha ächzte leise, Raphael oben drauf, ein winzigkleines Stöhnen, dann Sandi, ein doch etwas größeres Murren und zu guter Letzt noch Philipp, der das Kraut dann auch nicht mehr fett gemacht hat. Die nächste halbe Stunde hatte dann der arme Fahrer zu ächzen und zu stöhnen aber er hatte uns ja vorher begutachtet... Und ganz am Ende waren wir die Murrenden, denn natürlich fährt ein Rikschafahrer in Hanoi ohne Aufstand für den verhandelten Preis nicht die verhandelte Zeit. Auf den Aufstand hatte ich aber heute keine Lust, die Jungs hatten Spaß an der Fahrt gehabt also haben wir es gut sein lassen. Die Fahrt war aber nett, so lange man nicht nach rechts und links schaut, wenn man eine Kreuzung überquert und Mopeds und Autos auf einen zuströmen, um kurz vorher geschickt um einen herum zu manövrieren. So eine Rikscha auf einer Krezung ist ein bisschen wir eine Schnecke, die eine Ameisenstraße quert. Im Weg, sperrig und in großer Gefahr. Aber wir hatten eine nette kleine Rundfahrt und haben im Old Quarter einige Straßen mehr gesehen, als wir gesehen hätten, wenn wir alles hätten laufen müssen. Das Gelaufe hat dann nach der Fahrt begonnen wir wollten noch zu einem Markt am anderen Ende des Old Quarters. Das Manövrieren der Kinder ist da nicht immer ganz leicht. Wo es geht, versucht man sich am Gehweg durchzuschlagen. Oft geht das aber nicht, weil die Mopeds alles zuparken, Geschäfte ihre Auslagen bis auf die Straße schwemmen, Nachbarn ein Pläuschchen halten oder Zeitung lesen, Geschäfte ihre Werkstätten auf den Gehweg ausgelagert haben und kleine Garküchen ihre Stühlchen und Tischchen oder gleich die ganze Küche draußen aufstellen. Und die Straße ist für Kinder auch nicht unbedingt der geeignete Ort, wenn die Mopeds vorbeibrausen. Obwohl ich sagen muss, dass die Mopeds hier mir doch wirklich angenehmer sind als die in China, denn erstens machen sie wie schon erwähnt richtig viel Lärm und gleiten nicht geräuschlos an, zweitens hupen sie gerne und großzügig, drittens weichen sie aus und viertens bremsen sie, wenn all die vorherigen Punkte nichts nützen. In China hätte ich es das ein oder andere Mal nicht darauf ankommen lassen wollen, da hatte ich das Gefühl, dass sie die Kinder auch platt fahren würden, wenn man sie nicht rechtzeitig zur Seite zerren würde. Oder sie sind noch cooler und bremsen wirklich erst dann, wenn es gar nicht mehr anders geht.
Eisenwarenstraße Old Quarter
Wir haben aber auch den Weg zum Markt geschafft, durch eine Straße mit Blechwarenverkäufern, die in ihren Läden alles selber machen. Eimer, kleine Öfen, Gießkannen, Grills, Schränkchen, Siebe... Eine Straße mit nur Papierwaren, lauter bunten Papierlampions, Papierchen für die Tempel, Briefpapier, Papiertüten, Pappteller, Papiergirlanden... Eine Straße mit Eisenwaren, Drähten, Gittern, Drahtgeflechten, Schrauben. In einer Straße gab es  alles zum Thema Wasserinstallationen. Interessant, es schein da doch alles zu geben.... In einer Gasse gab es nur Kindersachen, also Spielzeug, Babyausstattund, Kinderkleidung und Läden, die nur Windeln verkauft haben. In der nächsten Straße nur Süßigkeiten, Kekse und Chips und noch eines weiter lauter Garküchen. Man weiß gar nicht wo man hinschauen soll, obwohl, man weiß es schon, auf die Kinder, damit sie in dem Gewusel nicht abhanden kommen...
Der Markt war dann eher eine Enttäuschung, denn es gab eigentlich nur Kinderklamotten, Damenunterwäsche und Bademäntel in Pastellfarben. Der Essensbereich war schon zu, zum Glück, denn als wir uns dort was zu trinken gekauft haben, ist uns eine dicke Ratte über den Weg gelaufen und wir waren uns einig, dass wir lieber wo essen wollen, wo wir die Ratten vorher nicht gesehen haben...
Gesagt getan, auf ins nächste Restaurant, wo wir die einzigen Gäste waren (was wir eher auf die unorthodoxe Essenszeit als auf die Qualität der Küche geschoben haben) und uns umständlich auf dem winzigen Balkon so eingerichtet haben, dass wir dort zu viert an einem Tisch sitzen könnten. Kurz drauf kam der Kellner, der uns bat, schon mal was zu trinken zu bestellen, er müsste nur noch kurz die Köchin anrufen, die wäre gerade nicht da. Da klingeln natürlich alle Alarmglocken! Getränke haben wir also keine bestellt und erstmal um Klärung gebeten, wann mit der Köchin zu rechnen ist. Die war aber wohl zu Hause nicht abkömmlich und so mussten wir das Restaurant mir knurrendem Magen wieder verlassen. Wir sind aber noch satt geworden. In einem anderen Restaurant und haben uns dann durch den inzwischen wieder recht dichten Verkehr zurück zu unserem Hotel durchgeschlagen.
Überhaupt, Verkehr! Wir sind durch Nanning ja schon sowas wie erprobt gewesen. Allerdings wirklich nur schon sowas wie erprobt. Hier findet dann die Feuertaufe statt. Aber wir werden immer besser und zeitweise bewegen wir uns auch schon katzenartig durch den fließenden Verkehr. Hat immer sowas von dem alten Computerspiel, bei dem der Frosch die andere Seite der viel befahrenen Straße erreichen muss. Bisher haben wir immer das nächste Level erreicht. Und zwar folgendermaßen:
1. Lage einschätzen. Kind fest an der Hand nehmen (ob es will oder nicht spielt hier nur eine untergeordnete Rolle)
2. bei auswegloser Lage auf der gleichen Straßenseite bleiben und hoffen, dass man auch so heim kommt.
3. da man aber eigentlich nie auch so heim kommt, muss man darauf warten, bis die Situation nicht mehr ganz so hoffnungslos erscheint.
4. allen Mut zusammennehmen, tief durchatmen, vermeintlich günstigen Moment abwarten und Fuß auf die Straße setzen, eindeutiges Kommando an Kind.
5. jetzt bloß nicht mehr zurück, das könnte böse enden.
6. nun mit gleich bleibender Geschwindigkeit beginnen, die Straße zu queren, dabei den Blick nach links, Kind fest an der Hand, schauen, ob auch wirklich jeder ausweicht. Was passiert, wenn nicht, das haben wir noch nicht erprobt.
7. Ab der Mitte der Straße Kopf nach rechts wenden, weiter wie bei 6. Bei Einbahnstraßen entfällt 7. nicht! Man weiß ja nie!
8. Auf der anderen Straßenseite Bürgersteig betreten (soweit möglich) und erneut tief durchatmen. Zerquetschte Kinderhand wieder loslassen

Eine weitere Methode lautet folgendermaßen
1. nach links schauen
2. nach rechts schauen
3. geradeaus schauen
4. Augen zu und durch!
Funktioniert wahrscheinlich genauso gut. Ist aber nur für abgebrühtere Typen ohne mitgeführtem Kind zu empfehlen.

Auch haben wir herausgefunden, das der beste Moment eine Ampel zu überqueren nicht dann ist, wenn sie grün zeigt. Zu Philipps großem Entsetzten (MAMA, DIE AMPEL IST ABER ROOOOOOOOOOOOOOT!!!!!!!!!!!!!!!!) geht es manchmla wirklich nicht, bei grün über die Straße zu gehen. Die Ursachenforschung ist hier noch nicht ganz abgeschlossen, denn komischerweise gibt es Kreuzungen, an denen bleiben Fahrzeuge bei Rot stehen, bei anderen nicht. Oder ob es an der Uhrzeit liegt? Oder am Wetter, der Mondphase, dem Wochentag oder ob es schlicht und einfach Zufall ist? Wir arbeiten am Ergründen....

Morgen mehr aus Hanoi, in dem es noch sehr viel zu ergründen gibt...

Kommentare

  1. was soll ich auf meine Wunschliste als Mitbringsel meiner Eltern aus Vietnam schreiben?

    Was gibt es den da so???

    AntwortenLöschen
  2. Hm, sind irgendwie eher Frauensachen, die es gibt. Also Sandi fährt auf dsa Zeug nicht so ab wie ich. Ich würde mir ja so eine schöne Bambusschüssel mitbringen lassen (außen schwarz, innen in ganz knalligen Farben) oder so ein kleines Teeservice.
    Es gibt viel Seide, aber ne Krawatte ist ja auch nicht so das Brüller-Mitbringsel. Ich weiß ja nicht... wenn Du auf bunte Lampions oder sowas stehst dann gibt es sehr schöne?
    Wir halten heute mal die Augen offen, ob es auch Zeug gibt, das für Männer interessant ist.

    AntwortenLöschen
  3. kein Stress meine Eltern sind ja noch drei Wochen in Vietnam. Mone und die Kinder freuen sich ja auch über GESCHÄÄÄNKÄÄÄ.
    Ich dachte ja eher an so ein IPhone oder IPad, aber das wird dort auch nicht günstiger sein.

    AntwortenLöschen
  4. Für Mone und die Kinder wird es sicher nicht schwer werden, was zu finden.
    Bis jetzt habe ich noch keinen Laden gesehen, dem ich glauben würde, dass auch Apple drin ist, wo Apple draufsteht...
    Ich wage auch zu bezweifeln, dass ein IPad hier viel günstiger ist... nettes Mitbringsel wäre es allerdings schon...

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf unserem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (https://kindundkegelsackundpack.blogspot.com/p/datenschutz.html) und in der Datenschutzerklärung von Google unter https://policies.google.com/privacy?hl=de